Frage an Josef Rosner von Heidemarie G. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Rosner,
es entstehen immer mehr bäuerliche Biogasanlagen, welche guten Ökostrom produzieren. Die dabei entstehende Wärme wird aber einfach in die Luft geblasen. Wie sehen Sie dies ?
Freundliche Grüße
H. Göbel
Sehr geehrte Frau Göbel,
herzlichen Dank für Ihre Frage zu Thema Energie, ein Thema, das für mich als Architekt eines meiner Hauptthemen ist.
Sie haben Recht, bei den meisten landwirtschaftlichen Biogasanlagen wird die thermische Energie außer für Prozesswärme ungenutzt über Tischkühler in die Umwelt verpufft. 2 Cent pro kW werden normalerweise vergütet, wenn die Wärme abgenommen wird. Mit diesem Preis kann kein Landwirt überzeugt werden, thermische Energie zu liefern und langfristige Lieferverträge einzugehen.
Biogasanlagen haben einen Wirkungsgrad von 40% elektrisch und 60 % thermisch. Anlagen mittlerer Größe erzeugen in durchschnittlich 7.200 Stunden/Jahr in etwa 2.000.000 kW Strom (meistens 20% mehr). Dabei fallen bei der Produktion automatisch 3.000.000 kW Wärme an, hauptsächlich aus dem Kühlwasser der Motoren aber auch aus den Abgasen. Zieht man die Prozesswärme ab, benötigt für die Erwärmung der Biomasse beim Gärprozess und die Beheizung der Rohrleitungen, verbleiben rechnerisch über 2.500.000 kW, welche ungenutzt in die Umwelt verpuffen und die Umwelt noch mehr aufheizen.
Zu Ihrer Info: mit einem Liter Heizöl • zum Preis von derzeit um die 90 Cent • können 10 kW thermische Energie erzeugt werden. Andersherum gerechnet hat ein kW einen Wert von 9,1 Cent. Eine überschüssigen jährlichen Energie von 2.500.000 kW entspricht - bei einem Verhältnis von 1:10 - einer Menge von 250.000 Litern Heizöl und damit 227.500 Euro (Stand Sept. 2008)
Berücksichtigt man noch den CO2-Ausstoß beim Verbrennen des Heizöls, ist die Verwendung der Thermischen Energie bezüglich der Umweltbilanz ein MUSS. genauso wie die Einbindung dieser Biogasanlagen in Nahversorgungskonzepten bei entsprechender Vergütung.
Immer wieder wird ins Feld geführt, dass diese Anlagen zu weit von "versorgbaren Wohngebieten" entfernt sind. Dieses lasse ich jedoch nicht gelten, denn meine Berechnung einer Fernwärmeleitung sieht folgendermaßen aus:
EIN Meter DUO-Zweirohrfernwärmeleitung für Erdverlegung - Nennweite DN 50+50 kostet 65 Euro (Listenpreis). Statt also Energie im Gegenwert von 227.500 Euro/Jahr sinnlos verpuffen zu lassen, könnte man mit diesem bereits im ersten Jahr "vorhandenen" Energie-Geld (einschl. Erdarbeiten) eine Strecke von ZWEI Kilometer realisieren und hätte in den Folgejahren im Prinzip KOSTENLOSE ENERGIE im gleichen Wert. Die bereits angekündigten Preissteigerungen beim Heizöl und Erdgas, welches ja an das Heizöl gekoppelt ist, sind bei dieser Berechnung noch gar nicht berücksichtigt, die Einsparungen sind in der Zukunft mit großer Sicherheit noch wesentlich größer !
Herzliche Grüße
Josef Rosner