Frage an Katrin Eder von Cornelia B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo, Frau Eder
Der UN-Sonderbeauftragte hat es noch mal deutlich gemacht: Deutschland hat ein ernstes Problem in Sachen Bildung und Bildungsgerechtigkeit. Wie wollen Sie und Ihre Partei gewährleisten, dass Schüler unterschiedlichster sozialer Herkunft und Begabungen gleichermaßen gefördert werden? Dass die schwachen Schüler nicht über- und die starken Schüler nicht unterfordert sind?
Wie stehen Sie zur Lernmittelfreiheit? Gerade in Zeiten von Hartz IV und zunehmender Ausweitung der Schere zwischen Arm und Reich ist sie meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung, um Diskriminierung von Kindern armer Eltern zu vermeiden und Chancengleichheit herzustellen.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Sehr geehrte Frau Baudisch,
vielen Dank für ihre Frage.
Tatsächlich hat die PISA-Studie eine wirklich wichtige Erkenntnis gebracht, die offen gelegt hat, was eigentlich jedem hätte klar sein müssen: nur in wenigen anderen Staaten ist die Bildungschance vom Geldbeutel abhängig wir in Deutschland und auch in RLP. Es ist schon beachtlich, dass Kurt BEck dies nach 15 Jahren SPD-Regierung im Land öffentlich bedauert. Die sozialen Unterschiede sollen zunächst mal durch die Lernmittelfreiheit gemildert werden - sie ist ein Baustein im umfangreichen grünen Konzept zur Familienförderung. In RLP müssen Eltern Jahr für Jahr viel Geld für Schulbücher ausgeben, die in anderen Bundesländern geliehen werden können. Zwar gibt es in RLP ein Gutscheinsystem, aber die Gutscheine decken nur ein Minimum der Kosten für die Schulbücher, zumal wenn eine Familie mehrere Kinder hat. Dass gerade für Hartz IV-Empfänger die Lernmittelfreiheit von großer Bedeutung wäre, ist klar, denn die Regelsätze für Hartz IV-Empfänger sind viel zu niedrig.
Zudem haben wir das Modell der NEUEN SCHULE entwickelt, das ähnlich wie in Skandinavien funktionieren soll: gezielte Förderung aller Begabungen mit individueller Lernplanung und die Abkehr vom Unterricht im 45-Minuten-Takt. Alle Schulabschlüsse sollen in dieser einen Schule angeboten werden und miteinander verbunden werden. Grundlage ist eine neunjährige, gemeinsame Schulbildung mit dem Abschluss Skundarstufe I wie in Skandinavien. Daran schließen sich dann die Berufsausbildung oder die gymnasiale Oberstufe an. Wir sind der Auffassung, dass diese gemeinsame neue Schule mehr Durchlässigkeit bietet und somit die soziale Herkunft trotz gleicher Begabungen keine Rolle mehr spielt.
Mit freundlichen Grüßen
Katrin Eder