Wie ist Ihre Haltung zur Widerspruchslösung bei Organspenden?
Sehr geehrte Frau Henneberger,
wie stehen Sie zur Widerspruchslösung?
Mit freundlichen Grüßen
Judith Schmitz

Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Frage zu diesem komplexen, wichtigen Thema. Innerhalb meiner Fraktion variieren die Meinungen zur Widerspruchslösung und es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Organspendebereitschaft am besten gefördert und gleichzeitig die Entscheidungsfreiheit der Menschen gewahrt werden kann. Das Ziel besteht darin, eine ethisch vertretbare und nachhaltige Lösung zu finden, die sowohl die Zahl der Organspenden erhöht als auch die Rechte und die Autonomie der Menschen respektiert.
Nach der Gesetzesinitiative zur “Widerspruchslösung” kämen als Organ- und Gewebespenderin oder -spender künftig sowohl die Personen in Betracht, die in eine Organ- oder Gewebeentnahme eingewilligt haben, als auch diejenigen, die einer Entnahme nicht ausdrücklich widersprochen haben. Einerseits soll mit Einführung einer Widerspruchsregelung die hohe Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende in der Gesellschaft besser berücksichtigt werden. Bei Gewährleistung der Entscheidungsfreiheit der oder des Einzelnen soll es so zu einer Selbstverständlichkeit werden, sich zumindest einmal im Leben mit dem Thema Organ- und Gewebespende auseinanderzusetzen, um perspektivisch eine gesellschaftliche Kultur der Organ- und Gewebespende in Deutschland zu schaffen.
Andererseits bringt die Widerspruchslösung komplexe ethische und gesellschaftliche Fragen mit sich. Ein Argument dagegen ist, dass der Staat nicht ein Schweigen als Zustimmung werten darf. Es gibt viele Menschen, die in Lebenslagen sind, in denen sie nicht entscheidungsfähig sind, sei es aufgrund von Krankheit, psychischen Belastungen oder anderen Gründen. Die Entscheidung über eine Organspende braucht Vertrauen und bestmögliche Information.
Aus diesem Grund bin ich gegen die Widerspruchslösung. Ich finde es wichtig den Menschen die Möglichkeit zu geben, eine informierte und freiwillige Entscheidung zu treffen und dabei auch diejenigen zu unterstützen, die aufgrund verschiedener Umstände nicht in der Lage sind, diese Entscheidung zu treffen.
Mit freundlichen Grüßen
Kathrin Henneberger