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Frage von Markus S. •

Frage an Lothar Mark von Markus S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Hallo Herr Mark,

vielen Dank für Ihre schnelle und umfangreiche Antwort.

Nun, zu meiner Position... also warum ich der Meinung bin, dass das kürzlich verabschiedete Gesetz zur Änderung des Stammzellgesetzes die Forschungsfreiheit über die Würde des Menschen stellt:

Wenn es nach mir ginge, gäbe es keinen Stichtag, sondern einen klaren Importstopp für embryonale Stammzellen.

Denn ich mache mir hier Sorgen um die politische Glaubwürdigkeit Deutschlands...

Ein aktuelles Beispiel für ein Faktum dafür ist die Drucksache des Bundestages 16/8868:

Wir wollen uns gegen die Einfuhr von Robbenprodukten wehren, um die Robben zu schützen... Nun, ich habe prinzipiell nichts gegen Tierschutz. Tierquälerei ist ja etwas schreckliches - ob zu Forschungszwecken oder nicht. Andererseits aber unterstützen wir, dass andere Länder kleine Menschen(denn das sind sie von Anfang an) zu Forschungszwecken töten, um aus ihnen Stammzellen zu gewinnen und kaufen die Produkte.

Bei den Robben könnten wir also hart durchgreifen und den Import verbieten...

Warum wollen wir denn die Robben schützen, und die Menschen nicht?

Die Forschung mit embryonalen Stammzellen und das Klonen sind gar nicht so vielversprechend, wie immer behauptet wird. Man sieht das an den Ergebnissen, die aus dieser Forschung vorzuweisen sind... Es gibt nach jahrelanger Forschung an embryonalen Stammzellen noch kein einziges Produkt (auch kein Medikament), dass auf dieser Forschung basiert. Wirtschaftlich ist es also nur rausgeworfenes Geld.
Im Gegensatz dazu gibt es aber einige sehr vielversprechende Forschungsergebnisse aus der Forschung mit adulten Stammzellen. Hier wäre also möglicherweise etwas zu verdienen.

Und: die Forschung mit adulten Stammzellen(Zellen von Erwachsenen) ist ethisch vertretbar, denn dafür muss niemand getötet werden. Es handelt sich lediglich um eine Operation, der ein Erwachsener mit einer Willensentscheidung zustimmen kann - das Embryo können Sie noch nicht fragen...

Mit freundlichen Grüßen,

Markus Schadegg

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schadegg,

vielen Dank für Ihre erneute Mail vom 15. Mai 2008, in der Sie Ihre Einstellung zur Änderung des Stammzellgesetzes nochmals begründen.

Ich stimme Ihnen zu, dass beträchtliche Erfolge in der Forschung mit adulten Stammzellen erzielt worden sind und dass ein Vorteil der adulten Stammzellforschung deren ethische Unbedenklichkeit ist, da Erwachsene dem Prozess bewusst zustimmen können. Auf absehbare Zeit wird jedoch sowohl adulte als auch embryonale Stammzellforschung notwendig sein, da Erkenntnisse, die aus der embryonalen Stammzellforschung gewonnen werden, Voraussetzung für die Forschung mit adulten Stammzellen sind.

Was die embryonale Stammzellforschung betrifft, so befinden wir uns derzeit noch in der Grundlagenforschung und noch nicht im Therapiebereich, weshalb auch noch keine Medikamente auf dem Markt sind. Trotzdem möchte ich Sie darauf hinweisen, dass in der embryonalen Stammzellforschung bisher wichtige Ergebnisse erzielt wurden, die weitgehend zum Verständnis der adulten Stammzellforschung beigetragen haben.

Ihrem Vorwurf, wir würden Robben schützen, die Menschen aber nicht, muss ich widersprechen. Selbstverständlich sollen Menschen geschützt werden, wie dies auch im Grundgesetz festgeschrieben ist. Gerade deshalb haben wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sind dem Gesetzentwurf zahlreiche Debatten vorausgegangen. Es wurden Fachleute unter anderem aus Medizin und Forschung sowie ein Ethikrat konsultiert, um die Ergebnisse genauer Untersuchungen zu Stammzellforschung vorzustellen und ihre daraus resultierenden Bedenken mitzuteilen. Die Aussagen dieser Spezialisten trugen zur Entscheidungsfindung bei.

Wie ich in meiner Antwort vom 22. April 2008 bereits erklärt habe, war es uns bei der Gesetzesänderung zum Stammzellgesetz besonders wichtig, die Grundausrichtung und den Schutzmechanismus des Gesetzes zu erhalten, so dass von Deutschland nicht der Impuls ausgeht, embryonale Stammzellen zu gewinnen bzw. zu veranlassen, dass Embryonen zu Forschungszwecken gewonnen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Lothar Mark