Frage an Johannes Selle von Udo S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Selle,
zum Verständnis meiner Fragen möchte ich folgende Vorbemerkung machen:
Kürzlich wurde in den Medien über den Bau einer Straße durch die Serengeti berichtet. Diese hätte beträchtliche Konsequenzen für die Tierwelt in diesem Naturreservat. Daher möchte Minister Niebel den Bau von Umgehungsstraßen untersuchen lassen.
Dieses Thema wurde von dem Internetportal "Klimaschutz-Netz" aufgegriffen und dort auf der Facebook-Seite diskutiert. Dabei entstand die Idee statt der Straße eine Eisenbahnverbindung zu bauen, die viel nachhaltiger wäre, da diese auch elektrisch betrieben werden könnte, z.B. irgendwann auch mit Strom aus Solarenergie. (Im sonnenreichen Tansania doch ein gute Möglichkeit der Energiegewinnung.) Meiner Meinung nach könnte eine Eisenbahnverbindung zwischen Arusha und Shinyanga die Transportaufgaben der Straße erfüllen und würde noch dazu das tansanische Eisenbahnnetz komplettieren und revitalisieren, da beide Orte bereits über Bahnverbindungen verfügen. Die Verbindung würde in etwa entlang der geplanten Südumgehung gehen.
Nun meine Fragen: Könnten Sie sich vorstellen einen Beschluss im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung anzuregen, damit die Möglichkeit einer Bahnverbindung, z.B. zwischen Arusha und Shinyanga, auch untersucht wird?
Wenn Sie sich das vorstellen können, würden Sie das dann auch tun?
Sehr geehrter Herr Schuldt,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihre Einschätzungen zum Bau der Schnellstraße durch Serengeti.
Ich schließe mich Ihnen und der Ausschussvorsitzenden Sibylle Pfeiffer, die Ihr Schreiben bereits schriftlich beantwortet hat, an, dass der Bau einer Straße durch den Serengeti-Nationalpark für die Tierwelt verheerende Folgen hätte.
Ihren Vorschlag, eine Eisenbahnverbindung zwischen Arusha und Shinyanga zu bauen, finde ich sehr interessant. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass dies für das Naturreservat keine wirkliche Alternative darstellt. Eisenbahn kann nie die Straße vollständig ersetzen.
Erfreulicherweise ist die tansanische Regierung von ihren bisherigen Plänen zum Bau einer Fernstraße abgerückt. Demnach soll eine Teerstraße von Osten kommend in Loliondo enden, vom Westen kommend in Mugumu. Damit werden zwar diese Gemeinden an das Straßennetz um Arusha und den Viktoria-See angebunden. Die Pisten durch den Nationalpark bleiben ungeteert und unter der Hoheit der Nationalparkbehörde TANAPA und wie bisher nur für touristische und administrative Zwecke nutzbar. Das Abrücken der tansanischen Regierung von einer Schnellstraße durch Serengeti kann als erster Erfolg gewertet werden.
Mit der Ankündigung, auf eine Teerung der Straße zu verzichten, konnte Tansania zunächst wertvolle Zeit gewinnen. Seit 1981 steht der Nationalpark-Serengenti auf der Weltkulturerbeliste und wurde vorläufig nicht auf die sogenannte "Rote Liste" mit den gefährdeten Welterbestätten gesetzt.
Bundesminister Niebel hat die Ankündigung der tansanischen Regierung positiv aufgenommen. Er hat aus diesem Grund die KfW beauftragt, mit der Vorprüfung eines Entwicklungsvorhabens in der an die Serengeti angrenzenden Region Loliondo zu beginnen. Es wurde ein Kompromiss gefunden, der sowohl die wirtschaftliche Entwicklung einer bisher vernachlässigten Region sowie die Naturschutzinteressen in diesem ökologisch sensiblen Gebiet berücksichtigt.
Nach Einschätzungen von UNESCO-Vertretern ist das Thema allerdings noch nicht endgültig vom Tisch. Es besteht durchaus die Möglichkeit, das die tansanische Regierung dieses Projekt wieder hervorholt.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Selle