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Kerstin Bednarsky
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Frage von Paul L. •

Frage an Kerstin Bednarsky von Paul L. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Bednarsky,

Durch meine Tätigkeit als Gymnasiallehrer ist der Bereich der Bildungspolitik natürlich ein primäres Interessengebiet in der Politik und trägt zu meiner Wahlentscheidung sehr viel mehr bei als beispielsweise Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Mit meinen Kollegen ist das Hauptdiskussionsthema wenn es um Ihre Partei geht, Ihr Modell der Gemeinschaftsschule. Ich kann mir schwer vorstellen, mit der derzeitigen Klassenstärke eine so heterogene Sozialstruktur bedienen zu müssen, dabei aber meine eigentlichen Aufgaben der Wissensvermittlung und Herstellung einer Lernbereitschaft gerecht zu werden.

Die momentan, realistisch betrachtet, elitäre Grundhaltung an Gymnasien schafft eine gewisse Angst, auch nur etwas des Exklusiven (im Vergleich zu Oberschulen etc.) abzutreten.

Ich würde von Ihnen wissen wollen:
Wie sehen Ihre Konzepte und Vorstellungen zum Thema Gemeinschaftsschule und deren Umsetzung aus?
Glauben Sie an den positiven Einfluss der Lernstarken oder den Negativen der Lernschwachen/unwilligen Schüler?

Vielen Dank schon im Vorraus,

Hr. Langheinrich

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Langheinrich,

ich danke Ihnen für Ihre Frage, die ich folgendermaßen kurz beantworten möchte.

Die Gemeinschaftsschule ist für uns langfristig das zukunftsfähige Schulmodell für Brandenburg (und für Deutschland). Die frühe Auslese halten wir für falsch und für überholt, zumal sich immer wieder zeigt, dass viele Schüler, genauer gesagt, fast ein Drittel (deutschlandweit 17 Prozent bei der Hauptschule und 13 Prozent beim Gymnasium, wie kürzlich eine Studie ermittelt hat). Die „falsche Schule“ besuchen. Es hat sich in den Ländern, die eine Gemeinschaftsschule haben, immer wieder gezeigt, dass Kinder am besten von Kindern lernen. Die Heterogenität der Schülerschaft kann eine Bereicherung sein. Das Streben nach homogenen Klassen - wie es oft in Deutschland gewünscht oder gedacht wird - scheint uns angesichts der heutigen Schülerschaft nicht machbar und nicht produktiv zu sein. Voraussetzung für das Gelingen des längeren gemeinsamen Lernens ist zweifellos ein Höchstmaß an individueller Förderung. Dazu bedarf es auf jeden Fall kleinerer Klassen. Die Argumente für eine Gemeinschaftsschule im einzelnen können Sie einer kleinen Broschüre entnehmen, die wir zum Thema angefertigt haben. Wir sind allerdings der Meinung, dass es eine breite Mehrheit für die Gemeinschaftsschule braucht - sie von oben oktruieren zu wollen, würde das Projekt zum Scheitern verurteilen. Daher bedarf es aus unserer Sicht einer breiten gesellschaftlichen Diskussion mit allen an Bildung Beteiligten, die wir in den nächsten Jahren weiter führen wollen. Und es bedarf entsprechender Rahmenbedingungen - das fängt bei der Klassenstärke an und hört bei der Lehrerausbildung auf. In der nächsten Legislatur wollen wir die Voraussetzungen für die Einführung der Gemeinschaftsschule verbessern. Erste Schritte wären u.a.

- Bessere personelle Ausstattung der Schulen, damit individuelle Förderung möglich ist
- Erhöhung der Durchlässigkeit der bestehenden Schulformen,
- Stärkung der Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe, Anreize zur Zusammenführung von Grund- und weiterführenden Schulen
- Ausweitung von FLEX
- Mehr Sonderpädagogen an die Schulen und Einrichtung eines Studienganges Sonderpädagogik in Brandenburg
- Lehreraustausch mit Ländern, in denen Gemeinschaftschulen existieren
- Reform der Lehrerausbildung

Ich lege Ihnen zu Ihrer Information unsere Broschüre mit bei - vielleicht wird daraus einiges noch klarer für Sie.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen

Ihre Kerstin Bednarsky