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Frage von Ronny F. •

Frage an Klaas Hübner von Ronny F. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Hübner,

auch ich möchte das Thema Finanzkrise ansprechen.
Wie sie wissen ist ein großes Problem in unserem Finanzsytem die Differenz zwischen Buchgeld und vorhandenem, realem, physischem Geld.
Also das heißt, es gibt ca.90% virtuelles Geld und nur ca. 10% an Geld das durch Münzen oder Scheine hinterlegt ist, wenn dann aus irgendeinem Grund (Angst vor Bankenbankrott) eine überdurchschnittliche Anzahl an Kunden, sein Geld abheben will, gibt es Probleme, da nicht genügend Geld vorhanden ist!
Wie schon das Beispiel der Northern Rock Bank in Großbritanien zeigt.
Wie wollen Sie solche Probleme verhindern?
Ist es nicht am einfachsten das sogenannte "Einhundertprozentgeld" einzuführen?
Apropos "sogenannte", warum bezeichnen Sie und Ihre mitstreiter, die Linke eigentlich immer als "sogenannte Linke"? Sieht sich die SPD noch als linke?.

Mit freundlichen Grüßen

Ronny Fischer

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Fischer,

die Abschaffung von Buchgeld und ein Ersetzen durch Papiergeld verhindert nicht die von Ihnen geschilderte Problematik, die entsteht, wenn ein Großteil der Einlagen bei einer Bank in kurzer Zeit abgezogen wird.

Wieso werden die Guthaben auf den Bankkonten nicht in Papierform hinterlegt? Die Bank hortet die Einlagen nicht, sondern verleiht sie an private oder institutionelle Kunden weiter. Dieser Prozess ist sinnvoll, da mit den Krediten neue Investitionen angeschoben werden, die den Wohlstand unserer Gesellschaft mehren (z.B. in Form eines privaten Hausbaus oder eines Anlagenbaus bei einem Unternehmen). So kommt das Kapital dort an, wo es gebraucht wird. Ohne diesen Prozess, mit dem die Banken ihren Gewinn erwirtschaften, gäbe es zudem überhaupt keine Zinszahlungen auf Spareinlagen.

Wie Sie richtig beschrieben haben, wird ein Großteil des Geldes nur als Buchgeld, heute als gespeicherte Information in Computern, gehalten. Papiergeld ist in der Bank nur soviel vorhanden, um die täglichen Abhebungen von Girokonten bedienen zu können. Die Bank garantiert ihren Kunden, dass sie die Einlagen auf den Konten im Bedarfsfall erhalten, obwohl sie in diesem Moment nur in der Lage wäre einen Teil der Einlagen auszuzahlen. Dies ist im Regelfall auch nicht nötig, da naturgemäß immer nur ein Teil der Kunden konkret Mittel benötigt.

Kommt es in einem Ausnahmezustand zu der Situation, dass sehr viele Kunden ihre Einlagen zurückfordern, kommt es zu einer Zahlungsunfähigkeit der Bank. Es ist jedoch unerheblich, ob dieser Vorgang nun in Form von Papiergeld oder in Form von Buchgeld vonstatten geht. Ob die Auszahlung von Einlagen nun in Papierform oder durch eine Buchung (z.B. durch Online-Banking) vollzogen wird, macht im Ergebnis keinen Unterschied.

Im Falle einer Bankenpleite schützen sogenannte Einlagensicherungsfonds die Kunden vor einem Verlust ihrer Gelder. Diese Fonds werden durch die beteiligten Banken mit Mitteln gespeist. Die Pleite einer Großbank übersteigt jedoch die Mittel der Einlagensicherung. Auch deswegen verhindert in diesem Fall der Staat eine Pleite von Großbanken, wie wir es auch in der aktuellen Finanzkrise erlebt haben.

Zu Ihrer zweiten Frage: Die SPD ist die Partei der linken Mitte. Wir sind eine Volkspartei und haben für uns den Anspruch formuliert, mit unserer Politik alle Schichten der Bevölkerung anzusprechen. Wir verpflichten uns dem Allgemeinwohl und sprechen uns gegen eine populistische Symbolpolitik, wie sie von der Linkspartei vertreten wird, aus. Der Populismus der Linkspartei ist interessanterweise dort am stärksten, wo sie nicht an Regierungsverantwortung beteiligt ist. Wir als SPD erkennen die Realitäten in unserem Land an, wollen diese aber zum Besseren verändern. Das zeichnet in meinen Augen eine verantwortungsvolle Politik der linken Mitte aus.

Mit freundlichen Grüßen

Klaas Hübner, MdB