Portrait von Johannes Selle
Johannes Selle
CDU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Johannes Selle zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Christina B. •

Frage an Johannes Selle von Christina B. bezüglich Medien, Kommunikation und Informationstechnik

Sehr geehrter Herr Selle.

Seit Beginn der Corona-Krise verbreiten die Medien täglich neue „Fallzahlen“ des Robert Koch-Instituts und täglich steigen diese Fallzahlen.
Das liegt in der Natur der Sache, es sind ja kumulierte Zahlen, sprich die Summe aller bisher positiv getesteten Menschen.
Festzustellen ist ein psychologischer Nebeneffekt dieser Zahlen: die Bürger im Land werden verunsichert, da stetig steigende Zahlen eine stetig steigende Gefährdung bedeuten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von politischer Seite eine Panik und Angstmacherei unter den Bürgern Deutschlands gewünscht ist.
Daher frage ich sie, ob sich die Art der Berichterstattung der Medien zu den täglichen Fallzahlen nicht ändern lässt, um weitere Angst und Panik bei der Bevölkerung zu vermindern? Man kann doch sicher eine Regierungsempfehlung an die Medien geben, um eine beruhigendere Form der Berichterstattung zu haben? Zumindest bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, die von der Bevölkerung finanziert werden!
Ein guter Arzt z.B. beruhigt seine Patienten und deren Angehörige mit Hilfe sachlicher Informationen und vermeidet es, die Menschen in Panik zu versetzen.
Zur Zeit gibt es in Deutschland 170.508 „bestätigte Corona-Fälle“ beträgt die Zahl der „aktiven“, also zur Zeit, an Covid-19 Erkrankten jedoch nur 15.775 – also noch nicht einmal ein Zehntel der Gesamtfallzahl – Tendenz seit Ostern stetig sinkend. Warum fristet diese Angabe nur ein Schattendasein und wird in täglichen Nachrichtensendungen nicht vermeldet?

Gemeldet werden die Zahlen zumeist in dieser Form: (aktuelles Bsp aus der Tagesschau)
„Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Deutschland steigt um 933 auf 170.508, wie Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) für Infektionskrankheiten zeigen. Die Zahl der Todesopfer steigt binnen 24 Stunden um 116 auf 7533.“
also eher Panik machend…

Wäre doch die folgende Meldung sachlich genauso richtig:
„Die Zahl der aktiv am Coronavirus erkrankten und positiv getesteten Bürger in Deutschland sank um 783 auf 15.775, wie Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) für Infektionskrankheiten zeigen. Die Zahl der genesenen Bürger stieg binnen 24 Stunden um 1.600 auf 147.200.“

...was die Bürger beruhigen würde und die Gesellschaft nicht spalten würde. In panische Menschen, die an eine Verschlimmerung der Situation glauben und durch ihre Angst am klaren Nachdenken gehindert werden. Und in Menschen, die anhand ihrer eigenen Denkfähigkeit solch irreführende Meldungen anzweifeln müssen und nicht wissen was sie noch glauben können.

Gerade in Krisenzeiten ist Solidarität sehr wichtig und ich fürchte uns steht viel schlimmeres bevor als „nur“ ein schlimmer Virus, da die Wirtschaft weltweit seit letztem Jahr einbricht und dies Problem durch die Corona.Maßnahmen nun um ein vielfaches verstärkt wurde. Oder wie sehen sie den aktuellen Stand der Dinge?

Während also die Meldung der Tagesschau suggeriert, die Infektionen würden stetig steigen, klärt die zweite Meldung sachlich auf, dass die Zahl der Covid-19-Erkrankten rückläufig ist. Und diese Entwicklung ist bereits seit dem Osterwochenende zu beobachten.

Laut den Zahlen des RKI betrug der Höchststand der aktiv Erkrankten am 7. April immerhin 64.318. Seit dem 11. April sinkt diese Zahl linear.

Insbesondere die Berichterstattung zu der „Reproduktionsrate“ ist aus gleich mehreren Gründen kritisch zu bewerten, diese Zahl bezieht sich auf die „Fallzahlen“.
Da die Fallzahlen jedoch stets aufgrund der Inkubationszeit und des Meldeverzugs „nur“ die Vergangenheit abbilden, werden die fehlenden Daten bei der Berechnung der Reproduktionsrate über intransparente Algorithmen ergänzt.

Wissen sie, wie schlüssig diese Berechnung ist? Sie erschließt sich Außenstehenden leider nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Christina Bauer

Portrait von Johannes Selle
Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau B.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Mit dem Inkrafttreten der Coronavirus-Meldepflichtverordnung im Februar 2020 wurde eine Infektion mit SARS-CoV2 zu einem meldepflichtigen Ereignis. Dadurch war man in der Lage, die Anzahlzahl der Infizierten genauer zu erfassen. Ein Corona-Test mit negativem Resultat, auch nach einer überstandenen Infektion, war hingegen nicht meldepflichtig. Hieraus resultierte eine gewisse Ungenauigkeit in Bezug auf die Anzahl derer, die nach einer Infektion mit SARS-CoV2, genesen waren. Dies mag ein Grund dafür gewesen sein, dass die, seit Mitte April fallende Anzahl an aktiven Infektionen eine gewisse Zeit lang weniger mediale Aufmerksamkeit erfuhr.

Mit der Verabschiedung des „zweiten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ im Mai 2020 wurde auch ein negativer Corona-Test zu einem meldepflichtigen Ereignis. Damit wurde die Grundlage geschaffen, verlässliche, quantitative Aussagen über die Verbreitung von SARS-CoV2 zu treffen. Meiner Wahrnehmung nach, lassen die Medien diesen Umstand sehr wohl in ihre Berichterstattung einfließen.

Dass die Verbreitung stetig steigender, kumulierter Fallzahlen bei vielen Menschen ein gewisses Unbehagen auslöste, kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch habe ich Verständnis für Ihre Argumentation, mit den Nachrichten zum Thema Corona keine Panik auszulösen. Deshalb gefällt mir die von Ihnen gewünschte Darstellung besser. Welche Nachrichten in welcher Form präsentiert werden, entzieht sich dem politischen Einfluss. Der Versuch allein würde, völlig zurecht, zu einem Skandal führen. Die Pressefreiheit ist eine große Errungenschaft unserer Gesellschaft und durch Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert.

Weder die Bundesregierung, noch die Mitglieder des Bundestages wie auch der einzelnen Landtage haben Einfluss darauf, wie Medieninhalte in die Öffentlichkeit transportiert werden. Zwar werden die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten durch Rundfunkräte kontrolliert, diese bestimmen jedoch nicht die Programmplanung, sondern überwachen die Einhaltung der gesetzlich normierten Programmgrundsätze. Dazu zählen unter anderem die Verpflichtung auf die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik Deutschland, die Achtung der Menschenwürde sowie die Verpflichtung zu wahrheitsgetreuer und sachlicher Berichterstattung.

Überdies teile ich uneingeschränkt Ihre Ansicht, dass gerade in Krisenzeiten Solidarität sehr wichtig ist.

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Selle MdB