Frage an Jürgen Osterlänger von Johannes M. bezüglich Energie
Hallo Hr. Osterlänger,
der Energieverbrauch durch den Individualverkehr ist extrem hoch. Hier wird in Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren eines unsere wertvollsten und immer knapper werden Rohstoffe verschwenderisch "verheizt". Wie stellen Sie sich hier einen kurzfristigen Umstieg vor, der auch für die ländlichen Regionen vertretbar ist.
Sehr geehrter Herr Maibom,
in der bevorstehenden Zeit von in wenigen Jahren schnell knapper werdendem Erdöl brauchen wir dringend neue Wege in der individuellen Mobilität.
Neben dem notwendigen Ausbau von öffentlichem Busverkehr und Bedarfsverkehren wie z.B. Anrufsammeltaxis gilt es vor allem, den Arbeitsweg wieder verkürzen. Wo dies nicht leicht möglich ist, bleibt der Individualverkehr. Der kann und muss durch vermehrten Bildung von Fahrgemeinschaften auch ökonomischer gestaltet werden, indem diese durch eine Vielzahl von Maßnahmen gefördert werden (z.B. über die Parkraumnutzung). Nicht unbedingt notwendige Fahrten wird sich in ein paar Jahren ohnehin durch die durch langfristig stark steigende Spritpreise (in der Zeit nach Peak Oil) ohnehin kaum jemand mehr leisten können.
Auch die Nutzung von Fahrrädern und Fahrrädern mit elektrischem Hilfsantrieb (Pedelecs) werden bei kürzeren Distanzen noch stark zunehmen.
Beim PKW sehe ich in den nächsten Jahren das Elektroauto als die effizienteste Lösung. Es ist als Nullemmisionsfahrzeug leise und klimafreundlich und passt optimal zur Energiewende hin zu 100% erneuerbaren Energien, wo Strom die dominierende Energieform sein wird.
Die elektrische Mobilität ist eine sehr gute Effizienzstrategie! Geht man z.B. von der gleichen Menge Treibstoff aus, zum Beispiel Erd- oder Biogas, so kann man mit dem gleichen Fahrzeugtyp heute mehr Kilometer zurücklegen, wenn man den Treibstoff in einem Kraftwerk zu Strom umwandelt und dann elektrisch fährt. Der Vorteil ist besonders gross - nahezu Faktor 4 - wenn man vorwiegend den Energiebedarf für Fahrten innerorts betrachtet.
Die stationäre Verstromung von Brennstoffen erlaubt zusätzlich die Nutzung der Abwärme und vermeidet auch die energieaufwendige Umwandlung von fester Biomasse in flüssige Biotreibstoffe. Diese Effizienzvorteile sind noch gar nicht berücksichtigt. Betrachtet man die Anzahl der Fahrzeuge, die von einem Hektar Fläche versorgt werden können, so ist die "Ernte" von elektrischer Energie um ein vielfaches effizienter. Der Faktor beträgt 20 bis 100! Zudem steht diese "Treibstoffproduktion" nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion oder dem Natur- und Artenschutz. Solaranlagen können zudem besonders gut auf Gebäuden, Parkplätzen und Garagen montiert werden, wo gar keine Pflanzen wachsen können.
Natürlich wird es immer Mobilitätsprobleme geben, die elektrisch nicht zu befriedigen sind und nach Biotreibstoffen verlangen. Dies gilt sowohl für die Land- und Forstwirtschaft als auch den Schwerlast-, Schiffs- und Flugverkehr. Doch für die typischen Kurzstrecken bis 50 km, die man meist individuell mit dem Zweirad oder PKW zurücklegt, sind Biotreibstoffe höchstens eine Krisenstrategie, aber keine Effizienz- oder Zukunftsstrategie.
Ich selber fahre seit einigen Monaten ein einsitziges Elektroauto eines deutschen Herstellers (Citycom) und habe meinen bislang allein genutzten PKW mit jemand geteilt. Außerdem fahre ich zur Arbeit (15 km einfach) sehr oft mit dem Rad. Da ist für den täglichen Sport von selbst gesorgt. Mit meinem Elektromobil komme ich übrigens für 1€ Strom ca. 100 km weit. Da freue ich mich zusammen mit meinem Geldbeutel!
Mit freundlichem Gruß
Jürgen Osterlänger