Frage an Kerstin Griese von Petra B. bezüglich Jugend
Sehr geehrte Frau Griese,
ich danke Ihnen herzlich für Ihr Engegement zur Verbesserung der Beratung vor und nach pränataler Diagnostik.
Sie gehen als Christin selbstverständlich davon aus, dass Leben mit Behinderung schön sein kann. Das ist fast schon eine mutige, exotische Haltung, die ich aber unbedingt teile. Aus meiner Berufspraxis als Sonderschullehrerin weiß ich aber auch um die vielen bürokratischen Stolpersteine, die Eltern behinderter Kinder bewältigen und ertragen müssen, damit sie für ihre Kinder optimale und passende Förderung und Hilfe erhalten. Schon ein Arztbesuch bedarf der aufwändigen Vorbereitung und Auswahl, weil nicht jeder Doktor auf die speziellen kommunikativen und medizinischen Bedürfnisse eingehen kann.
Ein besonders gutes Projekt in dieser Hinsicht befindet sich in Ihrem Wahlkreis. Die Down-Syndrom-Sprechstunde im Klinikum Niederberg widmet sich exakt den besonderes Bedürfnissen dieser Zielgruppe. ( http://www.ds-ambulanz-velbert.de )
Was können Sie konkret zur Verbesserung der finanziellen Ausstattung dieser auf Spenden angewiesenen Einrichtung tun? Welche Möglichkeiten haben Sie als Abeordnete darüber hinaus, sich für Menschen mit Behinderung und ihre Familien einzusetzten?
Mit freundlichen Grüßen
Petra Berndorf
Sehr geehrte Frau Berndorf,
in der Diskussion um Spätabtreibungen habe ich von Anfang an darauf hingewiesen, dass es darum geht, dass wir behindertes Leben als gleichwertig akzeptieren. Die diagnostischen Möglichkeiten haben leider dazu geführt, dass sich die medizinische Indikation schleichend zu einer embryopathischen Indikation entwickelt hat. Das halte ich für nicht hinnehmbar.
Nach meiner Überzeugung muss an dieser Stelle der Gesetzgeber ein klares Zeichen setzen. Deswegen setzte ich mich mit einem eigenen Gesetzentwurf dafür ein, dass das Recht auf eine psychosoziale Beratung im Zusammenhang mit der Pränataldiagnostik gesetzlich verankert wird. Diese Beratung muss ergebnisoffen stattfinden. Darüber hinaus ist es wichtig, Kontakte zu Selbsthilfegruppen und Behindertenverbänden zu vermitteln und das rechtlich eindeutig festzuschreiben.
Die Velberter Down-Syndrom Ambulanz halte ich für eine herausragende Initiative, um Familien mit einem behinderten Kind konkret zu helfen. Entscheidend ist dabei, dass diese Ambulanz endlich von den Krankenkassen finanziert wird. Meines Wissens gibt es entsprechende Bemühungen – und ich hoffe, dass diese bald zu einem Erfolg führen.
Eine Politik für Menschen mit Behinderung muss auf „Inklusion“ setzen. Das heißt, dass wir ihre Förderung zunehmend in unsere Mitte verlagern müssen. Zwar sorgen Sondereinrichtungen wie Werkstätten, Wohnheime und Förderschulen für Sicherheit und Vertrauen. Gleichzeitig grenzen sie aber unbeabsichtigt aus.
Wichtig ist es, dass wir im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz den Schutz vor Diskriminierung aufgrund einer Behinderung auch im Arbeitsleben und im Privatrecht vorschreiben. Damit gehen wir über die EU-Regelungen hinaus. Dies hat die SPD in den Beratungen meines Ausschusses gegen den Widerstand aus den Reihen der CDU/CSU und der FDP durchsetzen können.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese