Frage an Katrin Schmidberger von Brigitte F. bezüglich Verkehr
Fassen Sie meine Frage bitte nicht so auf, dass ich gegen das Radfahren wäre.
Aber: als Fußgänger ebenso wie als Autofahrer fühle ich mich von einer wachsenden Zahl der Radfahrer bedroht:
Auf dem Gehweg fahren, lautlos von hinten kommen, und das mit voller Geschwindigkeit –
Rotlicht missachten, ohne Licht fahren, falsch herum in den Einbahnstraßen – das sind keine Ausnahmen mehr, sondern eher die Regel.
Ein paar Polizeiaktionen in den letzten Wochen sind nur Tropfen auf den heißen Stein.
Kümmern Sie sich auch um den Schutz von Menschen, die keine Radfahrer sind?
Sehr geehrte Frau F.,
vielen Dank für Ihre berechtigte Frage, gerät der Fußverkehr doch leider etwas ins Hintertreffen durch das Volksbegehren Radverkehr. Ich denke viele Konflikte sind der Situation geschuldet, dass die Infrastruktur nicht ausgebaut wurde, obwohl der Radverkehrsanteil seit Jahren enorm steigt - natürlich gibt es auch leider fehlende Rücksicht, selber wurde ich auch schon von einem "Radraser" umgefahren... Durch fehlende Wege kommen sich die unterschiedlichen VerkehrsteilnehmerInnen in die Quere und es kommt zu Unfällen. Deshalb muss man da vor allem ansetzen.
Die meisten Wege in Berlin werden zu Fuß zurückgelegt. Daran muss sich auch die Verkehrsplanung orientieren. Zu Fuß gehen soll attraktiver und sicherer werden und möglichst direkt zum Ziel führen. Wir wollen deshalb fußgängerfreundliche Ampelschaltungen mit kurzen Wartezeiten und langen Grünphasen, die die Querung auch breiter Straßen in einem Zug erlauben. Barrieren und Hindernisse, die Fußgänger*innen zu Umwegen zwingen, sollen verschwinden oder durchlässig gemacht werden. Mit gesicherten Überwegen in kurzen Abständen, mit Zebrastreifen, Mittelinseln oder Gehwegvorstreckungen wollen wir alle künftig leicht und sicher über die Fahrbahnen kommen. Ein engmaschiges barrierefreies Gehwegenetz, das auch Blockdurchwegungen umfasst, soll Menschen zu Fuß und auch allen, die in ihrer Mobilität beeinträchtigt sind, zu Gute kommen. Plätze und Gehwege sind soziale Räume für Begegnung und Aufenthalt. Radwege wollen wir deshalb von den Bürgersteigen auf die Fahrbahn verlagern und das Parken von Autos auf Gehwegflächen Zug um Zug reduzieren. Stattdessen soll dort durch mehr Sitzgelegenheiten, genügend Abfallbehälter und Grün die Aufenthaltsqualität erhöht werden. Der marode Zustand vieler Gehwege und eine oft unzureichende Beleuchtung führen zu Unsicherheiten. Neben der notwendigen Gehwegsanierung soll die Umstellung der Lampen auf LEDs dazu genutzt werden, die Straßenbeleuchtung besser auf die Belange der Fußgänger*innen auszurichten. Zum Schutz der besonders gefährdeten Kinder und älterer Menschen soll an Unfallschwerpunkten und sensiblen Bereichen die Beachtung roter Ampeln und der zulässigen Geschwindigkeiten mittels fest installierter Anlagen überwacht werden.
Die Statistik zeigt: zu Fuß gehende und Fahrrad fahrende Kinder zwischen 9 und 14 Jahren sowie SeniorInnen sind besonders gefährdet. Bei der Straßenneuplanung oder -umgestaltung muss ihre Perspektive Ausgangspunkt für Veränderungen sein. Im Straßenverlauf müssen in kurzen Abständen Querungshilfen vorhanden sein, Kreuzungen sollen so gestaltet werden, dass die Eckbereiche frei einsehbar bleiben und durch Maßnahmen wie Aufpflasterungen ein sicheres Überqueren möglich ist. Die Ordnungsämter und die Polizei müssen personell besser ausgestattet werden, um Falsch- und Eckenparken konsequent zu ahnden. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit setzen wir uns für eine Ausweitung mobiler Geschwindigkeitskontrollen nicht nur zu Schuljahresbeginn ein.
Auch wenn ich keine Expertin in diesem Thema bin, hoffe ich Ihre Fragen beantwortet zu haben.
Beste Grüße
Katrin Schmidberger