Frage an Lissy Gröner von Norman F. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Gröner,
mit Bedauern stelle ich fest, dass sich die mediale Berichterstattung in Deutschland hauptsächlich um nationale Poltik dreht und die Geschehnisse in EU-Institutionen, zum Beispiel im Europäischen Parlament, wenn überhaupt nur sehr marginal behandelt werden. So habe ich zum Beispiel noch nie in einer deutschen politischen Talkshow einen Gast aus dem europäischen Ausland gesehen, auch nicht wenn es um Europathemen ging.
Ich halte aber ein größeres Interesse der noch sehr national orientierten Bevölkerung an der Europapolitik für sehr wichtig, damit die Bevölkerung später besser in die demokratische europäische Entscheidungsfindung eingebunden werden kann und die EU nicht zu einem volksfernen Technokraten-Organisation verkommt.
Deshalb halte ich die Einrichtung einer supranationalen europäischen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt für sinnvoll, deren einzelne Sender nicht nach Staaten oder Regionen aufgeteilt sind, wie es bei der hiesigen ARD der Fall ist, sondern ausschließlich nach Sprachen.
Von solch einer Fernsehanstalt würde ich mir erhoffen, dass sie die Aufmerksamkeit für europapolitische Themen, für die Arbeit des Europäischen Parlaments und der anderen EU-Institutionen und letztendlich auch für die im deutschen Fernsehen meiner Meinung nach besonders zu kurz kommenden Sichtweisen anderer europäischer Staaten fördert, um die Integration der Bevölkerung in die EU zu fördern.
Was halten sie von dieser Idee? Ist so etwas vielleicht schon in Planung?
Mit freundlichen Grüßen,
Norman Frey
Sehr geehrter Herr Norman Frey,
vielen Dank für Ihre Anfrage, in der Sie Stellung zur medialen europäischen Berichterstattung nehmen. Ich teile Ihre Auffassung, dass die mediale Berichterstattung zu europäischen Themen in Deutschland noch zu knapp ausfällt. Hierfür gibt es vielerlei Gründe. Das Fehlen einer europäischen Öffentlichkeit, die über Ländergrenzen hinweg gemeinsame europäischen Themen diskutiert und dabei auch Stimmen aus anderen Mitgliedsstaaten Gehör verschafft, ist ein zentraler Punkt in der Debatte um mehr Europa in den Nachrichten. Sicherlich spielt die Vielfalt der Sprachen und Kulturräume hier eine zentrale Rolle.
Europas Entscheidungsprozesse sind komplex. Es ist auch unsere Aufgabe als EuropaparlamentarierInnen, immer wieder die Bedeutung und den Einfluss der Europäischen Union klar und verständlich zu kommunizieren.
Ein gutes und sehr erfolgreiches Mittel ist der Nachrichtensender EuroNews. Mit Euronews und Europe by Satellite haben wir auf europäischer Ebene bereits einige supranationale und in mehreren Sprachen verfügbare Sender, die ausschließlich über europäische Themen aus europäischer Sicht berichten. Jedoch fehlen hier dringend benötigte Ressourcen, um flächendeckend in ganz Europa aktuelle Nachrichten zu senden. Wenn jede/r Bürger/in einen Euro Gebühren beisteuern würde, könnte EuroNews in alle europäischen Länder und in der jeweiligen Landessprache sein Programm ausstrahlen.
Neben einer regelmäßigen und aktuellen Berichterstattung in den nationalen Medien sind auch kleine öffentliche Aktionen wie z.B. der Internetblog debate europe, die EUtube Seite oder http://www.myparl.eu ein wichtiger Baustein auf dem Weg hin zu einer verbesserten europäischen Öffentlichkeit. Das Europäische Parlament hat in weiteren Aktionen, wie dem Karlspreis für die Jugend oder den Besuch von Abgeordneten an Schulen in der Region, die Aufmerksamkeit besonders auf Kinder und Jugendliche gewendet. Ich denke, dass dies ein guter Weg ist, die jungen EuropäerInnen neugierig auf Europa zu machen und so auch die Nachfrage nach guten und aktuellen Informationen über Europa zu steigern.
Besonders im Hinblick auf die Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2009 ist eine umfassende, mit europäischen Themen gefüllte Berichterstattung von großer Bedeutung. Europa ist gut und wichtig für die Bürgerinnen und Bürger - dies muss auch kommuniziert werden. Gerne sehen wir dazu jegliche Unterstützung aus der Bürgerschaft, sei es durch Beiträge in den Medien, Leserbriefe oder durch Einladungen von Europaabgeordneten und Ergänzung der nationalen Debatten mit europäischen Aspekten. Denn Europa ist zu wichtig, um es den NEIN-Sagern zu überlassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Lissy Gröner, MdEP