Portrait von Klaus Holetschek
Klaus Holetschek
CSU
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Frage von Elisabeth S. •

Wann kommt die bundesweite Aufklärungskampagne über Long/Post Covid, ME/CFS und Post Vac für Bürger:innen und Ärzt:innen? Wann wird die Versorgungsstruktur für hunderttausende Betroffene aufgebaut?

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Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau S.,

 

vielen Dank für Ihre Anfrage, zu der ich Ihnen gerne Folgendes mitteilen kann: 

 

Unter dem Post-Vac-Syndrom wird ein heterogenes Krankheitsbild zusammengefasst, das in seltenen Fällen und in unterschiedlichem Abstand nach einer COVID-19–Impfung auftritt. Die Symptome werden als Long-COVID-ähnlich, wie etwa Erschöpfungssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome/Myalgische Enzephalomyelitis, CFS/ME) oder Multisystemisches Entzündungssyndrom (MIS-C, PIMS) beschrieben. Mögliche Ursachen und zugrundeliegende Wirkmechanismen des Post-Vac-Syndroms sind derzeit Bestandteil der wissenschaftlichen Forschung und Diskussion. Methodisch belastbare Studien fehlen bisher. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereitet in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Marburg eine deutschlandweite Studie zur Erhebung langanhaltender Beschwerden nach einer COVID-19-Impfung vor.

 

Personen, die den Verdacht haben, dass sie unter einem Post-Vac-Syndrom leiden, sollten sich zunächst an die Ärztin bzw. den Arzt ihres Vertrauens wenden. Die vorhandenen Versorgungsstrukturen - wie Haus- und Fachärzte, Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen - können auch Menschen versorgen, die über ein Post-Vac-Syndrom klagen. Experten sehen für schwere Fälle auch Post-COVID-/Long-COVID-Ambulanzen als gute Ansprechpartner für Diagnostik und Therapie für Patienten mit vermuteten Post-Vac-Syndrom an.

 

Daher stehen wir auch mit den Krankenkassen im Gespräch, die für Post- und Long-COVID geschaffenen Versorgungsstrukturen weiter zu erhalten und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu optimieren, damit betroffene Personen eine differenzierte Diagnostik und eine adäquate Therapie erhalten können.  

 

Auch das als ME bzw. als CFS bezeichnete Krankheitsbild ist keine international einheitliche, konsentierte und klar definierte pathologische Entität. Das Krankheitsbild wird hinsichtlich der Ursachen und Behandlungsoptionen zwischen Ärzten, Wissenschaftlern und Betroffenen kontrovers diskutiert. Behandlungsangebote sind vielgestaltig und nur zum geringen Teil durch Studien belegt. Aufgrund der komplexen, heterogenen und vielfach ungeklärten Pathomechanismen muss für jeden Einzelfall eine differentialdiagnostische Abklärung mit entsprechender Weiterbehandlung stattfinden.

 

Um die Behandlung und die Versorgung ME/CFS-Betroffener zu verbessern, hat das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) im Jahr 2020 das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit der Umsetzung des Forschungsprojekts „ Interdisziplinäre Herangehensweise an Umweltattribuierte Symptomkomplexe (IndikuS)“  beauftragt, welches kürzlich abgeschlossen werden konnte. Im Rahmen des Projekts wurde unter anderem ein Versorgungskonzept für Menschen, die an ME/CFS leiden, entwickelt. Der Abschlussbericht des Projektes ist unter https://www.lgl.bayern.de/forschung/forschung_gesundheit/fp_2023_indikus.htm abrufbar. Für eine weiterführende Spezialdiagnostik können die Betroffenen bei vorliegender Indikation an die spezialisierten Ambulanzen überwiesen werden. Die universitären Anlaufstellen sind im Bereich „ Umweltmedizin“  auf der Website des LGL veröffentlicht. Weiterhin soll für die Suche nach Fachärzten der verschiedenen Fachdisziplinen das Patienteninformationssystem der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) genutzt werden können, welches über https://www.arzt.bayern/ erreichbar ist. Um den Bekanntheitsgrad des Erkrankungsbildes ME/CFS weiter zu erhöhen, wurde bereits unter anderem im Bayerischen Ärzteblatt, welches jedem approbierten Arzt in Bayern zugestellt wird, über das Projekt berichtet. Zudem sind weitere Veröffentlichungen in Planung.

 

Darüber hinaus fördert das StMGP aktuell ein Forschungsprojekt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, welches kürzlich gestartet ist und sich mit der Versorgung explizit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit postinfektiöser Fatigue oder ME/CFS befasst.

 

Der Bayerische Landtag hat zudem finanzielle Mittel für eine geplante Studie des Universitätsklinikums Erlangen zur Wirkung des Medikaments BC 007 bei der Behandlung von ME/CFS bereitgestellt. Hierzu steht das StMGP in enger Abstimmung mit den Antragstellern, um einen möglichst baldigen Beginn des Forschungsprojekts zu erreichen. Eine mögliche Wirksamkeit von BC 007 gegen Long-COVID kann nicht ohne weitere Untersuchungen auf eine Wirkung gegen ME/CFS übertragen werden. Die Forschung an einer möglichen Behandlung von ME/CFS befindet sich derzeit noch am Anfang. Bei dem vom Universitätsklinikum Erlangen geplanten Vorhaben handelt es sich um eine Pilotstudie zum Einsatz des Wirkstoffs BC 007 bei der Bekämpfung von ME/CFS, nachdem ein individueller Heilversuch eine Symptombesserung bewirkt hatte. Individuelle Heilversuche bedeuten, dass die Arzneimittel gar nicht oder nicht für die zu behandelnde Krankheit zugelassen sind. Sie können von Ärzten im Rahmen der Therapiefreiheit durchgeführt werden. Die Verantwortung für individuelle Heilversuche liegt ausschließlich bei den Ärzten, ob sie (nach eingehender Aufklärung und genauer Dokumentation) die Verantwortung über die Behandlung übernehmen möchten.

 

Die Themen „Post-COVID“  und „Long-COVID“  sind mir ein großes Anliegen. Bereits früh in der Pandemie habe ich dazu einen Runden Tisch sowie eine fortlaufende Arbeitsgruppe mit den wesentlichen Akteuren im Gesundheitsbereich ins Leben gerufen; inzwischen sind Post-COVID-Ambulanzen oder andere Versorgungsangebote an bayerischen Uni-Kliniken eingerichtet. Darüber hinaus wurde die Förderinitiative Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom mit einem Fördervolumen von 5 Mio. Euro seitens des StMGP aufgelegt. Ziel der Förderinitiative ist die Verbesserung der Erkenntnislage und der Versorgung von Betroffenen. In diesem Rahmen werden insgesamt sieben Projekte in Bayern gefördert. Weitere Informationen zu den einzelnen Projekten finden Sie auf unserer Homepage (unter: https://www.stmgp.bayern.de/coronavirus/post-covid/).

 

In Bayern laufen sowohl im Rahmen der Förderinitiative als auch darüber hinaus zudem zahlreiche Forschungsaktivitäten, unter anderem an den Universitäten Augsburg, Regensburg und Würzburg sowie an der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilian-Universität München, die sich mit verschiedenen Aspekten des Post-COVID-Syndroms, den Bedingungen der Entstehung und Entwicklung der Krankheit sowie deren Spätfolgen befassen.

 

Außerdem ist es wichtig, auch die Forschung zum sogenannten Post-Vac-Syndrom zu intensivieren und die für Post- und Long-COVID geschaffenen Versorgungsstrukturen weiter zu erhalten und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu optimieren, damit betroffene Personen eine differenzierte Diagnostik und eine adäquate Therapie erhalten können. Ich hoffe sehr, dass sich aus den Forschungen bessere Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten ergeben, um Betroffenen zu helfen.

 

Mit Blick auf eine etwaige Kampagne seitens des Bundes wäre hierzu das Bundesminiserium für Gesundheit (BMG) der richtige Ansprechpartner. 

 

Liebe Frau S., ich hoffe diese Informationen helfen weiter. Für Ihre Zukunft alles erdenklich Gute und allen voran Gesundheit!

 

 

Mit freundlichen Grüßen 

 

Klaus Holetschek 

Mitglied des bayerischen Landtages 

 

Staatsminister  

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