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Frage von Edwin Christian K. •

Frage an Johannes Pflug von Edwin Christian K. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Pflug,

Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort zum BGE.

Sie schreiben: Wissenschaftliche Studien habe gezeigt, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen den Mensch eben nicht zu einem zufriedenen, arbeitseifrigen und seine Freizeit sinnvoll nutzenden homo illuminatus werden lässt.

Ich bin sehr interessiert an den Wissenschaftlichen Studien zum BGE, wären sie so nett mir die Quellen zu nennen!

Liebe Grüsse

Edwin Christian Kaiser

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Sehr geehrter Herr Kaiser,

in der wissenschaftlichen Literatur existiert eine Reihe von Studien zur Thematik des bedingungslosen Grundeinkommens. Daher möchte ich Ihnen einige meiner Quellen nennen.

So schreibt Kolja Rudzio in seinem Beitrag „Nie wieder Hartz IV“ in der „ZEIT“ vom 12.04.2007, indem es um das bedingungslose Grundeinkommen geht:

„Weitere Erfahrungen stammen aus Experimenten in den sechziger und siebziger Jahren. Damals plädierten in den USA Politiker wie Wissenschaftler unterschiedlicher Couleur für ein Grundeinkommen, neben Milton Friedman etwa sein linksorientierter Fachkollege James Tobin. In vier verschiedenen Regionen, vom ländlichen Iowa bis zur Großstadt Seattle, wurden Feldversuche gestartet. *Ausgewählte Familien bekamen* bis zu fünf Jahre lang ein Grundeinkommen auf Sozialhilfeniveau, zudem gab es eine Kontrollgruppe ohne Unterstützung. »Die Erwartung war, dass die Menschen trotz des Geldes mehr arbeiten würden, weil die Anreize besser sein sollten als im herkömmlichen Steuer- und Sozialsystem«, erinnert sich Gary Burtless, der als junger Wissenschaftler an dem Versuch mitwirkte und heute Professor an der Brookings Institution in Washington ist. »Aber das war die größte Überraschung: Die Menschen arbeiteten deutlich weniger.« Familienväter reduzierten ihren Arbeitseinsatz um fünf bis sieben Prozent, Ehefrauen um zehn bis 14 Prozent und Schüler noch mehr. Vielleicht hätten die Leute sogar ihre Jobs aufgegeben, wenn es mehr als ein vorübergehendes Experiment gewesen wäre. »Ich habe selbst bei Tobin studiert und war ein Anhänger seiner Ideen«, sagt Burtless, »aber heute weiß ich: Er und Friedman haben sich geirrt.« Das Problem: Je mehr die Bezieher ihre Arbeit einschränken, desto weniger Geld steht zur Umverteilung zur Verfügung. Ein Bürgergeld, das tatsächlich die Menschen von den Zwängen der Arbeitsgesellschaft befreite, untergrübe seine eigene Finanzierung. Schon in den heutigen Sozialstaaten schrumpft das Bestreben vieler Menschen, von eigener Arbeit statt staatlicher Stütze zu leben, warnt der schwedische Forscher Assar Lindbeck. Die »soziale Norm der Arbeit« erodiere zwar nur langsam, auf Dauer wären aber die wirtschaftlichen Grundlagen des Sozialstaats in Gefahr.“

Den Beitrag/“//The work response to a guaranteed income: a survey of experimental evidence”// / von Gary Burtless zu den sozialen Problemen eines bedingungslosen Grundeinkommens finden Sie online unter: http://www.bos.frb.org/economic/conf/conf30.pdf , S. 22-53.

Über die fiskalischen Probleme der Einführung eines Bürgergeldes empfehle ich Ihnen die Studie von Volker Meinhard „Fiskalische Auswirkungen der Einführung eines Bürgergeldes. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen“ vom DIW Berlin.

Diese Literaturquellen sind selbstverständlich ist nur eine Auswahl. Ich hoffe, dass die empfohlene Lektüre Ihren Vorstellungen entspricht.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Johannes Pflug