Wie wollen Sie den Psychosen bei Cannabis entgegenwirken?
Sehr geehrter Herr Holetschek,
Sie werden heute in verschiedenen Medien wie folgt zitiert: Zwischen 2008 und 2020 hätten sich die Fälle von „stationär behandelten Psychosen“ in Verbindung mit Cannabis mehr als verzehnfacht – von 56 Fällen 2008 auf 631 Fälle 2020. „Im ambulanten Bereich ist die Zahl der Psychosen durch Cannabiskonsum zwischen 2018 und 2020 um ein Viertel gestiegen, von 1.513 Fällen 2018 auf 2.007 Fälle 2020“
Jetzt muss allerdings festgehalten werden, dass genau in dieser Zeit die CDU in der Regierung war und zuletzt auch das Gesundheitsministerium leitete und somit für den Anstieg der Psychosen mit verantwortlich gemacht werden kann.
Es muss auch festgehalten werden, dass auf dem Schwarzmarkt immer mehr verunreinigtes und synthetisch behandeltes Cannabis vertrieben wird, was genau diese Psychosen auslösen kann. Im Gegenzug weiß der Konsument bei staatlich kontrolliertem Cannabis, wie hoch der THC-Gehalt ist.
Glauben Sie, dass der Status Quo erfolgreich ist?
Sehr geehrter Herr A.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Trotz unstrittiger großer Gesundheitsrisiken und rechtlicher Bedenken im Hinblick auf eine Cannabis-Legalisierung hält die Bundesregierung bislang an ihren Plänen fest. Mein Ziel als Staatsminister für Gesundheit und Pflege ist es, die Bevölkerung vor den Gefahren der Droge Cannabis – wozu insbesondere auch cannabisbezogene Psychosen zählen – zu schützen und die Debatte zur Cannabislegalisierung zu versachlichen.
Zu Ihren Ausführungen, dass verunreinigtes bzw. synthetisch behandeltes Cannabis Psychosen auslösen könne, kann ich Ihnen mitteilen, dass die erheblichen körperlichen, psychischen und sozialen Gefahren von Cannabis – auch ungeachtet eines möglichen gleichzeitigen Konsums weiterer Substanzen – längst klar auf der Hand liegen: Hierzu zählen neben körperlichen Erkrankungen wie beispielsweise Hodenkrebs und Atemwegserkrankungen insbesondere auch psychische Erkrankungen wie etwa Angststörungen, Depressionen und Psychosen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind die Risiken durch Cannabis aufgrund der andauernden Gehirnentwicklung besonders hoch. Aus den zahlreichen verfügbaren wissenschaftlichen Untersuchungen zu dieser Thematik weise ich exemplarisch auf die Ergebnisse der vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebenen Studie „Cannabis: Potenzial und Risiken“ (CaPRiS – Hoch, Frieml, Schneider, 2019) hin.
Die zu erwartenden negativen Folgen im Falle einer Cannabis-Legalisierung gilt es aus meiner Sicht unbedingt zu verhindern. Daher sind die Legalisierungsbestrebungen der Bundesregierung klar abzulehnen.
Wir engagieren uns konsequent mit vielfältigen Präventionsangeboten im Kontext von Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen – insbesondere auch im Bereich Cannabis. So hat Bayern erst Anfang November 2022 wie geplant mit der Schaffung von Strukturen begonnen, die für die erfolgreiche Umsetzung unseres neuen bayerischen Projektes zur Cannabisprävention an Schulen erforderlich sind, wie z. B. die Etablierung von Suchtpräventionsfachkräften an den Regierungen. Pro Jahr wollen wir rund 1.500 Schulklassen im Klassenverbund der Jahrgangsstufen 8 oder 9 in Präventionsworkshops mit geschulten externen Fachkräften erreichen. Bis Ende 2024 investieren wir dafür rund 1,6 Millionen Euro.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Holetschek
Mitglied des bayerischen Landtages
Staatsminister