Kerstin Griese MdB
Kerstin Griese
SPD
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Frage von Tobias S. •

Frage an Kerstin Griese von Tobias S. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Griese,

vielen Dank für ihre Antwort, aber Sie hat leider meine Frage nicht vollständig beantwortet.

In den von mir zitierten Angaben wird festgestellt, dass die Unterschiede der Einkommen zwischen Land- und Stadtbevölkerung wesentlich größer sind, als die zwischen den Geschlechtern.
Außerdem sprach ich die unterschiedlichen Präferenzen in der Gehaltsverhandlung von Frauen und Männern an. und einiges mehr.

Sie antworten, dass dies eine systematische Diskriminierung von Frauen zeige.
Ganz ehrlich: ich kann bei all den vorgelegten Fakten keine Diskriminierung feststellen, sondern lediglich dass Frauen einen anderen Schwerpunkt in ihrem Leben setzen als den möglichst hohen Gelderwerb. Dabei liegt die Differenz zwischen den Geschlechtern weit unterhalb der Einkommensvariabilität innerhalb der Geschlechter.

Können Sie bitte noch einmal deutlich darlegen, wie Sie bei den vorgelegten Fakten zu dem Schluss kommen, dass Frauen durch Männer "zweifelsohne" diskriminiert würden?

Welche Maßnahmen würden Sie denn vorschlagen, um die Präferenzen in der Lebensplanung bei Frauen so zu änderen, dass Sie ebenfalls möglichst hohen Gelderwerb als oberstes Ziel im Leben haben?
Welche Maßnahme, damit Frauen Risikoaffinier handeln und auch Chancen ergreifen, welche zwar mit einem höheren Risiko verbunden sind, aber auch höhere Einkommen versprechen?

Leider zeigt meine Erfahrung, dass man aus einem Aschenputtel zwar eine Prinzessin machen kann, aber leider keinen "Indianer Jones". (Wissenschaftlich verweise ich hierzu auf: "Von Natur aus anders", Prof. Doris Bischof-Köhler)

Mit freundlichen Grüßen und in gespannter Erwartung ihrer Antwort
Tobias Stricker

Kerstin Griese MdB
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Stricker,

ich habe Ihre Frage durchaus vollständig beantwortet. Dass Sie mit meiner Antwort nicht zufrieden sind, hängt offensichtlich damit zusammen, dass Sie meine Argumentation nicht teilen.

Gerne möchte ich Sie auf den Artikel "Die Hausfrau im Kopf" in der Wochenzeitung Die Zeit - http://www.zeit.de/2008/11/Frauen-Verdienste - hinweisen. Dort werden viele Fakten aufgezählt, die belegen, dass bei der Gehaltshöhe Frauen gegenüber Männern diskriminiert werden. Die Zeit fragt sich: "Warum verdient ein Vollzeit arbeitender Architekt in Deutschland nach Berechnung des Statistischen Bundesamts durchschnittlich 4516 Euro im Monat, eine Vollzeit-Architektin aber nur 3368 Euro? Wieso bekommt ein Bankkaufmann durchschnittlich 4215 Euro, eine Bankkauffrau jedoch nur 3049 Euro?"

Das frage auch ich mich. Bei den außertariflichen Beschäftigungen sind Frauen in den Gehaltsverhandlungen längst nicht so erfolgreich wie ihre männlichen Kollegen. Die Behauptung, die verhandelnden Frauen seien dies quasi selbst schuld, ist zynisch. Tatsache ist: am längeren Hebel sitzt der Chef. Die Zeit zitiert eine Wissenschaftlerin des DIW: "Die Bezahlung spiegelt einfach nur das Rollenbild wider: Ein Vorgesetzter, der glaubt, eine Frau habe sich in erster Linie um Haushalt und Kinder zu kümmern, während ein Mann die Familie ernähre, wird einer Frau immer ein niedrigeres Gehalt anbieten als einem Mann, denn sie ist in seinen Augen ja nur die Zuverdienerin."

In Deutschland verdienen Frauen etwa 23 Prozent weniger als Männer. Dass der Gehaltsunterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung noch größer sei, entschuldigt dies meines Erachtens überhaupt nicht. Dass Frauen - trotz besserer Schul- und Examensnoten - gerade auch in gut bezahlen Jobs sowohl in der Stadt als auch auf dem Land deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, halte ich für ein Skandal.

Deswegen trete ich nachdrücklich für verbindliche rechtliche Regelungen ein, um die Entgeltlücke zu schließen. Wir brauchen ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, einen Mindestlohn, verbindliche Diskriminierungs-Checks für Tarifverträge und eine Frauenquote in Aufsichtsräten.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Griese

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