Frage an Klaus-Peter Hesse von Michael R. bezüglich Innere Sicherheit
Hallo Herr Hesse,
ich würde gerne wissen, wie Sie bzw. die CDU Fraktion zum Thema „Jugendschutz bei PC-Gewaltspielen“ stehen. Mir scheint, wenn ich die Aussagen dazu in den Nachrichten lese, eine ziemliche Unkenntnis seitens der Politiker zu diesem Thema zu bestehen und teilweise sind diese Aussagen nur von dem Bedürfnis geleitet, der Angst und schnellen Lösungssuche bei vielen Mitmenschen nachzugeben. Ich möchte einmal so frei sein und bezweifeln, dass sich die meisten Politiker wirklich mit diesem Thema auskennen. Mir kommen da schon viele Fragen in den Sinn, die bei weitem nicht beantwortet werden können von den führenden Politikern, die über dieses Thema referieren:
1. Warum werden nur Computerspiele unter die Lupe genommen, aber keine Fernsehsendungen, Musikvideos oder Filme?
2. Wann ist etwas „Gewalt verherrlichend“, bzw. wo ist die Grenze? Das Problem sollte auch bei Filmen und anderen Medien existieren, zumal die Grenze nicht einfach festzulegen ist.
3. Wenn ein Computerspiel so einfach etwas manipulieren kann wie einen Menschen – dann ist entweder unsere Entwicklung falsch gelaufen, oder vergisst man ganz einfach viele andere Faktoren, die einen Menschen prägen?
4. Das wir eine FSK haben wird meistens nur am Rande erwähnt. Ich will den Politikern nicht zu nahe treten, aber wer kennt denn tatsächlich die Computerspiele und wer liest die Zeitschriften?
Diese Fragen würden sich unendlich fortführen. Ich will hier nicht alle Aspekte ansprechen, da es ein wirklich kompliziertes Thema ist – damit meine ich Gewalt von Jugendlichen und allen Menschen. Trotzdem würde es mich interessieren, wie weit Sie sich damit auseinandergesetzt haben und welche Ansätze (Lösungen wird es nicht geben können, meiner Meinung nach) Sie haben um zum Beispiel den Extremfall „Amoklauf“ zu verhindern?
Ich schicke diese Anfrage übrigens an alle Vertreter der großen Parteien, damit ich mir einmal die Gegensätze bzw. Übereinstimmungen ansehen kann.
MfG, Michael Raudies
Sehr geehrter Herr Raudies,
Ihre Grundeinschätzung, dass viele Politiker sich mit Killerspielen nicht auskennen, trifft sicherlich zu. Das ändert aber nichts daran, dass man sich mit der Materie auseinandersetzen muss.
Im Vordergrund steht bei der Frage eines Verbotes ganz klar das Symbol, das mit einem Verbot einhergeht. Die Gesellschaft macht deutlich: "So etwas finden wir inakzeptabel."
Natürlich kann ein Verbot weder verhindern, dass solche Spiele gespielt werden, noch darf seine Wirkung bei dem Ziel, Gewalt zu vermeiden, überschätzt werden. Das wird es aber auch nicht. Ein Verbot wäre ein winziger Baustein in einem riesigen Bündel von Maßnahmen zur Gewaltprävention.
Um Ihnen eine Vorstellung von der Dimension zu geben: Allein im Rahmen des Treffens der Arbeitsgruppe der Innenminister, die kürzlich in Hamburg tagte, wurden 100 Vorschläge zur Verringerung von Jugendgewalt erarbeitet - das Verbot von Killerspielen war gerade mal einer davon.
Zu Ihren einzelnen Fragen:
1. Es stimmt nicht, dass nur Spiele unter die Lupe genommen werden. Es ist gesellschaftliche Aufgabe, alle Gewalt verherrlichenden Darstellungen sehr genau zu untersuchen.
2. Wo die Grenze ist, ab der ein Verbot greifen sollte, müssen Experten aus verschiedenen Wissenschaftsfeldern bestimmen. Letztlich wird man immer Einzelfallentscheidungen treffen müssen.
3. Computerspiele werden immer nur ein Faktor unter vielen sein. Das ist aber kein Argument gegen ein Verbot, wenn im Einzelfall dieser Faktor den Ausschlag geben könnte. Wir werden im Bereich der Prävention noch viele weitere Maßnahmen ergreifen müssen.
4. Wahrscheinlich wird man Amokläufe nicht verhindern können. Zumindest nicht mit dem Verbot von Killerspielen. Aber man sollte die Zahl der möglichen Ursachen für so eine Tat möglichst weitgehend reduzieren. An erster Stelle steht dort für mich die frühkindliche Erziehung. Wenn Eltern damit vollständig überfordert sind, ist der Staat meines Erachtens in der Pflicht, helfend einzuschreiten. Das findet seine Fortsetzung in der schulischen Erziehung, in der verantwortungsvollen Wahrnehmung der Vorbildsfunktion - und in vielem mehr. Die Liste ließe sich geradezu unbegrenzt fortsetzen. Ich empfehle zudem einen Blick auf meine Homepage www.mdhb.de, auf welcher ich diverse Initiativen zur Bekämpfung von Jugendkriminalität vorstelle.
Ich hoffe, Ihre Bedenken zumindest teilweise zerstreut zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Klaus-Peter Hesse
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft