Frage an Klaus Rathmann von Lukas Z. bezüglich Bildung und Erziehung
Guten Tag,
Ich habe eine Frage bezüglich des Zieles Ihrer Partei, eine Einheitsschule bis zur Klasse 10 einzuführen.
Ich besuche ein Gymnasium (12 Klasse) und wenn ich mich mit Schulfreunden und anderen Schüler meiner Schule unterhalte, dann haben viele Angst vor der Vorstellung einer Einheitsschule bis zu Klasse 10, da sie sich dann nicht genug gefördert sehen und eher im Nachteil gegenüber Real- und Gesamtschülern sehen. Das hat auch nichts mit Arroganz zu tun, sondern ist eine, von mir nachvollziebare, Angst vor Benachteiligung.
Deswegen frage ich Sie, wieso Sie den Plan der Einheitsschule nicht offener mit Schülern (selbstverständlich aller Schulrichtungen) diskutieren?
Als Schüler hat man heutzutage immer das Gefühl, dass "die da oben" Reformen beschließen, ohne wirklich zu wissen, wie es in den Schule aussieht (damit meine ich die Realität in den Schulen, abgesehen von Zahlen und Daten, die Ihnen natürlich bestens bekannt sind). Wie wollen sie dies ändern und den Schülern das Gefühl geben, dass Sie wissen, was Sie tun und vorallem, dass Sie wissen, wie es "real" in den Schulen aussieht?
MfG,
Zimmermann
Guten Tag, Herr Zimmermann,
es ist tatsächlich im Leben oft so, dass Ängste aus Unkenntnis bzw. nicht ausreichender Information entstehen. Im konkreten Fall sehe ich eigentlich gute Möglichkeiten, ihren Schulfreunden die Ängste vor eventuellen, befürchteten oder auch nur eingeredeten Nachteilen durch unseren Vorschlag einer integrativen Schule zu nehmen.
Ihre Freunde haben sicher keine Probleme damit, einen Blick in das Arbeitspapier unserer Abgeordnetenhausfraktion "Berlin wird skandinavisch schlau", zu finden unter http://www.pds-fraktion-berlin.de/pdf/1-060117_integratives-schulsystem_gesamt-12pt.pdf , oder auf die Antworten meiner Partei auf die Wahlprüfsteine der GEW-Landesverband Berlin bzw. der Landesschülerinnenvertretung Berlin zu werfen. Sie werden dabei unschwer erkennen können, dass wir keinen "Kultur-kampf gegen Gymnasien" planen, sondern einen kulturvollen Kampf für bessere Bildung vor-schlagen, was - wie Pisa zeigt - mit einem Schulsystem aus Kaisers Zeiten nicht länger zu machen ist.
Das Ziel unseres Vorschlages ist nicht - wie seine Gegner unterstellen - eine gleichmachende "Einheitsschule", sondern eine Schule, in der die/der Einzelne zählt, ihre/seine Fähigkeiten gezielt entwickelt werden, in der die Schüler länger gemeinsam mit- und voneinander lernen können, in der möglichst viele Schülerinnen und Schüler einen gymnasialen Abschluss erwerben. Unsere Experten haben sich die konkreten Erfahrungen in Finnland und anderen skandinavischen Ländern angesehen und sich über viele Wochen hinweg mit Pädagogen, Eltern, Schülern aller Schulrichtungen beraten. Gerade weil sie wissen, wie "real" es in den Schulen aussieht, unterbreiten sie den Vorschlag, in den nächsten Jahren im Rahmen einer Pilotphase den Einstieg in eine Gemeinschaftsschule nach skandinavischem Vorbild zu wagen.
Ich glaube, dass die Reinickendorfer Schulen dafür gute Voraussetzungen haben. Die künftige Bezirksverordnetenversammlung sollte die Aussprache über Inhalt und Wege zu einer integrativen Schule im Bezirk fördern und die dazu bereiten Schulen unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Rathmann