Frage an Jost de Jager von Volker H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr de Jager,
der konservative schottische Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Struan Stevenson, ist zugleich Vorsitzender der interfraktionellen Arbeitsgruppe des Europäischen Parlaments "Climate Change, Biodiversity and Sustainable Development" CCBSD (Klimawandel, Biodiversität und Nachhaltige Entwicklung).
Er ist wohl der erste namhafte Politiker, der sich vehement mit der Verbreitung der Windkraftanlagen und dem Sinn dieses Unterfangens auseinandersetzt, vielleicht der erste, der Lernfähigkeit zeigt, seine Meinung geändert hat und sogar so mutig ist, diese öffentlich zu äußern!
Kennen Sie seine Rede vom 9.11.2011? Was halten Sie davon?
Lesen Sie bitte hier:
< http://www.struanstevenson.com/media/speech/the_renewable_rape_of_scotland/ >
Mit freundlichen Grüßen
Volker Heidemann
Sehr geehrter Herr Heidemann,
haben Sie herzlichen Dank für Ihre Frage vom 30. April 2012. Gerne möchte ich Ihnen auf Ihre Mail antworten.
Herr Stevenson weist auf Probleme im Rahmen der Energiewende hin, die im Wesentli-chen auf seinen Erfahrungen aus seiner schottischen Heimat beruhen. In Großbritannien gibt es keine dreifach verglasten Fenster, Häuserisolation kennt man dort nur aus dem Fernsehen und Energiesparen wurde im Ölexportland lange Zeit als überflüssig erachtet.
Die CDU in Schleswig-Holstein kennt die Herausforderunen bezogen auf Schleswig-Holstein sehr genau, die mit der Energiewende in allen Bereichen verbunden sind. Deshalb sind von der schleswig-holsteinischen Landesregierung in allen wichtigen Bereichen wie z.B. bei der Ausweisung von Windeignungsflächen oder dem Bau neuer Stromtrassen vorgelagerte Bürgerbeteiligungsverfahren vorgesehen. Und dass diese auch ausgiebig genutzt werden, zeigt nicht zuletzt die Notwendigkeit einer erneuten Bürgerbeteiligung bei der Ausweisung von Windeignungsflächen. Das bedeutet für Schleswig-Holstein, dass wir dort, wo es möglich ist, bereits das tun, was Herr Stevenson will: nämlich die Energiewende von unten nach oben und nicht von oben herab zu zu planen und zu organisieren.
Die CDU hat nicht das Ziel die Landschaft zu "verspargeln", sondern Windenergieanlagen zu arrondieren. Durch die Höhenzuwächse bei den Anlagen auf 150 Meter wird die Arrondierung noch verstärkt. Eine 150 Meter Anlage ersetzt drei 100 Meter Anlagen. Eine große Windenergieanlage ist deutlich grundlastfähiger, erzeugt durch langsameren Rotorenlauf weniger Schattenschlag und somit weniger Infraschall als der heutige Standard. Es gilt aber grundsätzlich auch, dass bei der Errichtung sehr großer Anlagen mindestens ein Abstand des dreifachen der Gesamthöhe zuzüglich Rotorradius von der vorhandenen Bebauung einzuhalten ist. Das bedeutet schon mittelfristig weniger Leitungsausbau in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus hat die Landesplanung die Fläche für Windenergieanlagen auf rund 1,7 Prozent der Fläche Schleswig-Holsteins begrenzt.
Und mit Blick auf die Kernenergie muss man schlicht feststellen, dass diese in Deutschland gesellschaftlich und politisch nicht mehr mehrheitsfähig ist. Es ist eine Tatsache, dass wir nicht umhin kommen werden, die Art unserer Energieerzeugung in jeder Hinsicht nachhaltiger zu gestalten.
Mit besten Grüßen
Ihr Jost de Jager