Frage an Katharina Landgraf von Klaus M.
Guten Tag Frau Landgraf, ich beziehe mich auf den Inhalt des Buches von Herrn Dirk Müller: Titel "Showdown" -Der Kampf um Europa und unser Geld-
Ich stimme in vielen Ansichten nicht mit denen von Herrn Müller überein, aber seine Ausführungen ab Seite 48 -Griechisches Gas und die Folgen- lassen meiner Meinung nach die Aussagen bezüglich der bevorstehenden Pleite des griechischen Staates doch auch andere Sichtweisen zu. Nach den Aussagen von Herrn Müller, verfügt Griechenland über Rohstoffe (Gas, Erdöl, Edelmetalle usw...) in erheblichem Umfang. Herr Müller spricht auf Seite 65 seines Buches davon, dass die Immensen Vorkommen an Rohstoffen, locker dafür ausreichen würden, die Kosten für den Abbau der Rohstoffe zu finanzieren und "Griechenland locker seine vorhandenen Schulden begleichen könnte".
Der Erlös aus dem Abbau dieser Rohstoffe würde meines Erachtens nicht nur die Schuldenlast von Griechenland in einem anderen Licht erscheinen lassen, sondern schafft vor allem die dringend notwendigen Arbeitsplätze in Griechenland. In seinem Buch vergleicht Herr Müller, was den Wohlstand des Landes und seiner Bevölkerung angeht, in Punkto Rohstoffe Griechenland mit Norwegen.
Über eine Antwort, sehr geehrte Frau Landgraf, würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichem Gruß
Klaus Middelhaufe
Sehr geehrter Herr Middelhaufe,
Ihre Idee, mit den Rohstoffen und Bodenschätzen Griechenlands die immensen Schulden dieses EU-Landes abzutragen, ist aus meiner Sicht durchaus überlegenswert. Das erwähnte Buch habe ich allerdings noch nicht gelesen, was möglicherweise auch kein Informationsdefizit darstellen dürfte. Bei allem Zuspruch, den Herr Müller für seine Publikationen erhält, gibt es dennoch Experten, die seine Positionen kritisch betrachten. Auch der von Herrn Müller - zur angeblichen Untermauerung seiner These - angeführte Bericht der Deutschen Bank aus dem Jahr 2012 zeigt, dass es sich bei den veröffentlichten Zahlen um reine Spekulationen handelt.
Griechenland braucht ganz schnell Lösungen, um die gesamten Probleme in den Griff zu bekommen. Als deutsche Parlamentarierin möchte ich mir da überhaupt nicht anmaßen, sozusagen als Besserwisserin unseren griechischen EU-Partnern irgendwelche Vorschriften machen zu wollen, wie der Lösungsprozess zu erfolgen hat. Fakt ist: Griechenland hat den Schuldenberg aufgebaut und ist dafür verantwortlich, auch wenn es darum geht, aus der Schuldenkrise wieder herauszukommen. Andere Staaten der Union haben es bereits vorgemacht. Alle konnten den von Europa aufgespannten Rettungsschirm nutzen. Fakt ist auch: Der Bundestag hat sich mit großer Mehrheit für die Solidarität mit Griechenland ausgesprochen.
Jetzt nun zu den angesprochenen Bodenschätzen. Diese ins Auge zu fassen, ist eigentlich nur strategisch zielführend. Also langfristig und dann vor allem im Rahmen einer wirtschaftlichen Neustrukturierung. Es liegt allein in der Natur der Sache, dass die Erschließung von Bodenschätzen kein Tagesgeschäft ist. Bevor Rohstoffquellen so richtig sprudeln können, bedarf es eines langen Vorlaufs bei der Planung und bei der technischen Vorbereitung. Eine Exploration der griechischen Vorkommen erschöpft sich nicht bereits im bloßen Abbau, sondern erfordert umfassende Infrastrukturprojekte in den betreffenden Regionen (Skouries, Olympias). Darüber hinaus dürfen die mit einem Rohstoffabbau notwendigerweise einhergehenden Einschnitte für die Menschen und die Umwelt vor Ort nicht aus den Augen verloren werden. Ich darf im Zusammenhang auch an die laufende Revitalisierung des sächsischen Bergbaus im Erzgebirge verweisen. Dort herrscht bei den betroffenen Kommunen eine relativ hohe Akzeptanz, weil man weiß, dass Bergbau Arbeit und Verdienst bedeutet. Zudem haben wir in Deutschland ein für Investoren verlässliches und transparentes Planungsrecht. Und trotzdem dauert der Neuaufschluss oder Wiederaufschluss eines Bergwerkes mehrere Jahre. Natürlich wäre es interessant zu erfahren, wie dazu der aktuelle Stand der Dinge in Griechenland ist. Im Zuge der Diskussion um die griechischen Rohstoffvorkommen wird neben Öl und Gas auch auf die Existenz anderer Rohstoffe (Gold, Kupfer und Molybdän) verwiesen. Nach unseren Recherchen zeigt sich jedoch, dass ein Abbau nur wirtschaftlich sinnvoll erscheint, wenn es im Zuge einer Verknappung der entsprechenden Erze und Mineralien auf dem Weltmarkt zu einem erheblichen Preisanstieg kommt. Allein beim Thema Erdöl-Lagerstätten in der Ägäis und deren mögliche Ausbeutung kommen noch zusätzliche, politische Probleme hinzu. Manche Experten sprechen in diesem Zusammenhang sogar von der Gefahr eines Krieges in dieser Region, sollte Griechenland die potenziellen Erdölquellen anzapfen wollen. An solchen Gedankenspielen beteilige ich mich nicht, denn wie die Vergangenheit gezeigt hat birgt dies ein erhebliches geopolitisches Konfliktpotential in sich. Aber sie zeigen die Brisanz des Problems ganz deutlich. Sie können gern mal in mein Grimmaer Wahlkreisbüro kommen. Dann könnten wir Sie über weitere Details unserer Recherchen zum Thema informieren. Das würde hier sicherlich den Rahmen sprengen. Also rufen Sie einfach mal an: 03437-708 771 oder in Berlin 030-22 77 01 00.
Freundliche Grüße! Katharina Landgraf, MdB