Frage an Kerstin Griese von Steffen Z. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Griese,
http://www.heise.de/newsticker/meldung/83027
Sind Sie wirklich der Meinung, dass durch weitere Regulierung (härtere Strafen, Verbote) das Problem (falls es denn exisitert) zu lösen !? Ich bin im gleichen Alter wie Sie, habe 3 Kinder (18,13,10) und kann aus Erfahrung sagen, dass zumindest die 2 großen sich "besorgen" können, was im Laden nicht erhältlich ist. Die Einflußnahme muß an anderen Stellen durch Erziehung und Überzeugung stattfinden. (Elternhaus, evtl. Schule).
Nie wurde soviel gesoffen, wie zu Zeiten der Prohibition in den USA, bzw. während des Gorbatschowschen Alkoholverbotes in der damaligen UdSSR. Scheinbar scheint dieses Phänomen den meisten Politikern, so auch Ihnen, völlig fremd zu sein.
Oder, wollen Sie sich im Rahmen der derzeit stattfindenden "Killerspieldebatte" profilieren?
Könnten Sie bitte ein paar Worte zu meiner Meinung sagen, es kann ja möglich sein, dass ich völlig daneben liege !?
Vielen Dank!
MfG Steffen Ziemann
Sehr geehrter Herr Ziemann,
ich teile Ihre Auffassung in sehr vielen Punkten. Ich habe schon im November in mehreren Interviews erklärt, dass die Politik nicht so tun solle, als könne sie einen solch schrecklichen Vorfall wie in Emsdetten quasi gesetzlich verhindern. Politik kann nur einen punktuellen Beitrag dazu leisten, dass Kinder und Jugendliche vor negativen Einflüssen geschützt werden und mehr Anerkennung finden.
Leider finden Kinder gerade in bildungsfernen Schichten immer weniger positive Anregungen im Elternhaus. Deshalb müssen sowohl die Elternkompetenzen gestärkt werden als auch den Schulen mehr Erziehungsaufgaben zugewiesen werden. Nirgends werden die Schüler so früh in verschiedene Schulformen selektiert wie in Deutschland. Statt anerkannt und unterstützt fühlen sich viele schlicht aussortiert. Deshalb muss die Lehrerausbildung völlig neu akzentuiert werden. Lehrer benötigen weitaus mehr Erziehungskompetenzen. Sie müssen lernen, Schülern positive Anerkennung zukommen zu lassen.
Viel zu viele Kinder, insbesondere Jungen, verbringen den gesamten Nachmittag mit Fernsehen, zweifelhaften Videos und Computerspielen. Deswegen ist der Aufbau eines flächendeckenden Ganztagsschulsystems notwendig, den der Bund im Jahr 2003gestartete hat.
Von der populistischen Forderung, Gewaltvideospiele zu verbieten, halte ich nichts. Im Zeitalter des Internets ist das blauäugig, zumal eine Prohibition bewiesenermaßen keinerlei Probleme löst. Allerdings bin ich der Auffassung, dass der Handel die bestehenden Jugendschutzvorschriften einzuhalten hat. Dabei muss überprüft werden, ob der Profit und die mögliche Straferwartung in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese