Frage an Jürgen Osterlänger von Johannes G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Osterlänger,
ökologischen Parteien wird oft vorgeworfen, dass ihre Konzepte viele Arbeitsplätze gefährden. Führen höhere Umweltstandards, die Subventionierung erneuerbarer Energien und die von Ihnen geforderten Energiesteuern nicht dazu, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland an Attraktivität verliert und viele Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden?
Halten Sie die Senkung von Lohnnebenkosten für sinnvoll, um neue Arbeitsplätze zu schaffen?
Sehr geehrter Herr Grössl,
zunächst vielen Dank für Ihre Frage zur Verträglichkeit unserer Programmpunkte zu unserer "Steuerreform für Arbeit und Umwelt" mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen.
Unser Vorschlag für eine weitreichende Neuorientierung der Staatsfinanzierung, aus Sorge um die Chancen des humanen Faktors in der Wirtschaft und aus Sorge um die Stabilität der Biosphäre ist nach wie vor ein großer Wurf, der die Grundprobleme der ökologischen Krise und der sozialen Krise ohne Brüche angehen läßt.
Es zeichnet sich ab, dass der Gedanke, die sinnvollen Sozialsysteme nicht mehr durch Aufschläge auf den Preis der Arbeit zu finanzieren, sich allmählich durchzusetzen beginnt. Dass im Gegenzug den Konkurrenten des Faktors Arbeit, nämlich dem Energieeinsatz und dem Kapitaleinsatz stärkere Beiträge zur Finanzierung des Gemeinwohls abverlangt werden müssen, ist ebenso selbstverständlich wie unpopulär. Wir müssen dennoch diesen Gedanken weiter popularisieren. Gegen die Bild-Zeitung. Gegen die Lobbyisten. Gegen weite Teile der großen Parteien.
Wenn es nicht gelingt, die Arbeit von den unseligen Lohnnebenkosten zu befreien, werden wir die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben. Ordentlich bezahlte Arbeit wird dann mehr und mehr zum Luxusgut.
Schwarzarbeit wird dann zum Normalfall werden – mit allen Konsequenzen für die Sozialsysteme!
Die Abschaffung der Lohnnebenkosten ist auch deshalb geboten, weil die „neue Arbeit“ der Zukunft vor allem Dienstleistung (Pflege, Krankenhaus, Kindergarten, Forschung und Entwicklung,...) sein wird.
Für mich ist klar: Wenn der Produktionsfaktor Arbeit entlastet und der Produktionsfaktoren Kapital, Energie und Rohstoffe um dieselbe Summe belastet wird, schafft man Arbeitsplätze bei uns und macht dafür Kilowattstunden arbeitslos.
Die Lösung heißt: Sozialabgaben auf Kilowattstunden, nicht auf menschliche Arbeitsstunden. Dieses Motto verfolgen wir seit mehr als 25 Jahren, bislang leider noch ohne Erfolg.
Mit
freundlichen Grüßen
Jürgen
Osterlänger