Frage an Klaus Holetschek von Iris E. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Holetschek,
ich hätte einige Fragen zur Impfung gegen das Coronavirus.
Wie wirksam ist die Impfung und kann keine Infektion nach der 2.Impfung erfolgen?
Können anaphylaktischer Reaktionen auftreten?
Warum erwähnt das Aufklärungsmerkblatt des RKI nicht, dass sich in Comirnaty® Polyethylenglykol (PEG) in der die mRNA umgebenden Beschichtung aus Fettlipid-Nanopartikeln findet?
Wurde in den Fällen, in denen Untersuchungsergebnisse als positiv gewertet wurde, auch noch ein für SARS-CoV-2 spezifischer Test auf das Vorhandensein von Antikörpern (IgM und IgG) durchgeführt?
– Wurden Personen, deren RT-PCR-Test als positiv gewertet wurde, Proben entnommen oder wurden bereits entnommene Proben verwendet, um mit üblichen Methoden (Zellkultur etc.) SARS-CoV-2 zu isolieren?
– Auf wie viele Isolate des Virus SARS-CoV-2 hatte das RKI in 2020 Zugriff?
Werden die CT-Werte von den Laboren an die Gesundheitsämter übermittelt?
Ab welchem Wert ist die getestete Person positiv?
Wie kann es sein, dass Altenheimbewohner positiv getestet werden, nachdem Sie die Impfung erhalten haben?
Vielen Dank
Sehr geehrte Frau Engelhard,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Die von Ihnen gestellten Fragen beantworte ich gerne:
1) Wie wirksam ist die Impfung und kann eine Infektion nach der 2. Impfung erfolgen?
Aktuell sind zwei mRNA-Impfstoffe (Comirnaty von BioNTech/Pfizer, COVID-19-Vaccine von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) zugelassen. Der Vektor-basierte Impfstoff wird als gleichermaßen geeignet zu den beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffen angesehen, wird jedoch für die eingeschränkte Anwendung für Personen im Alter von 18 – 64 Jahren empfohlen. Prinzipiell ist deshalb eine Infektion nach abgeschlossener Impfserie möglich. Diese Infektionen verlaufen jedoch leicht. Alle Impfstoffe verhindern das Auftreten von schweren Verläufen.
2) Können anaphylaktische Reaktionen auftreten?
In Zusammenhang mit einer COVID-19-Impfung kann es in seltenen Fällen zu anaphylaktischen Reaktionen kommen.
3) Warum erwähnt das Aufklärungsmerkblatt des RKI nicht, dass sich in Comirnaty® Polyethylenglykol (PEG) in der die mRNA umgebenden Beschichtung aus Fettlipid-Nanopartikeln findet?
Laut Fachinformation des Comirnaty Impfstoffs enthält dieser 2-[(Polyethylenglykol)-2000]-N,N-ditetradecylacetamid (ALC-0159). Im Aufklärungsblatt zur Schutzimpfung gegen COVID-19 (Corona Virus Disease 2019) – mit mRNA-Impfstoffen (Stand 11. Januar 2021) wird unter „Wer soll nicht geimpft werden?“ erläutert, dass bei einer Überempfindlichkeit gegenüber einem Impfstoffbestandteil nicht geimpft werden sollte. Allergien sollten der Impfärztin / dem Impfarzt mitgeteilt werden.
4) Wurde in den Fällen, in denen Untersuchungsergebnisse als positiv gewertet wurde, auch noch ein für SARS-CoV-2 spezifischer Test auf das Vorhandensein von Antikörpern (IgM und IgG) durchgeführt?
Es wird nicht standardmäßig ein spezifischer Test auf das Vorhandensein von Antikörpern durchgeführt, wenn ein positiver Corona-Test erfolgt.
5) Wurden Personen, deren RT-PCR-Test als positiv gewertet wurde, Proben entnommen oder wurden bereits entnommene Proben verwendet, um mit üblichen Methoden (Zellkultur etc.) SARS-CoV-2 zu isolieren?
In der Regel erfolgt nach einem positiven PCR-Test keine weitere Testabnahme, da routinemäßig keine Zellkulturen angelegt werden. Eine Ausnahme können variantenspezifische PCR-Testungen und Gesamtgenomsequenzierungen darstellen; hier ist eine zweite Testung erforderlich, wenn das aus der ersten Testung vorhandene Material für eine weitere Untersuchung nicht ausreicht.
6) Auf wie viele Isolate des Virus SARS-CoV-2 hatte das RKI in 2020 Zugriff?
Zu dieser Frage liegen keine Informationen vor.
7) Werden die CT-Werte von den Laboren an die Gesundheitsämter übermittelt?
Ct-Werte werden nicht verpflichtend oder regelhaft von den Laboren an die Gesundheitsämter berichtet.
Der Ct-Wert (Ct = Cycle threshold) ist eine theoretische Größe in der PCR-Analytik und zeigt, ab welchem Vermehrungszyklus ein verlässliches Messsignal vorliegt. Der ermittelte Ct-Wert stellt aber nur einen semi-quantitativen und von PCR-Testkit zu PCR-Testkit und Labor zu Labor nicht unmittelbar vergleichbaren Messwert dar. Auch spielen hier nicht nur die Untersuchung selbst, sondern maßgeblich auch die Präanalytik (Abstrichort, Qualität des Abstrichs, Transportzeit) eine Rolle. Ct-Werte variieren in Abhängigkeit von Abstrichqualität und Testdetails. Bei der Beurteilung individueller Befunde sind stets der Zeitpunkt der Probennahme in Bezug auf den Krankheitsverlauf, die Qualität sowie die Art des Materials bzw. der Abstrichort, die Aufarbeitung und das verwendete Testsystem zu berücksichtigen.
Daher ist eine eventuelle Einbeziehung von Ct-Werten in eine Beurteilung immer eine Einzelfallentscheidung, die am Gesundheitsamt in Rücksprache mit dem Labor und unter Berücksichtigung des klinischen Bildes erfolgt. Eine routinemäßige Meldung von Ct-Werten durch die Labore an die Gesundheitsämter ist weder notwendig noch sinnvoll.
8) Ab welchem Wert ist die getestete Person positiv?
Der Ct-Wert, ab dem eine PCR als positiv bzw. negativ gewertet wird, wird vom Hersteller des PCR-Kits festgelegt. I.d.R. liegt dieser je nach PCR-Test zwischen Ct 38 bis Ct 42, höhere Werte gelten als negatives Testergebnis, niedrigere als positiv.
9) Wie kann es sein, dass Altenheimbewohner positiv getestet werden, nachdem Sie die Impfung erhalten haben?
Ein positives Testergebnis, das auf einer Impfung mit den bisher angewendeten Impfstoffen beruht, ist sehr unwahrscheinlich. Abhängig vom Testsystem gibt es nur in Ausnahmefällen eine geringe Möglichkeit für ein solches Ereignis.
Im Falle aller bisher angewandten Impfstoffansätze wird nur die für das Spike-Protein (S) kodierende Sequenz (S-Gen) injiziert. Folglich können auch nur Testsysteme, die das S-Gen oder das daraus gebildete S-Protein nachweisen, aufgrund einer Impfung positiv ausfallen.
Der Goldstandard zum Nachweis einer bestehenden SARS-CoV-2-Infektion ist die Polymerase-Kettenreaktion mit vorausgehender reverser Transkription (RT-PCR). Bei vielen gängigen RT-PCR-basierten Testsystemen werden parallel mehrere Bereiche des SARS-CoV-2-Genoms nachgewiesen, die nicht das S-Gen umfassen. Hier ist ein positiver Test aufgrund einer erfolgten Impfung bei sachgerechter Durchführung nicht möglich.
Für andere RT-PCR-Testsysteme, deren Zielstrukturen das S-Gen beinhalten, gibt es eine theoretische Möglichkeit für einen Nachweis dieses Gens. Dies ist aufgrund der Entfernung zwischen Injektionsstelle der Impfung (Oberarm) und Abstrichort (Nasen-Rachen-Raum) jedoch sehr unwahrscheinlich. Ein solches Testergebnis wäre zudem auffällig, da die anderen Zielstrukturen parallel nicht nachgewiesen werden können und negativ bleiben.
Die meisten kommerziell erhältlichen CE-gekennzeichneten SARS-CoV-2 Antigenschnelltests weisen nicht das S-Protein nach (sondern das N-Protein). Hier ist ein positiver Test aufgrund einer erfolgten Impfung bei sachgerechter Durchführung nicht möglich.
Für Antigenschnellstests, die das S-Protein nachweisen (nach aktuellem Kenntnisstand nur ein CE-gekennzeichneter: „COVID-19 Antigen Rapid Test Strip“ des Herstellers Koch Biotechnology (Beijing) Co., Ltd.), besteht die theoretische Möglichkeit eines positiven Testergebnisses nach erfolgter Impfung. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass ausreichende Mengen des S-Proteins, die für ein positives Testergebnis nötig sind, aufgrund einer Impfung gebildet und an den Abstrichort transportiert werden.
Ich wünsche Ihnen alles Gute – bleiben Sie gesund!