Frage an Johannes Remmel von Lutz H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Remmel,
Sie sind einer der Unterzeichner des Antrags "A-01 Energiewende in Deutschland – Grün geht voran" zur Sonder-BDK Ihrer Partei ( http://www.gruene-partei.de/cms/default/dok/382/382734.energiewende_in_deutschland_gruen_geht_v.htm ). In diesem Antrag treten Sie dafür ein, den Plänen der Bundesregierung zur Laufzeit von Atomkraftwerken zuzustimmen.
Zu dieser geplanten Zustimmung äußern sich Umweltverbände und wesentliche Stimmen der Anti-Atomkraft-Bewegung sehr kritisch (z. B. Herr Stay von .augestrahlt: "Wer einem Weiterbetrieb der Reaktoren bis 2022, einem AKW im Stand-by-Betrieb und reduzierten Sicherheitsanforderungen zustimmt, verliert seine Glaubwürdigkeit und kann sich nicht mehr Teil der Anti-Atom-Bewegung nennen.").
Sehen Sie BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und sich ganz persönlich noch als Teil der Anti-Atomkraft-Bewegung?
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Horn
Sehr geehrter Herr Horn,
zunächst einmal möchte ich mich für Ihre Frage vom 17.06.2011 bedanken.
Die Entscheidung, dem Vorschlag der Bundesregierung zum Atomausstieg bis 2022 zuzustimmen, ist vielen und auch mir nicht leicht gefallen. Ich hätte mir einen früheren Ausstieg bis 2017 gewünscht und mein Ministerium hat dazu auch einen konkreten, rechtssicheren Stufenplan vorgelegt. Leider gab es dafür keine Mehrheiten.
Dennoch habe ich mich entschieden, dem Plan der Bundesregierung zuzustimmen, denn so unzureichend er auch ist, so umfasst er doch immerhin auch die sofortige Abschaltung der sieben ältesten Reaktoren plus des Pannenreaktors in Krümmel. Und er setzt ein festes und nach meiner Überzeugung unumkehrbares Ende der Atomenergie in Deutschland inklusive eines festen Enddatums. Das ist weniger als ich wollte, aber mehr als wir vor Monaten alle zusammen realistischerweise zu hoffen gewagt hatten. Und es hat eine enorme internationale Vorbildfunktion!
Was jetzt folgt und wofür ich mit allen Kräften kämpfen werde, ist die beschleunigte Energiewende, für die wir Grüne die drei "E"s setzen: Energieeffizienz, Energieeinsparung, Erneuerbare! Hier sind die Beschlüsse der Bundesregierung völlig unzureichend und darum auch vom Bundesparteitag sowie der Bundestagsfraktion heftig kritisiert, abgelehnt und mit ambitionierten Gegenvorschlägen gekontert worden.
Nach dem Regierungswechsel 2013 wird es für eine neue Koalition unter grüner Beteiligung eine Menge Nacharbeit geben.
Ihre Frage, ob ich mich nach meiner Zustimmung zum Parteitagsbeschluss nach wie vor als Teil der Anti-Atom-Bewegung sehe, möchte ich mit einer Gegenfrage beantworten: Glauben Sie, dass die Bereitschaft zum Kompromiss Teil des politischen Gestaltens ist? Ich glaube, ja. Sollten Sie diese Frage verneinen, wäre es um Ihre Einflussmöglichkeiten schon geschehen.
In solidarischer Verbundenheit grüßt Sie Ihr Johannes Remmel