Frage an Kerstin Griese von Axel W. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Griese,
aus eigenem Erleben möchte ich folgendes Problem ansprechen:
Im Jahr 2003 wurden in Deutschland rund 105.000 künstliche Befruchtungen vorgenommen. Die Zahl halbierte sich dann nahezu auf rund 59.000 nachdem die Bundesregierung die Kostenübernahme für eine künstliche Befruchtung 2004 auf 50 Prozent gesenkt hatte (Gesundheitsmodernisierungsgesetz - GMG). In der Folge wurden 2004 6.000 künstlich gezeugte Kinder geboren, 2003 waren es noch rund 16.000 (Quelle: Deutsches In-vitro-Fertilisations-Register).
Eine künstliche Befruchtung kostest z.B. ca. 5.000 bis 6.000 Euro pro
Versuch (Quelle: http://www.kinderwunschzentrum-mainz.de ). Wie schon gesagt, übernehmen die Krankenkassen 50% der Kosten für die ersten drei Versuche. Ich bin eine Ausnahme, denn ich setze Leib und Leben für meine Heimat ein. Ja, ich bin (verheirateter) Soldat – mein Dienstherr (Deutschland) zahlt nichts hinzu, da er nur meine „Wehr- bzw. Dienstfähigkeit“ im Auge hat (da geht man gern nach Afghanistan in den Einsatz und wird vom Bundestag gelobt).
Bei den hiermit verbundenen finanziellen Belastungen (noch einmal: drei Versuche kosten zwischen 7.000 und 18.000 Euro) sind auch dem größten Kinderwunsch Limitationen auferlegt. Wenn die Politik die sinkenden Geburtenzahlen wirksam bekämpfen will, so sollten doch auch (und vielleicht in erster Linie) diejenigen unterstützt werden, die sich tatsächlich ein Kind wünschen. Ich schlage daher eine Übernahme der nicht durch die Krankenkassen erstattungsfähigen Anteile als staatliche Förderungs-Leistung vor.
Sozusagen „Kinderbauprämie“ statt „Wohnungsbauprämie“.
Schizophren ist: wir geben pro Jahr ca. 250 Mio. Euro für Schwangerschaftsabbrüche aus sozialer Indikation aus. Dagegen stehen nur 80 Mio. Euro, die durch das GMG eingespart wurden (Quelle: Deutschen Institut für Gesundheitsrecht).
Welche Meinung vertreten Sie zu diesem Problem? Was kann getan werden?
Vielen Dank für die investierte Zeit!
Axel Weber, Mendig
Sehr geehrter Herr Weber,
ich kann die Situation ungewollt kinderloser Paare nachfühlen. Künstliche Befruchtung kann aber nicht eine familienpolitische Maßnahme mit dem Ziel der Erhöhung der Geburtenrate sein. Die In-vitro-Fertilisation, deren Erfolgschancen immer noch gering sind, ist ein für die betroffenen Frauen äußerst belastender Eingriff und muss eine private Entscheidung bleiben.
Der mit der letzten Gesundheitsreform gefasste Beschluss zur Finanzierung der In-vitro-Fertilisation ist ein meines Erachtens tragfähiger Kompromiss aus den verschiedenen Positionen, die dieses Thema entweder der privaten Lebensführung zuordnen, es als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zur Steigerung der Geburtenrate ansehen oder Kinderlosigkeit medizinisch betrachten.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese