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Jürgen Kucharczyk
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Frage von Giesela K. •

Frage an Jürgen Kucharczyk von Giesela K. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Jürgen Kucharczyk,

meine Frage ist:

Warum kann ich als alleinerziehende Mutter nicht selber auf meine Kinder "aufpassen"?
Warum verlangt die ARGE von mir, das ich mein Kind in den Kindergarten gebe, bzw. zur Tagesmutter geben muß, nur damit ich irgend einen schlecht bezahlten Beruf ausübe.
Ist der "Beruf" der Mutter nichts wert?

Tagesmütter bekommen doch auch Geld und sind oft "ungelernt". Es kann doch nicht sein, dass wenn ich auf ein fremdes Kind aufpasse Geld bekomme, und wenn ich auf mein eigenes Kind aufpassen will, gezwungen werde dieses "wegzugeben", nur weil der Vater sich weigert Unterhalt zu bezahlen und sich nicht kümmert.

(mir ist bekannt, dass ich in den ersten 3 Jahren nicht arbeiten muß, aber was ist mit dem Alter von 4-6 Jahren??? Sollte es dort nicht auch vermehrt Möglichkeiten geben, sich FÜR das Kind zu entscheiden und zu Hause zu bleiben??? Wozu bekomme ich ein Kind, wenn ich es dann weggeben muß (wenn auch nur für Stunden)???

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Antwort von
SPD

Berlin, 25. November 2008

Sehr geehrte Frau Kladiwa,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 6. November 2008.

In Deutschland haben viele Formen des Zusammenlebens ihren Platz. Arbeit, Familie und Kindertagesbetreuung sind doch nicht wie Sie schreiben Gegensätze, vielmehr ergänzen sie sich. Was zählt ist doch, dass Kinder ein Umfeld haben, in dem sie sich gut entwickeln können und das kann beides sein, Familie und Kindertagesbetreuung. Es gibt überhaupt keinen Grund für ein Entweder-oder. Wir müssen unsere Politik an die geänderten -- auch privaten -- Situationen anpassen. Die Lebensentwürfe von jungen Frauen und Männern haben sich verändert. Nur noch fünf Prozent der jungen Frauen wollen ausschließlich Mutter und Hausfrau sein. Wie ich Ihre Entscheidung akzeptiere, bitte ich Sie auch zu akzeptieren, dass viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland den Wunsch nach Vereinbarkeit von Kindern und Beruf hegen und wir diesen nach allen Kräften unterstützen wollen.

Alleinerziehende und ihre Kinder sind heute besonders stark von Armut betroffen. Der entscheidende Grund hierfür ist, dass Alleinerziehende oft nicht oder nur sehr wenig arbeiten können, weil es ihnen schlicht an Betreuungsplätzen für ihre Kinder fehlt. Der von uns auf den Weg gebrachte Ausbau der Kinderbetreuung und der Kindertagespflege soll endlich für alle Kinder ab ihrem ersten Geburtstag als ein Anspruch auf ganztägige Betreuung rechtlich verankert werden. Dann können die allein erziehende Mutter oder der allein erziehende Vater arbeiten, selbst für sich und ihre Kinder sorgen und entgehen so der Armutsfalle.

Der Anschluss an die Arbeitswelt muss daher gehalten werden. Dies gelingt aber nur, wenn die Zeitspannen, die zwischen der Werktätigkeit liegen, nicht zu groß sind. Auch im Hinblick auf die Rentenleistung wird sich das auszahlen. Mutter zu sein bedeutet eben auch, für den Lebensunterhalt der Kinder zu sorgen und Verantwortung zu tragen. Tagesmutter ist ein Beruf. Mutter sein ist es nicht.

Wir Politikerinnen und Politiker müssen in einem größeren Kontext handeln, die gesamtgesellschaftliche Verantwortung im Blick. Der Blick zeigt eine Gesellschaft, die Arbeit und Familie in Einklang bringen will; die dem finanziellen Risiko der Arbeitslosigkeit durch zwei Verdiener entgegentreten möchte und Alleinerziehende, die für ihre Kinder gleiche Start- und Lebenschancen einfordern -- zu Recht. Dabei kann und muss unsere Familienpolitik helfen.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Kucharczyk