Wird das Recht auf Unversehrtheit zur neuen Moraldebatte missbraucht, bei der egalitäre Differenz normativ keine Rolle spielt, weil beim Gesundheitssystem jahrelang am falschen Ende gespart wurde?
Menschen, die kaum Risiko eines schweren Verlaufs haben, sollen sich aus Solidarität impfen lassen, dadurch würden Vulnerable geschützt und sie selbst bei allen Eventualitäten auch. Die Gesellschaft ist divers; die Moral wird dadurch auf die Probe gestellt, wo sie an Grenzen stößt & welcher Umgang folgt. Mir fehlt diese Einsicht in der Politik. Statt auf Solidarität auch mit den 'Unvernünftigen' zu setzen, wie wir es bei 'vermeidbaren' Erkrankungen im Gesundheitswesen bisher getan haben, wird in 'gut' und 'böse'-Kategorien gespalten, wobei den jeweiligen Positionen das Normative zu fehlen scheint. Mir macht diese Moral Angst. Eine Moral, bei der Menschen es als alltäglichen Umgangston etablieren in "die einen" und "die anderen" zu entscheiden; eine Moral, bei der man sich positionieren soll,bei der man kategorisiert wird und nach der sich die Gesellschaft organisiert. Wäre die Fürsorge für jeden, der sie braucht - ungeachtet der 'Unvernunft' - nicht ein Anfang? (Egalitäre Differenz)
Sehr geehrte Frau K.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die Corona-Pandemie hat uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen gestellt. Die Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung des Virus haben sich als notwendig und wichtig erwiesen. Die Verfügbarkeit sicherer und hochwirksamer Impfstoffe bietet uns nun die Hoffnung, in Zukunft wieder unbeschwerter soziale Kontakte pflegen zu können, das öffentliche Leben zu genießen und der Wirtschaft Erholung zu ermöglichen. Dazu ist es selbstverständlich notwendig, dass sich ein Großteil der Bevölkerung impfen lässt, sofern nicht gesundheitlich Gründe dem entgegenstehen.
Die Solidarität als ein moralisches Gut kann uns dabei helfen, unser plurales Miteinander und unsere vielfältigen Lebensweisen im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang zu ermöglichen. Die Solidarität gilt dabei nicht nur den von Ihnen benannten "Unvernünftigen", sondern vor allem jenen, die aus medizinischen oder anderen Gründen nicht selbst für ihren Schutz sorgen können.
Ich mache mich dafür stark, den Herausforderungen unserer Gesellschaft mit einem solidarischen Ansatz zu begegnen. Auch und besonders in der jetzigen Situation. Dabei unterscheide ich "Kategorien" wie "gut" und "böse". Dies griffe zu kurz und wäre auch nicht zielführend für einen demokratischen Dialog.
In der Krise wurde an verschiedenen Stellen der Handlungsbedarf zur Verbesserung unseres Gesundheitssystems deutlich. Wir müssen aus den Erfahrungen lernen und konsequent handeln. Dafür setze ich mich ein.
Nette Grüße
Karamba Diaby