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Frage von Thomas K. •

Frage an Kerstin Kassner von Thomas K. bezüglich Tourismus

Wie stehen sie zu den geplanten Angelverboten in der Ostsee sowie zu dem von Brüssel geplanten Verbot der Aalfischerei ausschliesslich in der Ostsee?
Welchen Standpunkt vertreten sie gegenüber den "kleinen Fischern" und Anglern zur weiteren Einschränkung ihres Beruf's bzw. ihres Hobby's durch verstärkte Wirtschaftliche Interressen.
Wie würden sie den Angeltourismus in M-V stärken oder unterstützen ( Stichwort Baglimit beim Dorsch)?
Vielen Dank

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr K.,

die Angelfischerei in Schutzgebieten generell zu untersagen ist meiner Meinung nach nicht sinnvoll und dient auch nicht pauschal dem Natur- und Artenschutz. Angeln und Naturschutz schließen sich nicht aus. Nutzungseinschränkungen sind immer in Abhängigkeit vom Schutzgut zu entscheiden. Naturschutzbelange spielen ebenso wie wirtschaftliche, touristische und Freizeitbelange eine Rolle bei der nachhaltigen Nutzung unserer Umwelt. Das Angeln verbindet diese Interessen in einem Hobby – nicht umsonst sind die Anglerverbände die größten Naturschutzverbände in der Bundesrepublik.

Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Naturschutzziele in Nord- und Ostsee durch ein Verbot der Freizeitangelfischerei erreicht werden sollen, während für alle anderen Bereiche, wie der Schifffahrt, der kommerziellen Fischerei, dem Abbau von Bodenschätzen und der maritimen Energiegewinnung, kaum Einschränkungen gelten sollen. Eine derartig einseitige Betrachtung entspräche einer von der Industrielobby dominierte Politik, die insbesondere an den Interessen der regionalen Fischerei- und Tourismuswirtschaft vorbeigeht und die wir als LINKE nicht mittragen.

Die Bundesregierung hat in den ersten Verordnungsentwürfen eingeräumt, das Ausmaß der Freizeitfischerei in den Gebieten überhaupt nicht zu kennen. Und sie hat auch auf eine schriftliche Frage unseres Abgeordneten Jan Korte nicht darstellen können, inwieweit die Freizeitfischerei dem Schutz von Nord- und Ostsee überhaupt entgegen steht. Wer Nutzungen untersagt, muss in jedem Einzelfall die Umweltauswirkungen benennen können. Das Angeln pauschal zu verbieten ist demnach keine Lösung für die zuvor genannten deutlich größeren Probleme.

Grundsätzlich sollte eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen das Ziel einer vernünftigen Fischerei- und auch Umweltpolitik sein. Nur wenn sich die Fischbestände - und die natürlichen Ressourcen im allgemeinen - ausreichend regenerieren können, werden sie den Menschen dauerhaft zur Nutzung zur Verfügung stehen. Ganz abgesehen davon, dass intakte Ökosysteme und Artenreichtum bedeutsame Werte an sich darstellen. In Bezug auf den Aal bedeutet es, dass die EU-Aalverordnung umgesetzt wird, denn der Bestand war bis zum Inkrafttreten der Verordnung 2007 stark zurückgegangen. Deshalb bestand hier Handlungsbedarf zur Wiederauffüllung für den gesamten Bestand des Europäischen Aals.

Das gilt vergleichbar auch für das Baglimit bei Dorschen in der Ostsee.

Neben der Durchgängigkeit der Fließgewässer, strikten Regelungen und Prüfungen der EU zur Glasaalfischerei den Eckpunkten zum Kormoranmanagement unterstützt DIE LINKE Maßnahmen für eine nachhaltige Fischereiwirtschaft, die langfristig eine Stabilisierung der Aalbestände und damit den höchstmöglichen Dauerertrag zum Ziel hat. Bei allen Maßnahmen darf allerdings nicht vergessen werden, dass der Aal ohne den unermüdlichen Besatz auch durch die Anglervereine längst ausgestorben wäre.

Ich setzte mich dafür ein, dass in Mecklenburg-Vorpommern die touristische Infrastruktur im Einklang mit der Natur und in Abstimmung mit den Menschen vor Ort weiter ausgebaut und verbessert wird. Dazu zählt etwa der weitere Unterhalt von Schleusen, der Ausbau und Unterhalt von Wasserstraßen für den Wassertourismus. Tourismus ist von einer intakten Natur abhängig. DIE LINKE will deswegen sanften und Ressourcen schonenden Tourismus stärker fördern. Wir wollen touristische Angebote auch in strukturschwachen ländlichen Gegenden unterstützen und mit Naturschutz sowie regionaler (Land-)Wirtschaft verbinden. Von diesen Maßnahmen würde auch der Angeltourismus in M-V profitieren.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Kassner