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Julian Pahlke
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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Frage von Götz H. •

In der Kandidaten-Diskussion in Leer im Zollhaus, haben Sie sich mittels "Grüner Karte" für neue (Erd?/LNG?)Gaskraftwerke ausgesprochen. Warum?

Es tut mir leid das hier nochmal so hervorzuheben, aber das stößt mir, als jemand der üblicherweise Grün wählt, wirklich auf. Wir haben hier Geothermiepotenzial, auch gibt es unterschiedlichste Speichertechnologien z.B. Salzwasser für Strom aber auch Wärme. Und der Wasserstoff (Kavernen), von denen Sie sprechen, muss doch nicht verbrannt werden?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Frage.
Es ist wichtig zu betonen, dass Ja/Nein-Fragen oft zu vereinfachend sind und die Komplexität des Themas nicht angemessen widerspiegeln. Ich habe meine Hand in der Kandidaten-Diskussion im Zollhaus in Leer am 6. Februar 2025 für neue Gaskraftwerke gehoben, weil ich die Notwendigkeit sehe, eine stabile Energieversorgung sicherzustellen, während gleichzeitig der Ausbau erneuerbarer Energien und Speichertechnologien vorangetrieben werden muss. Das hätte in der Diskussion ausführlicher dargelegt werden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden, dafür war aber leider kein Raum.

Da Strommärkte komplexer werden, je mehr Energiequellen wir nutzen, ist meine Antwort auch eine etwas längere, bitte entschuldigen Sie. Die Entscheidung, Gaskraftwerke zu unterstützen, dient der Sicherung der Energieversorgung in einer Zeit, in der die erneuerbaren Energien noch nicht ausreichend in der Lage sind, den gesamten Energiebedarf zuverlässig zu decken und Stromspitzen bewältigt werden müssen. So ist es in der Kraftwerkstrategie der Bundesregierung auch vorgesehen. Das Ziel dabei ist, vorwiegend den Strom aus erneuerbaren Energien einzuspeisen und fossile Zusatzkraftwerke zuzuschalten, wenn das Netz es spontan notwendig macht. Diese Kraftwerke werden aktuell gebaut oder geplant und sollen H2-Ready sein. In der Zwischenzeit muss massiv in die Weiterentwicklung und den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden – und das nicht nur in Wind- und Solarenergie. Hier sind sowohl große Batteriespeicher als auch Pumpspeicherwerke und Wasserstoff aus Elektrolyseuren erforderlich, um die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen auszugleichen und eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten.
Wichtig ist mir aber dabei, dass Wasserstoff nur dann als nachhaltig und klimafreundlich gilt, wenn er tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt und nicht aus fossilen Brennstoffen. Dazu kommt, wie Sie richtigerweise schreiben, das Potenzial aus Geothermie und der Nutzung von Gewässern z.B. für Nahwärmenetze. Daher haben wir die Kommunen auch dazu verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung durchzuführen.

Auch wenn es ein ganz anderer Schauplatz ist, möchte ich trotzdem noch einmal anfügen:
Gleichzeitig spreche ich mich deutlich gegen die Förderung von Erdgas vor der Nordseeinsel Borkum aus. Dies würde das empfindliche UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer gefährden und das ökologische Gleichgewicht erheblich gefährden.

Mit freundlichen Grüßen
Julian Pahlke

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