Wie stehen Sie zum Thema "Scheinselbständigkeit" im Zusammenhang mit dem Bedürfnis vieler gut ausgebildeter Akademiker als freie Mitarbeiter in kleineren Unternehmen unabhängig mitzuarbeiten?
Für viele kleine Betriebe sind die aktuellen Regeln der Scheinselbständigkeitsprüfung existenzvernichtend. So sind z. B. kleinere Architekturbüros auf den zeitlich und finanziell flexiblen Einsatz freier Mitarbeiter angewiesen, da Gehälter bei der schwierigen Konjunkturlage nicht durchgängig bezahlt werden können!

Lieber Herr Z.,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich denke das Thema Scheinselbständigkeit muss differenziert betrachtet werden. Einerseits wollen wir die Ausbeutung von Arbeitskräften verhindern, die unter dem Deckmantel der Selbstständigkeit ohne soziale Absicherung arbeiten. Andererseits ist es wichtig, dass hochqualifizierte Fachkräfte wie Architekt*innen, IT-Expert*innen oder Berater*innen die Möglichkeit haben, frei und unabhängig zu arbeiten, wenn sie das wollen.
Wir setzen uns deshalb für eine Reform der Kriterien für selbstständige Tätigkeiten ein, die mehr Rechtssicherheit schafft – für Auftraggeber wie auch für Selbstständige. Als Grüne ist uns wichtig, Selbstständige mit projektbasierten Aufträgen und deren Auftraggeber*innen vor Bürokratiehürden und nachträglichen Statusaberkennungen zu schützen. Kleine Betriebe und Start-ups brauchen flexible Lösungen, um wirtschaftlich überleben zu können, ohne sich durch rechtliche Unsicherheiten belastet zu fühlen. Unser Ziel ist es deshalb, klare und praxisnahe Regeln zu etablieren, die Selbstständigen aus Überzeugung ihre Freiheit lassen, aber gleichzeitig Missbrauch verhindern.
Falls Sie dahingehend auch weitere Vorschläge oder Forderungen haben, freue ich mich über Ihren Input.
Herzliche Grüße
Katrin Schmidberger