Frage an Lothar Mark von Manfred N. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Mark,
ich wende mich in einer Sache an Sie, da Sie, wie ich Ihren bisherigen Antworten in der abgeordnetenwatch.de entnehmen konnte, der Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages für die Regionen Lateinamerika, Spanien und Portugal sind.
Mein Thema sind die Auslandsschulen, in meinem Falle in Portugal, wo ich seit einigen Jahren arbeite und wohne. Natürlich bin ich kein Einzelfall, denn fuer meine Generation (1970er Jahre) ist die intereuropaeische Wohnortverlegung etwas ganz normales. Man arbeitet und lebt natuerlich unter den hiesigen Verhaeltnissen und Bedingungen (die besser oder schlechter sein koennen als in Deutschland). und in Zeiten von "Internet" und "emails ist es relativ einfach, den Kontakt zur "Heimat" nicht zu verlieren.
Was liegt also naeher als die eigenen Kids auf die hiesige "Deutsche Schule" zu schicken. Das Problem ist das für lokale Verhältnisse unverschämt hohe Schulgeld von ca. 500 Euro monatlich, mit einem nicht allzu grosszügig vermessen Rabatt von 10% für jedes Geschwisterkind.
Die Folgen liegen auf der Hand: die "Deutsche Schule" wird in der überwältigenden Mehrheit besucht von "Elitenkindern", die bis zu ihrem Schuleintritt zu deutscher Sprache und Kultur überhaupt keinen Bezug hatten, und von einer Minderheit mit deutschen Wurzeln (Vater und/oder Mutter), deren Integration die Schule ironischerweise vor immense Problema stellt.
Und, was mich natuerlich am meisten aergert, verwehrt das aktuelle System de facto vielen Interessierten den Schulbesuch, und co-finanziert denselben unoetigerweise fuer viele Individuen die es nun wirklich ueberhaupt nicht noetig haetten.
Liessen sich nicht Staatzuschuesse in eine Richtung steuern, die den Kindern unserer Generation den besuch einer deutschsprachigen Schule im europäischen Ausland unter akzeptablen (=bezahlbaren) Bedingungen moeglich machen wuerde?
Mit freundlichen Gruessen,
M. Niehus
Sehr geehrter Herr Niehues,
vielen Dank für Ihre Mail vom 29. Januar, in der Sie sich zu den deutschen Schulen insbesondere in Portugal äussern. In der Tat bin ich nicht nur Berichterstatter für Portugal und Spanien im Auswärtigen Ausschuss, sondern auch der zuständige SPD-Berichterstatter für den Haushalt des Auswärtigen Amtes. Als solcher liegt mir die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik - darunter auch die Auslandsschulen - besonders am Herzen. Deren schwierige finanzielle Situation in den letzten Jahren ist mir bekannt. Mit meinen Koalitonsberichterstattern habe ich deshalb auch mehrfach dafür gesorgt, dass in den parlamentarischen Beratungen für den Schulfonds ein Teil der Bundesmittel umgeschichtet wurde.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die 117 deutschen Auslandsschulen (ausschließlich) in privater Trägerschaft sind. Schulträger ist in der Regel ein privater Schulverein, der sich einen Vorstand wählt. Dieser Schulverein ist für das Schicksal der Schule alleine verantwortlich, auch für den Schulhaushalt.
Neben Sponsorengeldern sind die von den Eltern zu zahlenden Schulgelder die eigentliche Einnahmequelle der Schulen. Die in eigener Verantwortung festzulegenden Schulgelder sind unterschiedlich hoch und hängen vom Schultyp, den angebotenen Schulabschlüssen und der Region ab. Aus einer Vergleichsuntersuchung ergibt sich, daß die Höhe der Schulgelder deutscher Auslandsschulen etwa den Schulgeldern französischer, italienischer, schweizerischer und österreichischer Schulen entspricht, also Schulen, die mit deutschen Schulen verglichen werden können, da sie wie diese in erheblichem Umfang staatliche Mittel erhalten und aus Sicht des jeweiligen Landes einen (außen)kulturpolitischen Auftrag wahrnehmen.
Die umfangreiche personelle und finanzielle Förderung der Auslandsschulen aus dem Schulfonds des Auswärtigen Amtes (Förderumfang 2006 etwa 125 Mio €) ermöglicht es den Schulen, im Vergleich zu den amerkanischen, englischen und internationalen Schulen deutlich geringere Schulgelder zu verlangen (je nach Schulstandort kosten diese ausländischen Schulen das Zwei- bis Vierfache der deutschen Schulen). Gleichwohl ändert auch die umfassende Förderung dieser Schulen aus dem Bundeshaushalt nichts an der Tatsache, daß der Besuch dieser Privatschulen etwas kostet, was auch künftig so bleiben wird. Die Schulen sind aber gehalten, in Fällen sozialer Bedürftigkeit (und auf Nachweis) von einer Erhebung der vollständigen Schulgebühren abzusehen und Schulgeldnachlässe einzuräumen. Die Entscheidung hierüber obliegt dem Schulvorstand. Eine Einflußnahme von außen (d.h. z.B. durch das Auswärtige Amt) ist leider nicht möglich.
Angesichts der gegenwärtigen Haushaltslage sehe ich leider keine Möglichkeit, hier eine Neuorientierung zu erreichen, so wünschenswert dies auch wäre. Die Schulen sind vielmehr aufgefordert, ihre eigenen Bemühungen um weitere Einnahmequellen zu verstärken.
Mit besten Grüßen und guten Wünschen
Ihr Lothar Mark