Frage an Kerstin Griese von Monika F. bezüglich Frauen
Guten Tag!
Sehr geehrte Frau Griese,
das ist ja eigentlich keine wirkliche Überraschung, dass Frauen weniger Rente als Männer bekommen. Das wurde heute in der ARD (Videotextseite 140) veröffentlicht. Es ist das Ergebnis einer Untersuchung einer Forschungsgruppe des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Sie stellten fest, dass es erheblichen Rentenunterschied zwischen Frauen und Männern gibt. Frauen erhalten demnach eine Durchschnittssrente von 576 Euro und Männer von 994 Euro. Das ist doch auch eine logische Folge der auch heute noch immer erheblichen Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männer.
Aber, Frau Griese, richtig ist doch leider auch, dass Frauen aufgrund fehlender Kinderbetreuungseinrichtungen keine durchgängigen Erwerbstätigkeiten nachweisen können und somit weniger Rente erhalten. Bitte, Frau Griese, was werden Sie ganz persönlich und als Ausschussvorsitzende und im Ausschuss dazu beitragen, dass diese erheblichen Gehalts- und Rentenunterschiede ausgeglichen werden? Das ist doch pure Frauendiskriminierung und zeigt leider auch den Grund dafür auf, warum überwiegend Frauen unter Altersarmut leiden und auch zukünftig davon betroffen sein werden.
Was werden Sie tun, um diese Lohn- und die dadurch nachfolgende Rentenungleichheit zu beheben und sollte es Ihrer Meinung nach nicht doch eine menschenwürdige Mindestrente geben, von der man leben können sollte, ohne dabei auch noch alle sozialen und gesellschaftlichen Kontakte wegen Altersarmut zu verlieren? Es ist traurig zu sehen, wenn Frauen an den viel zu wenigen "Tafeln", für ein paar abgelaufene Lebensmittel anstehen müssen. Diese Frauen haben nach dem Krieg das Land aufgebaut und ihre Kinder unter völlig anderen Umständen erzogen, als sie die Frauen glücklicherweise heute haben! Frau Griese, das haben die alten Frauen so nicht verdient! Helfen Sie Ihnen! Vielen Dank!
Auf eine positive Antwort hoffend verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Monika Frank
Sehr geehrte Frau Frank,
das von Ihnen beschriebene Problem ist mir natürlich bekannt. Die Rentenhöhe ist Ergebnis der Erwerbsbiographie. Heutige Rentner und Rentnerinnen in Westdeutschland haben häufig das Familienmodell das Alleinverdieners und der Hausfrau, bzw. zeitweise in Teilzeit dazuverdienenden Ehefrau gelebt. Deshalb haben Rentnerinnen im Westen auch häufiger sehr niedrige eigene Renten. Im Osten Deutschlands ist aufgrund der hohen Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen in der damaligen DDR die Rentenhöhe der Frauen deutlich höher.
Die Studie des DIW, auf die Sie sich beziehen, hat auch die zu erwartende Rentenhöhe von Frauen, die in ca. 20 Jahren in Rente gehen werden, in Modellen simuliert und prognostiziert dieser künftigen Rentnerinnengruppe höhere Renten, die sich aus der gestiegenen Erwerbsbeteiligung von Frauen ergeben.
Es war mir als Politikerin schon früh ein wichtiges Anliegen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen zu erleichtern. Wir SozialdemokratInnen haben dabei in den letzten knapp 20 Jahren große Fortschritte erzielt. Die Frauenerwerbstätigkeit ist seitdem stetig gestiegen. Durch den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten und Ganztagsschulen haben wir dazu beigetragen, dass mehr Frauen Beruf und Familie vereinbaren können und damit für eine eigene Rente vorsorgen können.
Für Frauen, die bereits Rente erhalten, haben wir 2014 die Mütterrente erhöht, um damit die Erziehungsleistung dieser Frauen stärker als bisher im Rentenrecht zu würdigen. Für viele Frauen hat das ein deutliches Rentenplus gebracht.
Wir müssen aber weiter daran arbeiten, dass Frauen durch auskömmliche eigene Einkommen eine eigene Rente, von der sie später auch leben können, erarbeiten. Noch immer arbeiten zu viele Frauen in Teilzeit und verdienen zu wenig. Für gleiche Arbeit muss es gleiche Löhne geben, es kann nicht sein, dass Frauen im gleichen Beruf weniger verdienen als Männer, auch dafür setzen wir SozialdemokratInnen uns ein.
Unsere Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles hat Ende letzten Jahres ein Rentenmodell vorgelegt, das neben der Stärkung der gesetzlichen Rente Verbesserungen für Erwerbsgeminderte sowie die Einführung einer gesetzlichen Solidarrente vorsieht. Mit dieser Solidarrente sollen all diejenigen, die trotz langer Beitrags- und Berücksichtigungszeiten in der Rentenversicherung ein geringes Alterseinkommen haben unbürokratisch mit einer Rente oberhalb der durchschnittlichen lokalen Grundsicherung unterstützt werden. Leider lehnt unser jetziger Koalitionspartner die Einführung einer gesetzlichen Solidarrente ab.
Neben der Stärkung der gesetzlichen Rente und der Einführung einer Solidarrente für langjährige BeitragszahlerInnen wollen wir auch die Betriebsrente und private Vorsorge stärken, damit die notwendige betriebliche oder private Vorsorge als Ergänzung der gesetzlichen Rente einfacher und attraktiver wird.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese