Katrin Steinhülb-Joos
Katrin Steinhülb-Joos
SPD
100 %
/ 8 Fragen beantwortet
Frage von Karl N. •

Senioren, welche digital nicht unterwegs sind, Endgeräte nicht besitzen, werden vom allgemeinen Leben ausgeschlossen, bzw bezahlen einen höheren Preis, z.B Fahrkarten, wie sieht Abhilfe aus?

Katrin Steinhülb-Joos
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Fragesteller,

es gibt viele Menschen in Deutschland, die nicht mit dem Smartphone unterwegs sind, keinen Computer haben und sich nicht im Internet auskennen. Wenn dann Unternehmen oder Behörden ihre Angebote nur noch digital anbieten, muss man online-fähig sein, um nicht ausgegrenzt zu werden. Menschen, die das nicht können oder wollen, dürfen dadurch nicht ausgeschlossen werden. Für mich ist es Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge, für bedarfsgerechte Zugänge zu sorgen. Das betrifft zum Beispiel auch Banken, die immer mehr Filialen schließen, was auch in Stuttgart ein Problem ist. Das habe ich auch schon in einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung moniert.

Solange noch so viele Menschen analog unterwegs sind, und das geht sehr deutlich aus dem „Achten Altersbericht zu Älteren Menschen und Digitalisierung“ hervor, sollten neben digitalen Zugängen auch analoge Zugänge und Abwicklung ermöglicht werden. Das ist auch ein Leitgedanke der Altersberichtskommission, die Ende vergangenen Jahres ihre Empfehlungen zum Altersbericht veröffentlicht hat. Besonders beim öffentlichen Verwaltungshandeln hat Politik hier Spielräume, die sie nutzen sollte. Das betrifft vor allem Kommunen, die den Großteil des Bürger*innenservice anbieten. Dazu ist es unabdingbar, dass die Stadtverwaltungen mit ausreichend Personal ausgestattet sind. Hier fordern wir als Fraktion von der Landesregierung noch mehr Klarheit in ihrer Finanz- und Digitalisierungsstrategie. Die Kommunen müssen vom Land bei der Digitalisierung von Verwaltungsleistungen personell, organisatorisch und finanziell deutlich gestärkt werden. Nur so können dann auch Verwaltungsleistungen angeboten werden, die für alle zugänglich sind.

Bei privatwirtschaftlichen Akteuren wie der Deutschen Bahn gestaltet es sich leider nicht so einfach. Es ist allerdings nicht so, dass man ohne Smartphone grundsätzlich kein Deutschlandticket bekommen würde. Man muss dann zur Verkaufsstelle gehen und es dort händisch ausfüllen und das geht dann nicht sofort, sondern es braucht 10 oder 14 Tage Vorlauf. Aber es ist grundsätzlich möglich. Die SPD-Landtagsfraktion hat Anträge gestellt, die sich für ein verbilligtes Ticket für Senior*innen analog zum Jugendticket BW eingesetzt haben. Leider wurden diese von Grünen und CDU abgelehnt. Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) hingegen hat speziell für ältere Menschen das „Seniorenticket“ als Angebot geschnürt.

Grundsätzlich sind elektronische Tickets und Leistungen häufig günstiger, weil mit ihnen der Verwaltungsaufwand reduziert wird. Unternehmen nutzen auch Daten, um aus ihrer Verarbeitung Vorteile zu ziehen. Dass diese Leistungen im Vergleich zum analogen Pendant dann vergünstigt angeboten werden, finde ich nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz darf die zunehmende Digitalisierung der Stadtverwaltungen, Banken und anderer Dienstleister nicht zur Ausgrenzung von Menschen führen, die nicht online-fähig sind. Vielmehr müssen ältere Menschen beim Erwerb digitaler Kompetenzen begleitet werden. Dem höheren Unterstützungsbedarf älterer Menschen muss Rechnung getragen werden. Dazu gibt es zum Beispiel in Stuttgart Angebote und Hilfestellungen von der „Fachstelle für digitale Teilhabe im Alter“ des Sozialamts der Landeshauptstadt Stuttgart (Digital.Senioren.Stuttgart.). Eine Übersicht über Sprechstunden in den einzelnen Stadtbezirken mit Digital-Helfer*innen finden Sie hier. Die Landesanstalt für Kommunikation hat darüber hinaus eine Lern-App „Starthilfe – digital dabei“ entwickelt, um die digitale Teilhabe älterer Menschen zu stärken. 

Mit freundlichen Grüßen
Katrin Steinhülb-Joos

Was möchten Sie wissen von:
Katrin Steinhülb-Joos
Katrin Steinhülb-Joos
SPD