Frage an Karsten Möring von Carsten S. bezüglich Familie
Sie haben bei der heutigen Abstimmung im Bundestag gegen die Öffnung der Ehe von Männern mit Männern und Frauen mit Frauen gestimmt.
Ich würde gerne verstehen, wie es zu dieser Entscheidung kommt, so persönlich Sie diese auch getroffen haben mögen.
Für mich als Homosexueller ist das Ergebnis vermutlich noch persönlicher, als der Entscheidungsweg für Sie.
Das Ergebnis ist zwar zu Gunsten der LGBTI-Community ausgegangen, doch als Politiker in einer der Hochburgen der Community scheinen Sie sich nicht wirklich wohlzufühlen oder Kontakte in die Community zu haben.
Ich wünsche mir, dass Sie viele bereichernde Kontakte haben werden, um von ihrem heutigen Nein zukünftig abzurücken.
Sehr geehrter Herr Schliwa,
vielen Dank für Ihre Frage. Gerne lege ich Ihnen die Beweggründe meiner Entscheidung dar, denn es gab gute und ernsthafte Gründe für beide Lager. Eine kurze Bemerkung Ihre Vermutung betreffend, ich sei vielleicht nicht richtig in Köln angekommen. Ich fühle mich sehr wohl in unserer schönen Stadt und freue mich über die lebendige LGBTI-Community, die eine Bereicherung unserer Stadtgesellschaft darstellt. Ich war schon dabei, als unser OB Harry Blum in seiner kurzen Amtszeit 1999/2000 die Regenbogenflagge vor dem Rathaus aufziehen ließ und fand das gut. In meinem parteipolitischen und persönlichen Freundeskreis leben verpartnerte und nicht verpartnerte Freunde und ebenso in meinem näheren familiären Umfeld. Gehen Sie also ruhig davon aus, dass ich mit der Community nicht „fremdle“.
Ich habe mein Abstimmungsverhalten in einer ausführlichen Erklärung zu Protokoll begründet, die Sie in ganzer Länge auf meiner Homepage www.karsten-moering.de nachlesen können. Ich möchte Sie hier nur etwas verkürzt wiedergeben:
Grundlegende Werte wie Liebe, Treue, Geborgenheit und Verlässlichkeit in einer auf lebenslange Dauer angelegten Beziehung wird auch von gleichgeschlechtlichen Paaren gelebt. Dort, wo gleiche Werte, Rechte und Pflichten beiderseits gelten und Menschen füreinander einstehen sollen auch gleiche rechtliche Maßstäbe gelten. Deswegen bin ich auch dafür, das uneingeschränkte Adoptionsrecht einzuführen. Das stand aber nicht getrennt zur Abstimmung.
Die Vorstellung eines Rechts auf Eheschließung für Personen des gleichen Geschlechts verkennt aus meiner Sicht die Bedeutung der „Ehe“. Ehe ist aus kulturellen, religiösen und verfassungsrechtlichen Gründen eindeutig als Verbindung von Mann und Frau bestimmt. Nur in der Verbindung von Mann und Frau können auf natürliche Weise Kinder geboren werden. Das ist das Einmalige und Besondere dieser Verbindung. Und deshalb bestimmt das Grundgesetz an prominenter Stelle im Artikel 6: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung“. Und deshalb auch hat das Bundesverfassungsgericht zuletzt im Urteil zum Ehegattensplitting 2013 diese Auffassung mit dem Satz bestätigt, die Ehe sei ein „allein der Verbindung zwischen Mann und Frau vorbehaltenes Institut“.
Die vom Verfassungsgeber gewollte Bevorzugung von Ehe und Familie durch die besondere Unterschutzstellung steht dem Gleichheitsgebot nach Artikel 3 des Grundgesetzes auch nicht entgegen. Denn offensichtlich ist diese Unterscheidung verschiedener Lebensmodelle vom Verfassungsgeber so gewollt. Deshalb kann sein Wille auch nur mit verfassungsändernder Mehrheit verändert werden. Es war für mich deshalb nach einiger Überlegung klar, dass ich der Vorlage so nicht zustimmen konnte. Ich befinde mich dabei in Übereinstimmung mit Grundsatzbeschlüssen meiner Partei, die nach wie vor richtig sind und im Übrigen auch die Auffassung eines großen Teils unserer Gesellschaft widerspiegeln.
Ich möchte nochmals eines ganz deutlich machen: Ich respektiere und akzeptiere Lebensgemeinschaften gleichgeschlechtlicher Paare uneingeschränkt! Aber ebenso erwarte ich umgekehrt auch den Respekt vor meiner Auffassung.
Ich würde mich freuen, wenn ich mit meinen Ausführungen bei Ihnen ein größeres Verständnis für meine Entscheidung wecken konnte, auch wenn mir klar ist, sehr geehrter Herr Schliwa, dass wir in der Sache aus den geschilderten Gründen nicht zu den selben Schlussfolgerungen kommen. Aber ich finde, als gute Demokraten und gerade als Kölner halten wir das aus.
Mit freundlichen Grüßen
Karsten Möring