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Katharina Beck
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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Frage von Johan H. •

Guten Tag Frau Beck, werden Sie sich im Falle eines Einziehens in den Bundestag dafür einsetzen, die biomedizinische Forschung zu Long Covid respektive ME/ CFS erheblich zu verstärken?

Sehr geehrte Frau Beck,

man kann derzeit von circa 700k Betroffenen ( ME/ CFS) ausgehen - Tendenz steigend!

Abgesehen vom Schicksal der Betroffenen sehe ich vor allem ein großes Wählerpotential, wenn man bedenkt, dass nicht nur die Betroffenen als potentielle Wähler in Betracht kommen, sondern auch die Personen, die als Pflegende und oder nahe Angehörige unter der Situation leiden!

Darüber hinaus geht man davon aus, dass ein Großteil der Betroffenen (zumindest) vorübergehend arbeitsunfähig/ stark eingeschränkt ist. Eine Genesung könnte also auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken!

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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrter Herr H.

vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Gedanken zu Long Covid und ME/CFS.

Wie Sie vielleicht mitverfolgt haben, wurde im Herbst 2023 durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) der Runde Tisch für Long COVID und ME/CFS eingerichtet, um sich speziell damit auseinanderzusetzen, wie die Situation für jene Menschen konkret verbessert werden kann, die in Folge einer Covid-19-Pandemie an postviralen Erkrankungen leiden. In regelmäßigen Treffen diskutieren dort seitdem Vertreter*innen aus der Wissenschaft, Betroffenenorganisationen, Ärzt*innenschaft, den Krankenkassen sowie aus der Politik intensiv die eng zusammenhängenden Themen Long-COVID, Post-COVID, Post-Vac-Syndrom sowie ME/CFS als eine der postviralen Erkrankungen in Folge einer Covid-19-Infektion. Sie loten konkret Handlungsmöglichkeiten aus, um die Versorgung zu verbessern. 

Für uns als grüne Bundestagsfraktion ist es ein wichtiges Anliegen, die Versorgung von ME/CFS-Erkrankten sowie Betroffenen von allen Symptomatiken, die sich unter anderem durch Long-COVID, Post-COVID und Post-Vac-Syndrom einstellen, zu verbessern und die Forschung sowie die Therapieentwicklung zu postviralen Krankheitsbildern insgesamt zu fördern.

Mit grüner Regierungsbeteiligung haben wir in dieser Legislatur die mangelhafte Versorgungs- und Forschungslage auf die politische Agenda gesetzt. Nicht zuletzt haben ME/CFS und Long-COVID als zwei Krankheitsbilder erstmals auch explizit Eingang in unseren Koalitionsvertrag gefunden. Als Ampel-Koalition haben wir seit Beginn der Legislatur eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Forschung und Versorgung gezielt zu verbessern.

Während für 2022 und 2023 Haushaltsmittel in Höhe von 22,5 Millionen Euro bereitgestellt und bewirtschaftet wurden, konnten wir trotz angespannter Haushaltslage in den letzten Haushaltsverhandlungen weitere über 200 Millionen für Forschungsförderung zum Krankheitsbild selbst sowie zu Medikamenten und Therapien für die nächsten Jahre veranschlagen. So können nicht nur neue Forschungsvorhaben finanziert werden, sondern auch die Finanzierung von bereits laufenden Forschungsprojekten ist gesichert, darunter die Projekte im Rahmen der der Nationalen Klinischen Studiengruppe (NKSG) wie z.B. die klinische Studie an der Charité Berlin, in der die Wirksamkeit von vier Gruppen von bereits bekannten Medikamenten für die Behandlung von Patient*innen mit Long-COVID und ME/CFS erforscht wird.

Weiterhin ist es für uns Grüne ein ganz zentrales Anliegen, die Versorgungssituation durch Spezialambulanzen zu verbessern. Zu diesem Zweck haben wir im Rahmen des Krankenhausentlastungsgesetzes vom 20. Dezember 2022 den Gemeinsame Bundesausschuss beauftragt, bis Ende 2023 eine Richtlinie für die interdisziplinäre und standardisierte Diagnostik von Long-COVID und Krankheitsbildern mit starken Erschöpfungs-Zuständen wie etwa ME/CFS zu erarbeiten. Gleichzeitig wird dadurch festgelegt, wie den Versicherten ein zeitnaher Zugang zu einem multimodalen Therapieangebot gesichert werden muss. Die Richtlinie ist in der finalen Abstimmung und wird voraussichtlich in Kürze veröffentlicht.

Zudem wurde eine Telefonhotline für Betroffene eingerichtet, um den Betroffenen einen ersten Anlaufpunkt zu geben und sie über bereits bestehende Versorgungsangebote adäquat zu informieren und zu beraten. Eine erste Anlaufstelle stellt auch die eingerichtete Webseite (https://www.bmg-longcovid.de/service) des BMG dar, die aktuelle Informationen zu Long-COVID und Post-COVID, aber auch ME/CFS, bündelt und neben einer Liste an aktuellen Beratungs- und Unterstützungsangeboten auch mehrsprachige Informationen sowie telefonische Beratung für Erkrankte und Ärzt*innen anbietet.

In diesem Sinne bin ich zuversichtlich, dass sich die Versorgungssituation sowohl von ME/CFS-Erkrankten als auch von Long-Covid- und Post-Covid-Betroffenen verbessern wird, sobald die bereits verabschiedeten Maßnahmen Früchte getragen haben. Für eine weitere Verbesserung möchte ich mich auch in der kommenden Legislaturperiode einsetzen.

Ich habe mich gefreut, dass Sie sich an mich gewandt haben und hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen kann. Der Austausch mit Bürger*innen ist mir wichtig und kostbar. Wenn Sie regelmäßig über meine Arbeit in Hamburg und Berlin informiert werden möchten, können Sie sich gerne hier für meinen Newsletter anmelden. 

Herzliche Grüße
Katharina Beck