Frage an Klaus Barthel von Peter J. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Barthel,
das umlagefinanzierte Rentensystem wird seine Aufgabe in absehbarer Zeit, d.h. ab 2030, nicht mehr erfüllen, sofern sich das Verhältnis von Beitragszahlern und Beitragsempfänger wie prognostiziert entwickelt.
Wie ist Ihre Position zur Lösung dieses Problems ?
Mit freundlichen Grüßen
Peter Jonas
Sehr geehrter Herr Jonas,
das Verhältnis von Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern sowie Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfängern entwickelt sich nicht nur im offiziell als „umlagefinanziert“ bezeichneten gesetzlichen System. Entscheidend für die Finanzierbarkeit aller Sozialsysteme ist aber auch nicht die demografische Entwicklung, sondern die jeweilige Wirtschaftsleistung, die Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Lohnsumme. Sonst müsste in Bangladesch, im Kongo und auf den Philippinen die Rente weltweit am höchsten sein.
Das solidarische Umlagesystem ist das tragfähigste aller Varianten. Es ist insbesondere kapitalgedeckelten Varianten weit überlegen, weil es nicht von der Entwicklung auf Kapitalmärkten abhängig ist. Es ist somit relativ krisenfest und muss nicht auch noch Profitinteressen von Versicherungsgesellschaften bedienen.
Unser System bedarf allerdings grundlegender Reformen. Das beginnt auf dem Arbeitsmarkt (Zurückdrängung nicht oder schlecht sozialversicherter Beschäftigungsverhältnisse, Austrocknung des Niedriglohnsektors und höhere Erwerbsquote), geht weiter mit einer Erhöhung der Erwerbseinkommen (auch der Lohnquote) und endet noch nicht mit dem Rentenkonzept der SPD (Stabilisierung des Rentenniveaus, Aussetzen Rente mit 67, Rente mit 63 ab 45 Versicherungsjahre, Solidarrente, Mütterrente,…) und reicht bis zu Strategien der Humanisierung der Arbeitswelt (gesund in Rente statt krank durch/in Arbeit) und der Einführung der Erwerbstätigenversicherung (Einbeziehung aller Erwerbstätigen in die Gesetzliche Rente, also auch Beamte, Selbständige, Politiker,…).
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Barthel