Frage an Konni Kanty von Dave K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Hallo Herr Kanty,
mich würde interessieren, ob Sie die friendeswahrende Funktion der EU unter den Mitgliedsstaaten so gering schätzen, dass diese hinter dem "neoliberalen, militaristischen und undemokratischen" Charakter ansteht? Sprich, würden Sie die EU auflösen, auch wenn noch kein neues Konstrukt bereit steht, dass den Frieden wahren würde?
Danke im Voraus für Ihre Antwort!
Vielen Dank für die Frage.
Ich schätze die friedenswahrende Funktion innerhalb Europas nicht gering. Gerade in der Grenzregion in der ich lebe, herrschte über Jahrhunderte hinweg immer wieder Krieg - ich wollte nicht, dass es wieder dazu kommt. Im Gegenteil. Nichts desto trotz täuscht natürlich diese Ruhe im "Herzen von Europa" über die von der EU geschaffenen Probleme in ihrer Peripherie hinweg. Es ist jetzt erst zwanzig Jahre her, als die NATO (zum ersten Mal mit bundesdeutschen Truppen) Jugoslawien angegriffen hat. Mitten in Europa - orchestriert von der EU, die nicht nur sehr fragwürdige Strafprozesse im Nachhinein eingeleitet hat, sondern auch davon profitiert hat, indem sie u.a. einen wirtschaftlichen Gegner zerschlagen und neue EU-Mitglieder gewinnen konnte. Die Ausbeutung ärmerer Staaten innerhalb und außerhalb der EU, durch Staaten der Europäischen Union ist dabei ganz real. Die Ausbeutung der arbeitenden Bevölkerung innerhalb der EU, durch die EU ist Klassenkampf von Oben (engl. "Class WAR"). Dazu sprechen die derzeit geführten Diskussionen zu einer EU-Armee, die Ausdehnung der EU in Richtung Osten und das Säbelrasseln an der Grenze der Russischen Föderation seitens der eng-verbundenen NATO nicht gerade eine Sprache des Friedens.
Das heißt, ja, ich finde es den einzig konsequenten Schritt die Europäische Union aufzulösen und im besten Falle durch ein besseres, solidarisches, internationalistisches Bündnis zu ersetzen - auch wenn es hieße zwischenzeitlich kein ersetzendes Konstrukt zu haben. Wir als Mitteleuropäer und gerade die Deutschen sind bekannt dafür, sich für alle Eventualitäten abzusichern, auch wenn es darum geht eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. (Lenin: "Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!"). Wir müssen aufhören nur auf uns zu schauen und sehen, was die Europäische Union in anderen Landstrichen anrichtet. Es lohnt sich für ein gerechteres Europa zu kämpfen. Ein anderes Europa ist möglich - eine andere EU nicht!
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