Frage an Linda Neddermann von Klaus B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Neddermann,
wie wollen sie Studium und Politik unter einen Hut bringen?
Werden sie auch nach der Wahl Vorsitzende der Grünen Jugend bleiben und erneut kandidieren?
Können sie sich vorstellen auch für den Bundestag zu kandidieren?
Was empfehlen sie Jungen Menschen wenn das Interesse an Politk nicht vorhanden ist?
Finden sie es ok wenn jugendliche Straftäter auf Reisen in ferne Länder geschickt werden um sich zu bessern und wären die 45000 Tausend Euro pro Maßnahme nicht besser angelegt wenn mehr Jugendliche am Maßnahmen teilnehmen um sich zu bessern.
Sind sie dafür, dass Schüler und SchülerInnen die ständig die Schule schwänzen von der Polizei morgens Zuhause abgeholt werden?
Was wollen sie konkret gegen Jugendgewalt unternehmen?
Was wollen sie konkret gegen Schulschwänzer unternehmen?
Sind sie für die Sicherungsverwahrung bei Sexualstraftaten gegen Kinder und Jugendliche?
Hallo Herr Bernhard,
danke für Ihre Fragen. Ab der nächsten Legislatur wird die Bremische Bürgerschaft das Konzept des Teilzeitparlaments verfolgen - so ist es möglich, das Abgeordnetenmandat und den eigentlichen Beruf auszuüben. Als Abgeordnete würde ich daher nebenbei mein Studium fortführen und baldmöglichst meinen Bachelor-Abschluss machen.
Wenn ich nach der Bürgerschaftswahl in die Bremische Bürgerschaft gewählt werden sollte, werde ich als Sprecherin der Grünen Jugend Bremen zurücktreten, da Doppelmandate/Doppelfunktionen satzungsgemäß bei der Grünen Jugend verboten sind: Die Mitglieder des Landesvorstands der Grünen Jugend Bremen dürfen nicht MandatsträgerInnen in einem Landesparlament, im Bundestag oder im Europaparlament sein.
Mein langfristiges Ziel ist es, auf bundespolitischer Ebene tätig zu sein, da man beispielsweise in dem Bereich Tierschutz auf Bundesebene sehr viel erreichen kann und noch viel Handlungsbedarf besteht. Dafür möchte ich aber erst mal Erfahrungen auf Landesebene sammeln.
Ich begegne vielen jungen Menschen. Ich versuche herauszufinden, was die Jugendlichen bewegt, was sie genau stört und was man dagegen tun könnte. Gemeinsam argumentieren wir und versuchen Lösungen für Probleme zu finden. Zur Zeit kommen beispielsweise viele junge Leute zur Grünen Jugend, weil sie mit der Atompolitik der Bundesregierung nicht einverstanden sind und dagegen aktiv werden wollen. Es geht schließlich um ihre Zukunft! Ich denke, dass es sehr wichtig für junge Leute ist, eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner in der Politik zu haben, die/der offen für die Anliegen junger Menschen ist. Politik bedeutet für Jugendliche meist, dass irgendwo irgendwelche Männer zusammensitzen und Dinge über ihre Köpfe hinweg entscheiden. Dass das nicht der Fall ist, versuche ich zu vermitteln.
Wenn ein Kind in der Schule unentschuldigt fehlt, muss die Schule nach drei Tagen persönlich mit den Eltern des Kindes Kontakt aufnehmen. Wenn dies zu keinem Erfolg beiträgt, soll die Schule spätestens nach zehn Tagen eine Schulversäumnisanzeige stellen. In der Regel nimmt dann das Schulamt Kontakt zu den Eltern auf - unterstützt von Schulpsychologen, Sozialpädagogen und Jugendämtern. Diese Methode hat sich bisher in vielen Kommunen bewährt. Allgemein denke ich, dass vermehrt sogenannte "Familienhebammen" (SozialarbeiterInnen) in Familien, die ihrem Bildungsauftrag nicht gerecht werden, eingesetzt werden sollten, um die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Eltern im Alltag zu unterstützen.
Die beste Bekämpfung der Kriminalität ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit dem über viele Behörden vernetzten Konzept „Stopp der Jugendgewalt“ soll die kriminelle Entwicklung junger Menschen frühzeitig erkannt und unterbrochen werden. Hier ist in der Umsetzung noch eine Menge zu tun. Wir Grünen treten für eine umfassende Präventionsstrategie ein, um das Risiko zu verringern, dass aus Kindern gewalttätige Jugendliche werden. Dazu gehört an erster Stelle ein Bildungssystem, das Benachteiligungen ausgleicht und durch gute Lebensperspektiven die Entstehung von Gewalttätigkeit vermeidet. Das Jugendstrafrecht darf Normübertretungen nicht bagatellisieren. Denn nur eine schnelle und ausreichende Reaktion kommt bei den Jugendlichen auch an. Im Vordergrund stehen jedoch Hilfestellungen für ein straffreies Leben. Das Jugendstrafrecht muss noch stärke
r seinen Erziehungsauftrag wahrnehmen. Bei einer Verurteilung zu einer Jugendstrafe soll über den Wohngruppenvollzug in der Haftanstalt soziales Verhalten eingeübt und über eine Berufsausbildung sollen Integrationsperspektiven eröffnet werden. Außerdem soll durch die schnelle und unbürokratische Anordnung von sozialer Arbeit möglichst eine Inhaftierung vermieden werden.
Ihre letzte Frage nach der Sicherheitsverwahrung lässt sich nicht so einfach beantworten. Prinzipiell bin ich persönlich für eine Sicherheitsverwahrung von Sexualstraftätern, da für mich der Schutz der Gesellschaft vorgeht. Allerdings hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die deutsche Praxis der nachträglich verlängerten Sicherheitsverwahrung schon oft verurteilt. Anfang des Jahres trat eine Reform in Kraft, nach der eine Sicherungsverwahrung nun immer bereits bei der Verurteilung angeordnet werden muss. Für ältere Fälle gilt ein neues Therapieunterbringungsgesetz, das einen Aufenthalt in speziellen Einrichtungen vorsieht. Beide Maßnahmen befürworte ich.
Mit freundlichen und jung-grünen Grüßen,
Linda Neddermann