Frage an Kerstin Kassner von Saskia B. bezüglich Umwelt
Fracking gesetzlich verbieten
Wie stehen Sie zu den Vorstößen der Wirtschaft in Mecklenburg - Vorpommern Fracking durchzuführen? Finden Sie, es sollte verboten werden? Wieso?
Bitte denken Sie bei der Beantwortung dieser Fragen an die Zukunft von Natur, Umwelt und Menschen - all die Dinge, die Leute hierher bringen bzw. bleiben lassen.
Viele Grüße
Sehr geehrte Frau Beyer,
Fracking ist mit unverantwortlichen Risiken für Bevölkerung und Umwelt, insbesondere für das Trinkwasser, verbunden. Zahlreiche Studien verdeutlichen inzwischen die Gefahren. Dass "die Gefährdung der oberflächennahen Wasservorkommen" nicht ausgeschlossen werden kann, wurde auch in den vom Umweltbundesamt und der Landesregierung NRW in Auftrag gegebenen Studien deutlich.
Risiken und negative Auswirkungen sind insbesondere:
* Die Verunreinigung des Trinkwassers durch Chemikalien, Methan oder Lagerstättenwasser. Diese können durch Unfälle an der Oberfläche, natürliche oder künstlich geschaffene Wegsamkeiten im Untergrund sowie undichte Bohrlochabdichtungen in das Grundwasser gelangen.
* Der bei der Förderung anfallende Flowback aus Lagerstättenwasser und Frac-Flüssigkeit, welcher neben Chemikalien des Frack-Vorgangs häufig radioaktive Isotope, Quecksilber und Benzol enthält. Die Entsorgung ist ungeklärt und unfallträchtig.
* Erbebengefahr durch Fracking oder die Verpressung von Lagerstättenwasser in sogenannte Versenkbohrungen.
* Die miserable Klimabilanz von gefracktem unkonventionellen Erdgas verglichen mit konventionellem Erdgas
An vielen Orten laufen die Betroffenen Sturm. In Deutschland haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen gegründet, die sich gemeinsam mit Wasserwerken, Umweltverbänden und Kommunen gegen Fracking einsetzen.
Im Sommer 2016 hat die Koalition aus CDU/CSU und SPD - während der Fußball-Europameisterschaft - ein Frackinggesetz verabschiedet. Dieses erlaubt Probe-, Forschungs- und Erkundungsbohrungen. Erdölfracking (oftmals flachliegende Lagerstätten in wenigen 100m Tiefe) ist ebenfalls erlaubt. Ich habe mit meiner Fraktion gegen dieses Fracking-Erlaubnisgesetz gestimmt.
DIE LINKE. im Bundestag hat auch einen eigenen Antrag (Drucksachennummer 18/ 4810 - "Verbot von Fracking in Deutschland") zum vollständigen Verbot von Fracking vorgelegt, der allerdings keine Mehrheit fand. Ein Moratorium - wie es Grüne und SPD wollen und NRW umgesetzt hat - reicht wegen mangelnder Rechtssicherheit nicht aus. Nur Fracking mit giftigen Chemikalien zu verbieten, ignoriert die verbleibenden beträchtlichen Risiken. Außerdem ist DIE LINKE gegen die Verklappung des giftigen Flow-Backs und des Lagerstättenwassers im Untergrund.
Eine Energiepolitik auf dem Weg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien erfordert Verbrauchssenkungen wie die Förderung erneuerbarer Energien. Jetzt auf den weiteren Ausbau der Erdgasförderung mit Fracking zu setzen, ist der falsche Weg! Fracking nicht für eine zukunftsweisende Lösung der Energiefrage. Im Gegenteil; die Bundesregierung kann die Klimaziele, die sie sich selbst gesetzt hat, nicht erreichen, wenn sie weiterhin auf die Förderung und Verbrennung von Öl, Gas und Kohle setzt. Mit der Gasförderung durch Fracking wird das fossile Zeitalter also lediglich künstlich verlängert.
Gegen Fracking sprechen zudem die gewaltigen Risiken von Umweltschäden durch die Fördermethoden. Die Erfahrungen aus dem Bereich der Kernkraft zeigen, dass die Konzerne letztlich nicht für diese Schäden aufkommen werden. Die Kosten wird die Allgemeinheit tragen müssen. Besonders für die Kommunen ist das ein sehr bedrohliches Szenario.
Für viele Urlauber und Besucher ist eine intakte Umwelt ein wichtiger Faktor in ihrer Entscheidung für einen Urlaubsort. Dieses Argument ist für mich als tourismuspolitische Sprecherin meiner Fraktion ebenso wie als Einwohnerin Rügens besonders wichtig. Auch in meiner Heimat - dem Landkreis Vorpommern-Rügen - gibt es Frackingvorhaben und Genehmigungen für Probebohrungen. Diese stellen, wie beschrieben, aus meiner Sicht eine Gefahr für die Bevölkerung, die Umwelt und den Tourismus dar.
Aus den genannten Gründen werde ich mich auch weiterhin grundsätzlich gegen Fracking - egal wo und in welcher technischen Spielart. Dabei habe ich die Unterstützung meiner Fraktion und Partei.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Kassner