Frage an Klaus Lederer von Torsten H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Herr Lederer,
in der Breiten Straße und Berliner Straße ist es ja seit den letzten Jahren wieder etwas lebhafter geworden. Was mich stört ist die alte Kaufhalle am Anger und die Fabrikruine hinter dem Waisenhaus in der Berliner Straße. Was stellen Sie sich vor, was da unternommen werden kann?
Sehr geehrter Herr Hesse,
ich gehe davon aus, dass Sie mit dem Gebäude die Fabrikruine der früheren Garbaty-Zigarettenfabrik meinen. Sie ist in der Tat kein schöner Anblick und es wäre gut, wenn das Gebäude wieder belebt und bespielt werden könnte - mit einer Nutzung, die zu unserem Pankower Zentrum passt. Immerhin steht sie nun schon lange leer und auch die Zwischennutzung durch Musikerinnen und Musiker war nicht von Dauer und konnte auch keine Perspektive darstellen. Ich weiß aber, dass die Schauspielschule "Ernst Busch" sich für das Gelände zur Nutzung interessiert. Die Lehrorte der Schule sind quer über die gesamte Stadt verteilt und in ziemlich schlechten Zustand. Es wäre gut, wenn sie an einem Ort zusammengefasst werden - dieser Ort könnte die Garbaty-Fabrik sein. Ich denke, diese Nutzung würde auch gut zum Pankower Zentrum passen und zur weiteren Belebung - zwischen Waisenhaus, Kavalierhaus der Maria Heimsuchung, Garage und anderen Kultureinrichtungen - positiv beitragen. Auch der Förderverein des ehemaligen Jüdischen Waisenhauses, der sich dem Erbe jüdischen Lebens im Bezirk besonders verpflichtet fühlt, unterstützt diese Perspektive.
Da für ein solches Vorhaben öffentliche Mittel eingesetzt werden, kann aber nicht einfach "drauflos gebaut" werden. Es muss vorher ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren zur Bauvorbereitung stattfinden, das wiederum Geld kostet. Dies wird vom Kultursenator betrieben, stieß allerdings bisher beim Regierenden Bürgermeister und beim Finanzsenator auf Widerstand. Der Senat konnte sich also bisher mangels Einigkeit zu einem solchen Beschluss nicht durchringen. Am vergangenen Mittwoch hat sich aber der für Finanzangelegenheiten zuständige Hauptausschuss zu einem solchen Beschluss durchgerungen, ohne auf einen entsprechenden Senatsantrag zu warten. Die Linksfraktion hat schon seit längerem Druck gemacht, aber es war unklar, ob dies bei der SPD zu Bewegung führen würde. Nun ist klar: Hier haben die Koalitionsfraktionen und die Grünen für gestimmt.
So kann jetzt damit begonnen werden, die Ortsauswahl öffentlich und formell zu beginnen. Hoffentlich mit dem Ergebnis, dass die Entscheidung das nachvollzieht, was nicht nur meine Überzeugung ist: dass nämlich die Garbaty-Zigarettenfabrik der beste Standort für die Hochschule für Schauspielkunst ist und dass sie dort so bald wie möglich angesiedelt werden sollte. Das ist also ein guter Schritt! Auch für die Belebung des Pankower Zentrums.
Schwieriger ist es bei dem alten Kaufhallenwürfel am Anger. Bisher fehlt eine Idee, was auf dem Grundstück nach der Umgestaltung der Angerseite um den "Olivenbaum" mit samt dem Park an der Schulstraße wirklich realisiert werden kann. Sicherlich ist eine wirtschaftliche oder kulturelle Nutzung hin zum Anger sinnvoll, zur Schulstraße hin könnte großzügig gestalteter Wohnungsbau erfolgen. Aber die Eigentumsverhältnisse an dem Grundstück sind bislang sehr verworren. Das Land und der Bezirk haben nicht viel Geld, auch private Investoren mit einer verträglichen, zündenden Idee müssten sich erst einmal finden. Wir werden also dran bleiben müssen. So lange wird es weiterhin den kleinräumigen Einzelhandel geben, der zwar nicht sehr schön ist. Aber immerhin wird die Halle genutzt und verfällt nicht völlig zu einem Müllplatz.
Diese Antwort ist trotz aller Unwägbarkeiten hoffentlich befriedigend für Sie.
Beste Grüße
Klaus Lederer