Frage an Klaus Lederer von Dieter B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Schaffung wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze
Sehr geehrter Herr Dr. Lederer,
wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit Erfindungen, vor allen Dingen aus dem unteren und mittleren Technologiebereich, das sind meistens Erfindungen für Klein- und Kleinstbetriebe des verarbeitende Gewerbe und des produzierenden Handwerks.
Mit diesen Erfindungen könnten gerade für einen Großteil der Arbeitslosen aus den sogenannten „Arbgeiterberufen“, das sind über 60% aller Arbeitslosen, Arbeitsplätze geschaffen werden.
Könnten Arbeitsplätze geschaffen werden, und hier liegt das Problem.
In Deutschland, und leider auch in Berlin, orientiert man sich zu sehr an den Schlüsseltechnologien, Innovationen für die sogenannten „Butter- und Brot-Berufe“ werden zu sehr vernachlässigt.
Erfindungen gibt es genug, viele kommen nur nicht dort, wo sie hingehören, in den Unternehmen an.
Wir haben deshalb eine Genossenschaft zu Verwertung dieser brach liegenden Erfindungen gegründet und arbeiten mit dem Dänischen Technologischen Institut zusammen, weil dort aus unserer Sicht die größten Erfahrungen vorliegen.
Unsere Erfahrung:
Es gibt in Berlin ein großes Maß an Erfindungen, sie kommen leider kaum in der Wirtschaft an, weil die notwendige Infrastruktur zur wirtschaftlichen Verwertung fehlt. Es bestünde die Chance, modellhaft ein Innovationszentrum für Klein- und Kleinstbetriebe des Handwerks und des verarbeitenden Gewerbes aufzubauen, die entsprechenden Kooperationspartner sind vorhanden. Dieses Innovationszentrum wäre in Deutschland einmalig.
Meine Fragen:
1. Wie könnte man in Politik und Verwaltung ein Bewustsein schaffen, daß es ermöglicht, diese brach liegenden Erfindungen wirtschaftlich zu verwerten ?
2. Wie können Sie uns helfen, in Berlin eine Infrastruktur zur wirtschaftlichen Verwertung dieser bisher nicht genutzten Erfindungen aufzubauen.
Dieter Burmeister
Genossenschaft inno – netz e. G.
Mitarbeit in verschiedenen Berliner Erfinderclubs
Sehr geehrter Herr Burmeister,
Berlin hat mit seiner Fokussierung auf die Dienstleistungssektoren über Jahre hinweg einen Grundfehler begangen: zu glauben, wir könnten in Berlin Wertschöpfung dauerhaft damit schaffen, dass - wie es der Wirtschaftssenator Harald Wolf mal ausgedrückt hat - "wir uns gegenseitig die Haare schneiden". Das ist natürlich ein Irrtum und es zeigt sich in den letzten Jahren, dass verarbeitendes Gewerbe auch in Berlin nötig ist und seinen Platz hat. Das ändert sich auch dadurch nicht, dass Grüne und FDP diesbezügliche Ansätze dadurch denunzieren, unsere Wirtschaftspolitik wolle zurück in die siebziger Jahre des fordistischen Industriezeitalters.
Technologie- und Innovationstransfer ist gerade für kleine Unternehmen wichtig. Sie haben völlig recht: hierzu bedarf es einer Netzwerkstruktur, die versucht, Bedürfnisse der Wirtschaftssubjekte und Möglichkeiten der öffentlichen Seite sinnbringend aufeinander zu zu bewegen. Wir versuchen gegenwärtig, diesen Transfer über Branchen-Netzwerke zu fördern. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin (TSB). Die Investitionsbank Berlin hat spezielle finanzielle Förderprogramme aufgelegt, beispielsweise das Programm ProFIT oder den Zukunftsfonds. Diese Programme richten sich speziell an kleine und mittlere Unternehmen und zielen auch auf stärkere Vernetzung der Unternehmen untereinander. Das Technologie Coaching Center (TCC) und die Förderung von Innovationsassistenten (Hochschulabsolventen, die in kleinen und mittleren Unternehmen arbeiten) sowie die Patentverwertungsagentur ipal, mit der IBB und Berliner Hochschulen gemeinsam Patente verwerten, ergänzen dieses Angebot. Ansätze, die diese Politik wirksamer machen können, sind uns nicht nur willkommen, sondern finden unser besonderes Augenmerk. Mit Interesse verfolgen wir auch die Bemühungen von Ihnen und Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, neue Organisationsformen zur Existenzgründung und Schaffung von Wertschöpfungsketten und -modellen zu suchen, etwa auf genossenschaftlicher Basis.
Berlin bietet zahlreiche Technologie- und Gründerparks mit günstigen Mieten für junge Unternehmen. Schlüsseltechnologien sind deshalb wichtig, weil sie hohe Wachstumsraten, sowohl bei Umsatz als auch bei Beschäftigung, mit sich bringen. Davon profitieren durch einen Sekundäreffekt dann auch weniger technologieintensive Branchen. Wir müssen versuchen, nicht nur die "Hardware" bereitzustellen, sondern auch im "Software"-Bereich unterstützend einzugreifen. Das kann durch Austausch von Erfahrungen in anderen Staaten und Städten passieren, wie Sie es ja selbst seit einiger Zeit immer wieder vorantreiben. In einem Weiteren ist Ihnen völlig zuzustimmen: Auch nicht-technologische Innovationen bringen Unternehmen voran und machen sie wettbewerbsfähiger. Auch aus diesem Grund hat der Wirtschaftssenator gemeinsam mit Gewerkschaften, Kammern und Unternehmensverbänden eine Landesinitiative zur Gleichstellung von Männern und Frauen in der Wirtschaft gestartet. Auch hier gibt es Ansätze, die weiter aufgegriffen und entwickelt werden müssen.
Schließlich nutzen wir, das heißt Die Linke.PDS Berlin, auch unsere bezirkliche Verantwortung, wo wir dazu in der Lage sind. Hier geht es um kleinteilige, aber lokal konkrete und deshalb sehr wichtige Angebote der Wirtschaftsförderung, wie etwa in Pankow durch unsere Bezirksstadträtin Almuth Nehring-Venus. Angefangen vom Wirtschaftsportal im Netz über sinnvolle Verkoppelung von Ämterkompetenz (Kulturwirtschaft, Ordnungsaufgaben) über Öffentlichkeitsarbeit für klein- und mittelständische Unternehmen (Wirtschaftstage, Wettbewerbe) bis hin zur Begleitung von Gründungen und durch Beratung (Zugang zu Fördertöpfen, Programmen, Mikrokrediten, rechtliche Pflichten und Rahmenbedingungen) ist hier viel passiert, das es fortzusetzen gilt. Die Wählerinnen und Wähler haben es in der Hand!
Mit freundlichen Grüßen und gespannt auf weitere Anregungen Ihrerseits verbleibt
Ihr
Klaus Lederer