Frage an Klaus-Peter Willsch von Ursula R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Der Schere zwischen Arm und Reich könnte man mit einer Änderung des Tarifeinheitsgesetzes entgegenwirken:
Warum werden Tarifverhandlungen immer noch in Prozent vereinbart? Ich bin der Meinung, dass man alle Löhne, Gehälter und Renten für Alle in gleichen Eurobeträgen erhöhen sollte. Denn die Butter kostet für jeden das gleiche Geld.
Durch die Prozent-Regelung wird die Schere immer größer. Das ist keine soziale Gerechtigkeit!
Ich bitte um Ihre Meinung - danke!
Sehr geehrte Frau R.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, zu der ich gerne Position beziehen möchte.
Eine prozentuale Lohnerhöhung halte ich aus mehreren Gründen für gerechter als einen absoluten Fixbetrag.
Erstens: eine prozentuale Lohnsteigerung ist naturgemäß eine relative Lohnsteigerung, die den ebenso relativen Leistungs- und Qualifikationsunterschieden innerhalb der Beschäftigten Rechnung trägt.
Zweitens bedeutet eine Lohnsteigerung um einem bestimmten Fixbetrag für den einen ein substanzielles Lohnplus, für den anderen schlimmstenfalls nicht einmal den Inflationsausgleich. Damit werden nicht nur die berechtigten Unterschiede in der Lohngestaltung zwischen höher und niedriger Qualifizierten, aber auch zwischen älteren und jüngeren, erfahrenen und unerfahrenen Arbeitnehmern abgeschmolzen, sondern die kaufkraftbereinigten Reallöhne erfahrenerer Mitarbeiter stagnieren oder sinken gar. Dies verletzt die Leistungsgerechtigkeit.
Drittens, werden damit Löhne (Gegenleistung für Arbeitsleistung) als Mittel der Umverteilung zweckentfremdet. Dafür gibt es aber bereits Instrumente, nämlich die progressive Einkommensbesteuerung sowie eine hieraus finanzierte Vielzahl einkommensabhängig gewährter Sozialleistungen.
Viertens und letztens: Ihrer Logik folgend müssten Sie sich auch für eine pauschale Steuerabgabe von x-Euro für jeden, mindestens aber für einen einheitlichen Steuersatz aussprechen. Von diesem Umkehrschluss lese ich bei derartigen Forderungen allerdings nichts.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus-Peter Willsch MdB