Frage an Linda Neddermann von Jan S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Neddermann,
viele junge Familien entscheiden sich für einen Hund, oft aus dem Tierschutz. Eigentlich sollte die Politik daran interessiert sein, diese Menschen in Bremen zu halten. Leider geschieht das Gegenteil:
Es ist schön, dass eine erste Freifläche eingerichtet wird. Beim jetzigen Tempo sind aber Zweifel erlaubt, ob das Konzept eingezäunter Flächen dazu geeignet ist, um für die rund 12.500 Bremer Hunde jemals genug legale Freilaufmöglichkeiten zu schaffen. Manche Äußerungen aus der Politik, etwa die Aussage, dass Freilaufflächen „ausbruchssicher“ sein müssen oder dass Hundefreilauf nicht verträglich mit anderen Nutzungsarten ist, sind zudem eher dazu geeignet, Ängste zu schüren, als Konflikte zu vermeiden.
In eine ähnliche Kerbe schlägt derzeit die Polizeiinspektion Süd, die im heutigen „Weser-Report“ eine Nulltoleranzstrategie gegen Hundehalter im Park links der Weser und am Werdersee verkündet, obwohl gerade auf dem Stadtwerder seit vielen Jahren ein gutes Miteinander von Hundehaltern und anderen Interessensgruppen besteht.
Für Ärger sorgt ebenfalls jedes Jahr die Regelung zur Brut- und Setzzeit. Diese gibt es nur in Bremen und Niedersachsen, und sie wird von Tierschützern zu Recht als zu pauschal kritisiert.
All dies ist genau das Gegenteil des Willkommensklimas, das man sich für Hunde und Halter in Bremen wünschen würde. Welche Chancen sehen Sie in Ihrer Partei und in der rot-grünen Koalition, um dafür zu werben, dass Hundehaltung wieder als Bereicherung für die Gesellschaft und nicht nur als ordnungsrechtliches Problem gesehen wird?
Mit einem Sachkundenachweis für Neuhundehalter, wie es ihn in Niedersachsen und bald auch in Berlin gibt, könnten die Bedenken hinsichtlich der Sozialverträglichkeit freilaufender Hunde reduziert werden. Viele Hundehalter würden dies begrüßen, wenn dafür im Gegenzug die Bestimmungen zum Leinenzwang deutlich reduziert würden. Welche Möglichkeiten sehen Sie unter Rot-Grün für eine Umsetzung?
Sehr geehrter Herr S.,
danke für Ihre Frage. Ich gebe Ihnen Recht, dass eine einzige Hundefreilauffläche natürlich nicht ausreicht, weswegen ich mich für weitere Flächen einsetze. Eine Brut- und Setzzeit halte ich allerdings aus Tierschutzgründen (Natur- und Artenschutz) für richtig. Allerdings müssen dabei auch die Interessen der HundehalterInnen berücksichtigt werden, die für eine artgerechte Haltung ihrer Hunde verantwortlich sind und ihren Vierbeinern einen vernünftigen Freilauf gewährleisten müssen. Eine Null-Toleranz-Strategie der Polizei halte ich daher für wenig sinnvoll, solange es nicht ausreichend Freilaufflächen gibt. Ich denke, dass wir von beiden Seiten- also sowohl von HundehalterInnen als auch von Menschen ohne Hund- mehr gegenseitiges Verständnis brauchen.
Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, dass HundebesitzerInnen die Hinterlassenschaften ihres Hundes entfernen- das ist aber leider oftmals nicht der Fall, was das Ansehen von verantwortungsvollen HundehalterInnen gefährdet. Ebenso müssen HundebesitzerInnen akzeptieren, dass viele Mitmenschen keinen Kontakt zu Hunden haben möchten, beispielsweise weil sie Angst vor Hunden haben oder allergisch auf Hunde reagieren. Daher müssen Hunde gut abrufbar sein. Genau so sollten aber auch Nicht-HundehalterInnen Verständnis dafür aufbringen, dass Hunde eben nicht nur an der Leine geführt werden können, sondern sich auch frei bewegen müssen, um beispielsweise besser mit Artgenossen spielen zu können.
Die Grünflächen im Bereich des Osterdeichs sind ein gutes Beispiel dafür, dass ein Miteinander auch ohne Leine in der Gesellschaft möglich ist. Davon brauchen wir mehr! Von ausbruchssicheren Flächen ist bei den Grünen keine Rede- wir würden Flächen bevorzugen, die einfach mit Schildern darauf hinweisen, dass Hunde dort frei laufen dürfen. So können Menschen, die keinen Hundekontakt haben wollen, diesen Bereich meiden und HundebesitzerInnen können ihren Vierbeinern einen vernünftigen Auslauf bieten. Zäune sind unser Meinung nach nur dann notwendig, wenn es aus Verkehrssicherheitsaspekten nicht anders möglich ist. Die Grünen setzen sich für eine Chippflicht für Hunde ein. Ein dementsprechender Antrag ist auf meine Initiative hin bereits eingereicht worden, der allerdings von der SPD abgelehnt wurde. Einen Hundeführerschein halte ich zudem auch für ein richtiges Instrument, für das ich mich einsetze. Ich versichere Ihnen, dass ich mich weiter für den Tierschutz stark mache, weil es mir eine Herzensangelegenheit ist.
Mit freundlichen und tierschützerischen Grüßen,
Linda Neddermann