Kerstin Griese MdB
Kerstin Griese
SPD
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Frage von Tabea S. •

Frage an Kerstin Griese von Tabea S. bezüglich Jugend

Sehr geehrte Frau Griese!

Sie sind Mitglied im Familienausschuss.

Vor ca. zwei Jahren habe ich erfahren, daß ein entfernter Verwandter von mir über Jahre hinweg Opfer von schwerer physischer Gewalt durch seine Partnerin geworden ist. Er selber - obwohl physisch stärker - hat sich niemals gewehrt. Ich konnte das anfangs kaum glauben, habe mich jedoch zwischenzeitlich über dieses Thema informiert.

Das Familienministerium hat im Jahre 2004 eine Pilotstudie zum Thema "Gewalt gegen Männer" herausgegeben. Die Ergebnisse waren für viele überraschend:

http://www.gewalt-gegen-maenner.de

im häuslichen Bereich werden Männer ähnlich häufig und ähnlich schwer Opfer von Gewalt durch ihre Partnerin wie umgekehrt.

in der Kindheit und im öffentlichen Raum werden Jungen und Männer häufiger Opfer von Gewalt als Mädchen und Frauen.

Die Studie kommt zu dem Schluß,

daß weitere, umfassendere Studien und Forschungen zu diesem Thema notwendig sind

daß die Öffentlichkeit über dieses Thema informiert werden soll

daß Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene einzurichten sind.

Meine Fragen an Sie:

1. Was haben Sie, Ihre Partei und das Familienministerium seither unternommen, um den Ergebnissen der Studie gerecht zu werden?

2. Halten Sie es für richtig, daß die SPD beim Thema "Häusliche Gewalt" ausschließlich von Gewalt von Männern gegen Frauen spricht, obwohl o.g. Studie (und zahlreiche weitere!) darauf hindeutet, daß häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer genauso häufig und schwer ist?

Es geht mir nicht darum, hier männliche Gewalt gegen weibliche aufzuwiegen, ganz im Gegenteil: Jeder Fall ist einer zuviel. Aber mein Verwandter hat damals solange stillgehalten, weil er glaubte, es würde ihm sowieso niemand glauben. Und genauso ist es gekommen, als er sein Schweigen gebrochen hat: Polizei, Jugendamt, Bekannte, auch ich hatten Mühe, das zu glauben. Aufklärung tut Not, bitte setzen Sie sich dafür ein!

Mit freundlichen Grüßen

Tabea Schüle

Kerstin Griese MdB
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schüle,

es gibt in der Frage nichts zu beschönigen. Männer und Jungen sind sehr oft Opfer von außerhäuslicher und häuslicher Gewalt – und gleichzeitig sind Männer weitaus überdurchschnittlich häufig Täter. Hilfen und Prävention sind außerordentlich wichtig und längst gibt es eine große Palette an Beratungsstellen, Hilfsangeboten und Projekten, die sich darum kümmern. In der Innen- und Rechtspolitik spielt das Thema eine bedeutende Rolle. Ich denke, man muss künftig darauf achten, diese Angebote stärker öffentlich zu machen.

Ich kenne keine einzige seröse Studie, die behauptet, dass häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer genauso häufig ist wie umgekehrt. In der vom Familienministerium in Auftrag gegebenen Studie ist diese Aussage jedenfalls nicht zu finden. Trotzdem ist klar, dass es dieses Phänomen gibt. Deshalb halte ich es für richtig, dass es entsprechende Hilfsangebote gibt und diese unterstützt werden.

Insbesondere Jungen sind häufig Opfer von häuslicher Gewalt, auch von sexualisierte Gewalt durch Erwachsene. Hier müssen Beratungsstellen, die sich an Kinder wenden, noch sensibler werden und sich der Sorgen und Nöte von Jungen gezielt annehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Griese

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