Frage an Kerstin Schreyer von Hasko H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Schreyer-Stäblein
als Landtagsabgeordnete meines Wahrkreises möchte ich Ihnen eine Frage zum Schulsystem stellen:
Das so genannte Zentralabitur hat ja in Bayern eine lange Tradition. Ziel ist meines Wissens unter Anderem, für die Bewertung der Leistungen der Abiturienten eine faire, vergleichbare Basis zu schaffen.
Meine beiden Kinder gehen an meinem Wohnort in ein öffentliches Gymnasium, mit dem wir im Allgemeinen recht zufrieden sind. Allerdings fällt mir auf, dass in einem erstaunlichen Umfang Schulstunden ganz ausfallen, dass oft fachfremder Vertretungsunterricht stattfindet oder dass Refrendare ohne Betreuung durch einen qualifizierten Fachlehrer monatelang -- selten aber ein ganzes Schuljahr -- unterrichtet werden.
Freunde und Bekannte versichern mir, dass die Zustände an anderen öffentlichen Gymnasien nicht besser, oft sogar schlechter sind. Es scheint sich also um ein verbreitetes Phänomen im öffentlichen Schulwesen zu handeln.
Läuft diese Praxis nicht dem Ziel der Vergleichbarkeit der Abiturleistungen zuwider? Wie soll ein Schüler, der möglicherweise 10% des geplanten Unterrichts gar nicht erhalten hat, die gleichen Noten erzielen, wie ein Schüler, dessen Unterrichtsstunden nur zu 5% ausgefallen sind? Oder zu 15%?
Für mich wird hier die Idee des Zentralabiturs ad absurdum geführt. Um eine Vergleichbarkeit zu erreichen, muss geplanter Unterricht auch stattfinden. (Abgesehen von der Frage der Gerechtigkeit beim Zentralabitur ist die Frage natürlich vor Allem für die Zukunft des Landes von zentraler Bedeutung.)
Darf ich fragen, wie Sie dazu stehen?
Mit freundlichen Grüßen
Hasko Heinecke
Sehr geehrter Herr Heinecke,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Stundenausfall an bayerischen Gymnasien. Selbstverständlich ist es bedauerlich, wenn Unterrichtsstunden an Schulen ausfallen. Dies trifft für alle Schularten zu. Die Bayerische Staatsregierung ist sich Ihrer Verantwortung in dieser Frage auch bewusst. Mit dem Doppelhaushalt 2009/2010 wurde das Lehrerbudget für die bayerischen Gymnasien um rund vier Prozent aufgestockt. Von den insgesamt 2.738 zusätzlichen Lehrerplanstellen, die in dem Doppelhaushalt vorgesehen sind, entfallen 844 neue Lehrerstellen auf die Gymnasien. Zum Februar 2010 übernahm der Freistaat Bayern 370 Bewerberinnen und Bewerber neu in den gymnasialen Schuldienst. 50 weitere Stellen hat Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle als so genannte mobile Reserve bewilligt.
Ziel des Kultusministeriums ist es, die besten Absolventen an den bayerischen Schuldienst zu binden. Dafür wurde für die besten Absolventen der einzelnen Fächer ein Einstellungskorridor geschaffen. Auch im Februar 2010 wurden die erfolgreichsten Absolvent eingestellt.
Mit den genannten zusätzlichen Stellen steigern wir die Qualität des Unterrichts an den bayerischen Gymnasien und stellen eine intensive Förderung der jungen Generation sicher. Wir sorgen auch für die von Ihnen zu Recht eingeforderte Gerechtigkeit auf dem Weg zum bayerischen Zentralabitur. Bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der damit verbundenen Steuereinkünfte bedeutet das Plus an Lehrerstellen eine enorme Kraftanstrengung, aber auch die richtige Investition in die Zukunft.
Mit Hilfe der Lehrerbedarfsprognose ermittelt der Freistaat Bayern den Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern bis zum Jahr 2020. Diese zeigt auf, dass beim Gymnasium bald das Angebot an Berufseinsteigern, den Bedarf an Berufseintritten übersteigen wird. Der zukünftigen Bedarfslage entspräche es, wenn sich mehr Studenten für die Fächer Mathematik, Physik, Informatik, Spanisch, sowie katholische und evangelische Religionslehre entscheiden würden.
Grundsätzlich möchte ich betonen, dass für die CSU und die bayerischen Staatsregierung das Thema Bildung absolute Priorität besitzt. Für mich ist die Bildungspolitik die Sozialpolitik des 21. Jahrhunderts. Jeder investierte Euro ist hier richtig und für unsere Zukunft angelegt.
Mit freundlichen Grüßen, Ihre
Kerstin Schreyer-Stäblein, MdL