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Josef Winkler
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Frage von Roswitha H. •

Frage an Josef Winkler von Roswitha H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Winkler,

wie wollen Sie die Qualität der Integrationskurse verbessern, wenn uns 300 Unterrichtseinheiten/UE bis zur 3. Sprachniveaustufe B1 bei einem "normalen Integrationskurs" mit heterogenen Bildungsprofilen der TeilnehmerInnen fehlen? Ein Kurs mit 600 UE und nachfolgenden 300 verzögerten Wiederholungsstunden bedarf eines völlig anderen didaktisch-methodischen Aufbaus als 900 UE am Stück. Kein Wunder, dass "nur" jede/r zweite Teilnehmer/in das Ziel B1 in 600 UE erreicht. 100% in 600 UE wäre/ist A2 (2. Sprachniveaustufe).

D.h. jede/r Zweite mit B1 in 600 UE ist 50% über dem pädagogisch sinnvollen, normalen Ziel.

Wie kommen Bundesregierung und entsprechende Abgeordnete dazu, noch mehr Qualität (200%?) für diese sittenwidrige Bezahlung zu fordern?

Wie wollen Sie die Qualität der Integrationskurse verbessern, wenn selbst die BAMF-Abteilungspräsidentin-Integration Frau Jordan den Lehrkräften aufgrund der prekären Arbeitsbedingungen empfiehlt, sich eine besser bezahlte Stelle zu suchen = "Sprungbrett Integrationskurse" ohne Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, da scheinselbstständig?
Ein Sprungbrett sowie die miserable Honorierung verleiten nicht zur kontinuierlichen, gewissenhaften, unbezahlten Vor- und Nachbereitung und zu unbezahlten Fortbildungen in der Freizeit. Dazu bedarf es der Selbstausbeutung bzw. Empathie für die TeilnehmerInnen und ihren Aufenthaltsstatus.

Warum wird bei Integrationskursen seit Beginn derselben immer auf die "angespannte Haushaltslage" hingewiesen, während die Bundesregierung allein der Gewinne einfahrenden Automobilbranche 1,5 Milliarden Euro für die Förderung der E-Mobilität bereitstellt (ARD Magazin "Kontraste" vom 1.09.2011)? Weitere diesbezügliche Vergleiche (z.B. Rüstungsindustrie) sind möglich.

Mit freundlichen Grüßen

Roswitha Haala

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Sehr geehrte Frau Haala,

Wir haben eine Kleine Anfrage zur Situation der Integrationskurse an die Bundesregierung gestellt, weil auch wir mit den derzeit erzielten Abschlussquoten der Integrationskurse nicht zufrieden sind. Unbefriedigend ist besonders die Tatsache, dass zwar 60% der Kursabsolventinnen und -absolventen, aber eben faktisch nur 50% der Teilnehmenden das B1 -Sprachniveau erreichen. Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage finden Sie in der BT-Drs. 17/7075.

Wir haben in dieser Anfrage auch auf den Umstand hingewiesen, dass Mängel im Einstufungsverfahren und die in der Praxis vor Ort nicht vorgehaltenen Spezialkurse dazu führen, dass letztlich dann eben doch heterogene Lerngruppen zusammengewürfelt werden. Die Antworten der Bundesregierung auf unsere diesbezüglichen Fragen (Nr. 10-12) überzeugen uns nicht.

Wir werden daher parallel zu unseren haushalterischen Forderungen in einem parlamentarischen Antrag Vorschläge zur Verbesserung der Kursqualität und der Abschlussergebnisse unterbreiten.

Mit freundlichen Grüßen
Josef Winkler

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