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Julia Verlinden
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Jan W. •

Frage an Julia Verlinden von Jan W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Angesichts der immer stärker werdenden Automatisierung in allen Berufssparten sind große Umwälzungen (höhere Effizienz ab er weniger Arbeitsplätze) des Arbeitsmarktes absehbar mit tiefgreifenden Folgen für Arbeitsmarkt und Sozialstrukturen in unserer Gesellschaft.
Mit welchen Maßnahmen wollen sie diesen Wandel in den nächsten vier Jahren gestalten?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr W.,

die Digitalisierung verändert unser Leben. Das macht sich nicht zuletzt im Arbeitsalltag bemerkbar. Die Art wie wir arbeiten, wann wir arbeiten und womit wir arbeiten ist einem stetigen Wandel ausgesetzt. Wir Grüne im Bundestag wollen die Digitalisierung der Arbeitswelt so gestalten, dass sie zu mehr Selbstbestimmung der Beschäftigten führt, dass sie allen Menschen gute Arbeit ermöglicht und dass sie eine ökologische Modernisierung der Wirtschaft möglich macht.

Noch kann niemand mit Bestimmtheit sagen, wie unsere Arbeitswelt zukünftig aussehen wird. Vieles spricht aber dafür, dass sie kommunikativer, vernetzter, flexibler und technologischer – kurz digitaler sein wird. Diese Entwicklung birgt große Chancen, Erwerbsarbeit stärker an den Bedürfnissen der Beschäftigten auszurichten. Nicht mehr Arbeitsort und -zeit sind entscheidend, sondern Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Die Digitalisierung macht eine humanere, familienfreundlichere und ökologischere Arbeitswelt möglich. Gleichzeitig birgt sie aber auch Risiken: Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit und zwischen abhängiger und selbständiger Tätigkeit können verschwimmen, Selbstbestimmung kann zu Selbstausbeutung werden, Vertrauensarbeit kann zu permanenter Überlastung führen.

Anders als die schwarz-rote Bundesregierung, die zwar viele Fragen aufgeworfen, aber die wenigsten beantwortet hat, haben wir mit unserem Bundestagsantrag konkrete Vorschläge vorgelegt. Darin fordern wir die Bundesregierung auf, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Chancen der digitalisierten Arbeitswelt allen Menschen zugutekommen.
Den Antrag finden Sie hier: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/102/1810254.pdf

Dafür wollen wir Arbeitszeit und Arbeitsort stärker an den Bedürfnissen der Beschäftigten ausrichten. Das heißt, sie bekommen Mitspracherechte über den Umfang, die zeitliche Lage und den Ort ihrer Arbeit. Diese Arrangements können regelmäßig angepasst werden. Wenn dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen, soll ein Wahlarbeitszeitkorridor zwischen 30 und 40 Wochenstunden ermöglicht werden sowie ein Recht auf Homeoffice.

Um der Arbeitsverdichtung und Entgrenzung der Arbeitszeit entgegenzuwirken müssen Arbeitsschutz und die betriebliche Mitbestimmung weiterentwickelt werden. Dabei sollen die spezifischen gesundheitlichen Risiken und psychischen Belastungen der Digitalisierung stärker in den Blick genommen werden. Auch der Beschäftigtendatenschutz und die informationelle Selbstbestimmung müssen endlich sichergestellt werden.

Wir wollen alle Menschen in die digitale Arbeitswelt mitnehmen. Damit das gelingt, braucht es gut ausgestattete Schulen, zeitgemäße Ausbildung und regelmäßige berufliche Weiterbildungen. In diesem Handlungsfeld gibt es zusammen mit den Ländern viel zu tun.

Die Digitalisierung erlaubt neue Beschäftigungsformen. Für Selbständige wollen wir soziale Leitplanken einziehen, um zu gewährleisten, dass Werk- und Dienstverträge nicht zum Lohndumping missbraucht werden können und Selbständige besser geschützt sind. Dafür soll die Vereinbarung von Mindesthonoraren möglich werden und die Zugänge zu den Sozialversicherungen einfacher werden. Auch bei Online-Plattformen müssen Arbeitsschutz-, Sozial-, Qualitäts- und Verbraucherschutzstandards konsequent durchgesetzt werden.

Ich hoffe, Ihre Frage damit beantwortet zu haben.

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Mit besten Grüßen
Julia Verlinden

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