Beschreitet Kanada einen Irrweg?
Sehr geehrter Herr Holetschek,
Jüngst haben Sie der Bundesregierung vorgeworfen, dass sie beim Weg der Cannabis-Legalisierung einen Irrweg beschreiten würde. In Kanada sieht man sich jedoch auch durch jährliche Umfragen bestätigt,den richtigen Weg zu beschreiten und möchte dort nicht mehr zurück zur Prohibition. Werfen Sie dies der kanadischen Regierung auch vor?
Sehr geehrter Herr A.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne wie folgt beantworte:
Cannabis besitzt eine starke stimmungs- und wahrnehmungsverändernde Wirkung und der Konsum birgt wesentliche und teils irreversible gesundheitliche und soziale Risiken. Hierzu zählen körperliche Erkrankungen, z.B. Hodenkrebs und Atemwegserkrankungen, und psychische Erkrankungen, insbesondere Angststörungen, Depressionen und Psychosen (z. B. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/details/cannabis-potenzial-und-risiken-capris-kurzbericht.html). Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind die Gefahren aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Hirnreifung besonders hoch. Aus suchtmedizinischer Sicht könnte eine Legalisierung von Cannabis gerade bei dieser Altersgruppe unter anderem das Gefahrenbewusstsein in Bezug auf Cannabis vermindern und damit bisherige Bemühungen der Suchtprävention unterlaufen, wenn z. B. der Eindruck entstünde, dass Cannabiskonsum – da er staatlicherseits sozusagen akzeptiert werde – gesundheitlich unbedenklich sei.
Es gibt Studien, die feststellten, dass nach der Legalisierung von Cannabis in Kanada im Jahr 2018 mehr Jugendliche ihre Konsummuster ausweiteten als reduzierten. In einer anderen Studie wurde ein signifikanter Anstieg an auf Tetrahydrocannabinol (THC) positiv getesteten Fahrerinnen bzw. Fahrern bei Verkehrsunfällen 17 Monate nach Legalisierung festgestellt.
Kanada legalisierte Cannabis in zwei Schritten und führte nach einem Jahr auch den Verkauf von Edibles ein. Daraufhin kam es zu einer erhöhten Exposition von Kindern an Cannabis und einem Anstieg der pädiatrischen Fälle in der Notaufnahme als Folge des versehentlichen Konsums von Edibles. Weitere Studien lassen eine Zunahme der cannabisbezogenen Krankenhausaufenthalte und Notaufnahmen unter Jugendlichen vermuten sowie einen Anstieg in Cannabis-Use-Disorder-Diagnosen.
Die Risiken, die der Konsum von Cannabis mit sich bringt, zeigen, dass eine Legalisierung der falsche Weg ist. Daher lehnt die Bayerische Staatsregierung die geplante Cannabisfreigabe der Bundesregierung ab.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Holetschek
Mitglied des bayerischen Landtages
Staatsminister