Frage an Lisa Maria Otte von Martin W. bezüglich Klima
Sehr geehrte Frau Otte,
es gibt tausende Werbeanlagen in Hamburg, darunter immer mehr digitale.
Letztere sind durch bewegte Bilder und hohe Helligkeit optisch sehr dominant. Die Bildschirme erzwingen den Blick und die Aufmerksamkeit der Menschen, die sich in der Stadt bewegen und schmälern die Sichtbarkeit des sie umgebenden urbanen Raums. Die ständig, ungefragt und ohne Einverständnis aufgezwungenen Bilder überreizen die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit, propagieren fragwürdige Rollenbilder und erzeugen unnötigen Konsumdruck. Durch emotionale und unterbewusst wirkende Botschaften werden Gefühle des Mangels und Nichtgenügens erzeugt.
Der Stromverbrauch der Anlagen ist enorm.
Digitale Anlagen im CLP Format verbrauchen soviel Energie wie fünf Durchschnittshaushalte. Digitale Anlagen im CLB Format verbrauchen soviel Energie wie 14 Durchschnittshaushalte.
Die Anlagen immittieren viel Helligkeit und tragen so zur Lichtverschmutzung in der Stadt bei, selbst wenn manche um Mitternacht für ein paar Stunden abgeschaltet werden.
Ich möchte Sie, als Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Klima und Energie und des Kultur- und Medienausschusses, fragen:
1. Hamburg möchte klimaneutral werden. Was spricht dagegen, in Zukunft auf digitale Werbeanlagen zu verzichten, um Energie zu sparen?
2. Es gibt bereits über 200 digitale und mehrere tausend analoge Werbeanlagen in Hamburg. Es könnten noch viel mehr werden. Ich finde das massenhafte Vorhandensein von Werbebildschirmen im öffentlichen Raum ist eine dystopische Vorstellung. Unter einer lebenswerten Stadt stelle ich mir etwas ganz anderes vor. Wie stehen Sie dazu?
3. Wann beginnen die Ausschreibungen neuer Verträge über die Ausübung der Werberechte auf öffentlichem Grund? Werden Sie daran mitarbeiten?
4. Wie stehen Sie dazu, Fahgastunterstände und anderes Stadtmobiliar zukünftig ohne Public Private Partnership zu beschaffen?
Vielen Dank, mit freundlichen Grüßen
Martin Weise
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Frage. Als Sprecherin für Tierschutz der Grünen Bürgerschaftsfraktion bin ich nicht mit allen Details der digitalen Werbemittel im Stadtraum vertraut. An der Ausschreibung neuer Verträge über die Ausübung der Werberechte auf öffentlichem Grund bin ich nicht beteiligt, daher habe ich entsprechend Informationen eingeholt. In unserer Fraktion sind Sie ja bereits mit dem Sprecher für Verkehr Gerrit Fuß im Austausch bezüglich digitaler Werbung bei Fahrgastunterständen. Er hatte erörtert, dass die digitalen Anlagen gemäß Vertrag mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen und dass neue Anlagen über Nacht gedimmt bzw. abgeschaltet werden.
Aus Sicht des Tierschutzes ist die Lichtemission grundsätzlich ein wichtiges Thema. Diese umfasst über Werbemittel hinaus auch Schmuckbeleuchtung, Lichtquellen aus Industrie und Gewerbe, Straßenleuchten sowie Innenbeleuchtungen in Gebäuden. Lichtverschmutzung beeinflusst das Verhalten vieler Tierarten. Während beispielsweise tagaktive Tiere schlechter in den Schlaf finden und sich so schlechter regenerieren können, schlafen nachtaktive Tiere hingegen länger und haben somit weniger Zeit für die Nahrungsaufnahme. Es kommt auch dazu, dass Zugvögel mit künstlichen Lichtquellen kollidieren oder Insekten aus Naturschutzgebieten in die Stadt gelockt werden.
Deshalb setze ich mich in meiner Partei dafür ein, die Lichtquellen in unserer Stadt im Sinne des Tierschutzes kritisch zu hinterfragen und wo möglich zu mindern.
Mit freundlichen Grüßen
Lisa Maria Otte