Frage an Lars Winter von Jürgen B. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Winter
Welche Möglichkeiten der Verhinderung einer „Festen Fehmarnbeltquerung“ sehen Sie noch, angesichts der o. g. neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse, da erst in gut zwei Jahren die Untersuchungsergebnisse, (u. a. ob Tunnel oder Brücke) vorliegen und erst danach das dänische Parlament über das erforderliche Baugesetz beraten und entscheiden muss, bei Berücksichtigung:
1. der aktuellen ökonomischen Situation
2. der für die Feriengebiete, von Bad Schwartau bis Fehmarn durch Schmutz und Lärm zu erwartenden Nachteile und
3. der Gefahren durch Schiffskollisionen (Tanker) für den internationalen Vogelzug und die Schweinswale und besonders für den lebensnotwendigen Wasseraustausch für die Ostsee?
Mit freundlichen Grüßen,
Jürgen Boos
Sprecher des AB
Sehr geehrter Herr Boos,
ich kann Ihnen erst heute antworten, da Ihre Frage von Abgeordnetenwatch noch zurück gehalten wurde, da die Vermutung geäußert wurde, dass Sie eine Kampagne führen. Ich wollte die Frage jedoch beantworten und habe Ihre Frage freischalten lassen.
Wie Sie sicherlich wissen, engagiere ich mich seit Jahren gegen die Feste Fehmarnbeltquerung. Zwar nicht in Ihrer Bürgerinitiative sondern mit der SPD Ostholstein auf dem politischen Weg.
Ich halte die getroffenen Entscheidungen im Bundestag und Bundesrat für falsch und fatal. Es wurde bei der Entscheidung die ökologische und finanzielle Tragweite nicht ausreichend berücksichtigt. Selbst der Bundesrechnungshof hat vor den sehr hohen Folgekosten der Hinterlandanbindung gewarnt.
Nun zu Ihren Fragen:
1.
Die Verkehrsprognosen, die auch von den Querungsbefürwortern zitiert werden, sehen bis ca. 2018 ein Verkehrsaufkommen von rd. 8000 Fahrzeugen am Tag. Dafür werden anderorts nicht einmal Umgehungsstraßen gebaut. Die bestehende Fährverbindung kann diese Verkehrsströme ohne weitere Probleme aufnehmen.
2.
Die stärksten Beeinträchtigungen sehe ich auf der Insel Fehmarn. Eine ca. 10 jährige Bauphase wird nicht ohne Folgen für den Tourismus bleiben. Die über die Bauzeit hinweg wegbrechenden Besucherzahlen wird man nach der Bauphase nicht wieder zurückgewinnen. Die zu erwartenden Beeinträchtigungen im Hinterland werden im Wesentlichen durch die Baumaßnahmen für den Ausbau der Autobahn- und Bahntrasse gegeben sein. Mit einem möglichen Ausbau oder Verlegung der Bahntrasse zwischen Lübeck und Fehmarn werden Güterverkehrsströme über Ostholstein umgeleitet, die für den Tourismus abträglich sind. Gegen eine Anbindung unserer Küstenorte mit der Bahn ist nichts einzuwenden, die ist für den Ausbau des Tourismus erforderlich. Güterzugdurchgangsverkehr können wir hier nicht gebrauchen.
3.
Ich betrachte bereits jetzt den starken Schiffsverkehr durch den Belt sehr argwöhnisch. Ist doch bekannt, dass die fahrenden Schiffe aus den osteuropäischen Ländern nicht den technischen Anforderungen entsprechen, wie die Anrainerstaaten der Schiffspassagen dies wünschen und fordern. Mit einem Brückenbauwerk über den Belt wird sich die Lage drastisch verschärfen. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, wann das erste Unglück passiert. Die SPD setzt sich seit langem für einen aktiven Umweltschutz ein. Dazu gehört auch der Artenschutz. Die Schweinswale in dieser Region haben bereits heute erhebliche Schwierigkeiten, sich dem Schifflärm zu entziehen und ungestört in ihrem Lebensraum zu nutzen. Eine Brücke über den Belt wird nicht nur in der Bauphase für mehr Lärm sorgen. Durch die veränderten Strömungen wird der Lebensraum des Schweinswales weiter eingeschränkt. Es steht dem Menschen nicht zu, so leichtfertig über leben, überleben oder Untergang anderer Kreaturen zu entscheiden.
Ihr
Lars Winter